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Vom Baller-Kanal zum Forellen- und Libellenparadies

Erster Spatenstich für die Renaturirung von Sorpe und Röhr im Gebiet "Lange Erlen": von links Dr. Thomas Grünebaum (Ruhrverband, Joachim Drüke und Rolf Dietz (beide Bezirksregierung), Meinolf Kühn (Stadt Sundern) und Thomas Schmidt (WAGU). (Foto: oe)
Ers­ter Spa­ten­stich für die Rena­tu­rie­rung von Sor­pe und Röhr im Gebiet „Lan­ge Erlen“: von links Dr. Tho­mas Grü­ne­baum (Ruhr­ver­band), Joa­chim Drü­ke und Rolf Dietz (bei­de Bezirks­re­gie­rung), Mein­olf Kühn (Stadt Sun­dern) und Tho­mas Schmidt (WAGU). (Foto: oe)

Hach­en. Die Heve hat heu­te noch ein weit­ge­hend von Men­schen­hand unbe­ein­fluss­tes natür­li­ches Fluß­bett – eine Sel­ten­heit auch im Sau­er­land. Weit mäan­drie­rend und behä­big durch­fließt sie im Arns­ber­ger Wald ihr wei­tes und fla­ches Tal auf dem Weg zur Möh­n­etal­sper­re. So ähn­lich mag auch ein­mal die Sor­pe zwi­schen Lang­scheid und Hach­en aus­ge­se­hen haben. Aber dar­an kön­nen sich selbst die 90-Jäh­ri­gen nicht mehr erin­nern. Seit dem Bau des Sor­pe­damms eilt die Sor­pe dort in einem tief ein­ge­mau­er­ten Kanal schnur­stracks durch die Wie­sen. Aber das soll sich in den kom­men­den Mona­ten ändern. Am Mon­tag wur­de das ers­te gro­ße Gewäs­ser­re­natu­rie­rungs­pro­jekt in Sun­dern mit dem ers­ten Spa­ten­stich gestar­tet. Nach dem Vor­bild der Heve sol­len der Unter­lauf der Sor­pe und auch ein angren­zen­der Teil­ab­schnitt der Röhr ein ganz neu­es Gesicht bekom­men. Zusam­men mit dem für 2015 geplan­ten zwei­ten Bau­ab­schnitt in der Orts­la­ge Hach­en ein 1,3‑Millionen-Euro-Projekt.

Hachen beim großen Hochwasser 2007  kurz vor Teilevakuierung

So sieht der Unterlauf der Sorpe seit über 80 Jahren aus. schnurgerde und als tiefer Kanal in die Wiesen eingemauert. (Foto: oe)
So sieht der Unter­lauf der Sor­pe seit über 80 Jah­ren aus: schnur­ge­ra­de und als tie­fer Kanal in die Wie­sen ein­ge­mau­ert. (Foto: oe)

Eine gro­ße finan­zi­el­le Her­aus­for­de­rung, aber auch ein dra­ma­ti­scher Anlass, an den Sun­derns Bei­geord­ne­ter Mein­olf Kühn beim ers­ten Spa­ten­stich erin­ner­te: Beim gro­ßen Hoch­was­ser im August 2007 sei­en hier gro­ße Flä­chen und die Stra­ßen über­flu­tet wor­den und es hät­ten nur noch 30 Minu­ten bis zu einer Tei­l­eva­ku­ie­rung von Hach­en gefehlt, als der Regen glück­li­cher­wei­se eine Pau­se mach­te, erin­ner­te Kühn. Damals habe man sich im Rat­haus sofort zusam­men­ge­setzt und über­legt, wie sol­che Gefah­ren künf­tig abge­wehrt wer­den könn­ten, schließ­lich gehe es um Hab und Gut, um Leib und Leben. Der Bei­geord­ne­te dank­te allen Betei­lig­ten für zügi­ge Pla­nungs- und Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren. Dass den­noch bereits sie­ben Jah­re seit dem gro­ßen Hoch­was­ser ver­gan­gen sind, liegt vor allem an den not­wen­di­gen Grund­stücks­käu­fen. So muss­te die Stadt Sun­dern hier – anders etwa als die Stadt Arns­berg bei ihren Ruhr­re­natu­rie­run­gen, die in Sun­dern als Vor­bild gese­hen wer­den – sämt­li­che Grund­stü­cke erst erwer­ben. Kühn dank­te hier spe­zi­ell die Fir­ma Froh, die auf ihre geplan­ten Erwei­te­rungs­flä­chen ver­zich­tet hat.

„Wichtig und wertvoll“ – Land gibt 90 Prozent Fördermittel

Joa­chim Drü­ke von der Bezirks­re­gie­rung Arns­berg sag­te, dass der Hoch­was­ser­schutz Anlaß und auch wich­ti­ges Ziel die­ses Umbaus sei, dass es aber um mehr gehe, um die Zurück­er­obe­rung der Aue. Er schwärm­te von neu­er Lebens­qua­li­tät, wenn dort Fami­li­en Fahr­rad fah­ren und Kin­der im Bach spie­len, wenn sie Spaß haben, Forel­len im Fluss und Libel­len im Flug zu beob­ach­ten. Sol­che Pro­jek­te sei­en im bes­ten Sin­ne klug und des­halb, wenn auch nicht ganz bil­lig, dem Land so wich­tig und wert­voll, dass bis zu 90 Pro­zent För­der­mit­tel bereit­ge­stellt wer­den. Er freue sich auf eine leben­di­ge Röhr und Sor­pe mit weni­ger Risiken.

Auch der Ruhr­ver­band ist mit im Boot. Ihm gehe es bei die­sem Kom­bi­pro­jekt vor allem um den Tal­sper­ren­aus­lass, der Bedeu­tung für den Was­ser­stand der Ruhr und damit die Trink­was­ser­ver­sor­gung von 4,6 Mil­lio­nen Men­schen, aber auch für die Ener­gie­ge­win­nung habe, so Dr. Tho­mas Grü­ne­baum. Auch die Rol­le des Gewäs­sers als Vor­flu­ter ist für ihn von Bedeu­tung. In den nächs­ten Wochen wer­den Fische­rei­spe­zia­lis­ten des Ruhr­ver­bands vom Möh­ne­see die umzu­ge­stal­ten­den Fluss­läu­fe abfi­schen, damit die Fische nicht zu Scha­den kom­men. Zudem wird der Ruhr­ver­band den Über­gang zum Kanal in Tie­fen­ha­gen sichern.

Zweiter Bauabschnitt im Ort Hachen folgt 2015

Diplom-Bio­lo­ge Tho­mas Schmidt vom Was­ser­wirt­schafts­spe­zia­lis­ten WAGU aus Kas­sel prä­sen­tier­te beim ers­ten Spa­ten­stich den in Aqua­rell­far­ben gemal­ten Plan des künf­ti­gen Laufs der bei­den Flüs­se. Er ver­sprach sehr schö­ne Land­schaf­ten – Mager­ra­sen­flä­chen für exten­si­ve Land­wirt­schaft, Auwald, Flach­was­ser­bio­to­pe und Kies­flä­chen. Die völ­lig unna­tür­li­che 660 Meter lan­ge Schuß­rin­ne, in der die Sor­pe unge­bremst in Rich­tung Röhr bal­lert, wird ver­füllt. Statt­des­sen ent­steht ein neu­es Bett, dass mit 1,4 Kilo­me­tern mehr als dop­pelt so lang ist. Dazu müs­sen erheb­li­che Men­gen von Boden bewegt wer­den. Zunächst wer­den rund 12.000 Kubik­me­ter Ober­bo­den abge­tra­gen. Von die­sem frucht­ba­ren Mut­ter­bo­den wer­den nur 2000 Kubik­me­ter wie­der ein­ge­baut, der Rest anders­wo ver­wer­tet. Dann folgt der Aus­hub von rund 25.000 Kubik­me­ter leh­mi­gem Auen­bo­den, von dem 15.000 Kubik­me­ter wie­der ein­ge­baut wer­den. Schließ­lich wer­den noch rund 15.000 Kubik­me­ter Fluss­kies bewegt, die kom­plett im Gelän­de verbleiben.

Zunächst wer­den die neu­en Fluss­läu­fe tro­cken model­liert, dann erfolgt der Durch­stich und die alten Was­ser­läu­fe kön­nen ver­füllt wer­den. Zum Schutz der Vogel­welt sei­en die Gehöl­ze bereits im Früh­jahr abge­holt wor­den und auf den Wie­sen habe man die ers­te und zwei­te Vogel­brut abge­war­tet, bevor der Bag­ger ange­rollt ist, sagt Die­ter Leser von der Stadt Sun­dern, der mit einer vier­mo­na­ti­gen Bau­zeit rech­net. Eini­ge Pflanz­ar­bei­ten könn­ten auch noch bis ins neue Jahr rei­chen. 2015 ist dann auch der 2. Bau­ab­schnitt vor­ge­se­hen. Dann geht es in die Orts­la­ge Hach­en, wo im Ver­lauf der Röhr gezielt Eng­päs­se auf­ge­wei­tet wer­den sollen.

 

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