Sundern. 75 Besucher waren jetzt der Einladung der Juso AG und der AG 60plus der Sunderner Sozialdemokraten ins Hof Café gefolgt, um über die Thematik „Mobilität im Röhrtal – Reaktivierung der Röhrtalbahn“ zu diskutieren. Niklas Latusek, Vorsitzender der Juso AG, der die Diskussion sachkundig moderierte, erinnerte in seiner Einführung an die fast 120-jährige Geschichte der Röhrtalbahn. Seit die Bahn am 1. Juni 1900 den regelmäßigen Betrieb aufnahm, trug sie, so Latusek, zur positiven wirtschaftlichen Entwicklung im gesamten Röhrtal bei.
Positive Kosten-Nutzen-Bilanz
Obwohl der augenblickliche Zustand der Bahnstrecke als nicht optimal anzusehen sei, so Michael Hergarten vom Zweckverband Ruhr-Lippe, bezeichnete er eine Reaktivierung der Röhrtalbahn als volkswirtschaftlich sinnvoll. Unter Annahme verschiedener Varianten hätten die Analysten, trotz der im Raum stehenden 13 Mio. Euro Reaktivierungskosten, einen positiven Nutzen-Kosten-Faktor errechnet. Diese Summe müsse aufgebracht werden, um Gleise, Haltestationen und Bahnübergänge auf einen Mindeststandard zu bringen. Diese Kosten würden im Falle der Reaktivierung nahezu komplett vom Land NRW übernommen. Moderne, geräuscharme und umweltfreundliche Triebwagen mit 120 Sitzplätzen, so Michael Hergarten, würden auf der Röhrtalbahn zum Einsatz kommen. Damit würde eine zusätzliche Lärmbelästigung für Anwohner an der Trasse äußerst minimiert.
Kurze Fahrzeiten, kurze Schrankenschließungen
Aus der Versammlung heraus wurde darauf hingewiesen, dass das zusätzliche Angebot durch die Bahn nur positive Einflüsse auf die Entwicklung im Röhrtal habe. So werde es durch moderne Züge möglich, inklusive Haltezeiten, in 20 bis 25 Minuten ohne Stau von Sundern nach Neheim zu kommen. Dort seien dann schnelle Anschlüsse an das Netz der DB möglich. Die an den stark befahrenden Straßen liegenden beschrankten Bahnübergängen würden, so Michael Hergarten, durch optimal eingestellte Einschaltkontakte so gestaltet, dass nur eine Schließung der Schranke für etwa 35 bis 55 Sekunden erforderlich sei.
Positives Signal von der IHK
Thomas Frye, Mitglied im Verkehrsausschuss der IHK, bezeichnete die Finanzmittel, die zur Reaktivierung der Bahnstrecke eingesetzt werden müssen, als gut angelegten Mittel zur Daseinsvorsorge im Röhrtal und im Sauerland. Die Anbindung der Röhrtalbahn an das Netz der DB mache die Schienenverbindung auch besonders für Berufspendler attraktiv.
HSK-SPD für Reaktivierung
Einig waren sich die Podiumsteilnehmer darüber, dass neben der Reaktivierung der Bahn die verschiedensten Bereiche des ÖPNV verbessert werden müssen. So könnte nach Ansicht von Peter Newiger, Kreistagsmitglied, am Bahnhof Sundern ein Taktknoten für den innerstädtischen Busverkehr aus den südlich und südöstlich gelegenen Ortsteilen, wie Endorf, Stockum, Hellefeld, entstehen. Damit könnte, so Newiger, eine optimale Kombination von Bahn und Bus in Sundern geschaffen werden. Die Kreistagsfraktion der SPD, so Fraktionsvorsitzender Reinhard Brüggemann, werde sich weiter eindeutig für die Streckenreaktivierung einsetzen.
MdB Wiese: „Lohnt sich und rechnet sich“
Dirk Wiese, MdB, berichtete über die parteiübergreifende Zusammenarbeit und Unterstützung, die es bei der Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke Brilon – Brilon Wald gegeben hat. Er bezeichnete die angestrebte Reaktivierung der Röhrtalbahn als Gewinn für den Wirtschaftsstandort Sundern. Die Reaktivierung, so Dirk Wiese, lohne sich, rechne sich und stärke die Wirtschaft im Röhrtal und im Sauerland.
Auch Radwege gefordert
Kritisch wurde aus der Versammlung angemerkt, dass für eine Verbesserung der Mobilität in Sundern und im gesamten Röhrtal, neben der Wiederinbetriebnahme der Bahn, auch der Ausbau des Radwegenetzes stärker in den Blick genommen und schneller umgesetzt werden müsste.
Klar wurde, dass nach einer Wiederinbetriebnahme der Bahn für den Personenverkehr auch die Möglichkeit des Güterverkehrs auf der Schiene möglich bleibe. Begegnungsverkehr, sowohl für den Personen- als auch für den Güterverkehr, wären an den verschiedensten Stellen der Strecke möglich.
Die angeregte und sachliche Diskussion zeige, so die Organisatoren der AG 60plus und der Juso-AG, dass das Thema „Mobilität“ einen herausragenden Stellenwert habe.
5 Antworten
Nun ja, wer sich der Rekonstruktion/Reaktivierung der Bahnlinie Sundern-Neheim widersetzt, wird niemals in Richtung „Weiteres Nachdenken ergab …“ unterwegs (gewesen) sein.
Diese Trasse nicht in die ÖPNV-Struktur zu integrieren, hat was von „Dummheit“.
Mit einer reaktivierten Röhrtalbahn geht es ja nicht darum noch mehr Verkehr, jetzt auch noch auf der Schiene, ins Röhrtal zu bekommen, sondern Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Wenn täglich 1000–2000 Menschen die Züge benutzen, kann sich jeder selber ausrechnen wie viele Autos, bei einer durchschnittlichen Besetzung von 1–2 Personen, nicht mehr stinkend und lärmend durch das Röhrtal fahren.
Lieber Herr Otto,
als Andersdenkender möchte ich mich dagegen verwahren, von Ihnen als dumm bezeichnet zu werden, zumal Sie als Arnsberger die spezielle Situation der Röhrtalbahn anscheinend überhaupt nicht überblicken.
Ich gehe jetzt nicht auf das Thema Wirtschaftlichkeit ein, da das sowieso keinerlei Rolle zu spielen scheint. Fördermittel aus Düsseldorf sind wohl keine Steuergelder, oder? Also kann man ruhig Projekte durchziehen, die absehbar unwirtschaftlich sind.
Ich möchte aber hier eher eingehen auf die wesentliche Problematik der „Zick-zack-Bahn“. Es war schon früher so, dass man vor einem Bahnübergang ewig warten mußte, ehe der Zug kam (der häufig nur mit einer Hand voll von Paxen besetzt war). Warum? Weil die Übergänge schon längst geschlossen waren, während z.B. im Bahnhof Hachen noch gemütlich Paxe ein- und ausstiegen. Der Bahnhof Hachen liegt nur 700 m vom Übergang entfernt. Wäre das mit der reaktivierten Bahn dann in Zukunft anders? Ich behaupte „nein“, denn die Vorlaufzeit wäre ansonsten viel zu gering. Die Übergänge nicht nur in Hachen, auch in Müschede und Sundern liegen recht nahe am Bahnhof, sodaß genau dieser Effekt auch dort aufträte. Also warten…warten.…warten bis der Zug mit den 5 Paxen endlich kommt.
Ich halte nur mal für´s Protokoll fest, dass Schrankenschließungszeiten von 35–55 Sekunden versprochen wurden. Meiner Meinung nach ein unhaltbares Versprechen.
Und eine Bitte noch: Die Möglichkeit für regulären Frachtverkehr ist völlig illusorisch. Es ist unredlich, diese Illusion immer wieder vorzugaukeln – wider besseren Wissens. Sowas ist wirkliche Verdummung.
Ich habe an der genannten Versammlung nicht teilgenommen, weil in dieser ideologiegeladenen Atmosphäre eine vernünftige Diskussion nicht möglich ist.
Nun ja, Herr W.Hengesbach:
Qua Lebensalter (Baujahr 1954) hab ich den regionalen (Klein)Bahn-Transfer live erlebt und genossen.
Bewegte mich mit Eltern und Großeltern via (Klein)-Eisenbahn in Richtung Sundern, Möhnesee etc.
Diese Struktur passt immer noch, so DASS dann gewollt werden würde ?
Nochmal an Herrn Otto: Stellen Sie sich doch bitte mal vor, sämtliche Ausfallstraßen Neheims incl. Autobahn würden zusammengefaßt in eine einzige Straße. Eine einzige Straße!!! So sind jedenfalls die Verhältnisse für Sundern.
Und über diese einzige Straße wollen nun gewisse Interessenten eine Bahnlinie im Zick-zack verlegen, die sämtlichen Verkehr auf 14 Kilometern viermal mit Bahnübergängen blockiert. Wartezeiten von 5 Minuten waren früher die Regel und sind auch zukünftig zu erwarten. Ist es dumm, sich dagegen zu engagieren?