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Unterwegs auf den Wegen von Franz Stock

Grup­pe Jugend­li­cher aus der Nehei­mer Pfarr­ge­mein­de mit Pfar­rer Ste­phan Jung vor dem Gebäu­de Rue Lho­mond 21/23 in Paris, zur Zeit Franz Stocks Sitz der Kath. Gemein­de deut­scher Spra­che. (Foto: privat)

Neheim/Chartres/Paris. Was ver­bin­den Sie mit dem 5. Juni? Den Geburts­tag oder viel­leicht den Hoch­zeits­tag? Die wenigs­ten wahr­schein­lich die Schlie­ßung des Sta­chel­draht­se­mi­nars von Char­tres in Frank­reich vor 70 Jah­ren. Anläss­lich die­ses Datums mach­te sich eine Grup­pe Jugend­li­cher aus der Pfarr­ge­mein­de St. Johan­nes Bap­tist Neheim und Voß­win­kel auf Ein­la­dung des Franz-Stock-Komi­tees mit Pfar­rer Ste­phan Jung, dem Zeit­zeu­gen Die­ter Lanz und sei­ner Frau, sowie der Haus­ge­mein­schaft des Erz­bi­schöf­li­chen Pries­ter­se­mi­nars von Pader­born auf den Weg nach Frankreich.

2000 Menschen zur Hinrichtung begleitet

Ein ers­ter Zwi­schen­stopp wur­de in Paris ein­ge­legt. Dort war der Nehei­mer Franz Stock von 1934 bis 1939 Seel­sor­ger der deut­schen Gemein­de. Nach dem Aus­bruch des 2. Welt­kriegs und nach der Beset­zung von Paris durch die deut­sche Wehr­macht wur­de sei­ne seel­sor­ge­ri­sche Tätig­keit dort unter­bro­chen. 1940 ist er wie­der nach Paris gesen­det wor­den und ab 1941 war er seel­sor­ge­risch zustän­dig für die zum Tode Ver­ur­teil­ten in den Gefäng­nis­sen Fres­nes, La San­tè und Cher­che Midi in Paris. Die meis­ten die­ser Erschie­ßun­gen wur­den auf dem Mont Valé­ri­en durch­ge­führt. Franz Stock beglei­te­te die­se Men­schen bis zur Erschie­ßungs­stät­te und dar­über hin­aus wäh­rend der Erschie­ßun­gen. Ins­ge­samt nann­te er 863 Men­schen, oft­mals fran­zö­si­sche Wider­stands­kämp­fer, in sei­nem Tage­buch. Kurz vor sei­nem eige­nen Tod hat er aber zu einem Bekann­ten gesagt, dass es 2000 Men­schen sei­en, die er beglei­tet hat.

Besuch am Mont Valé­ri­en. (Foto: privat)

Genau an die­sen Berg, wo die Exe­ku­tio­nen statt­ge­fun­den haben, wur­de ein Zwi­schen­stopp gemacht. Eine Füh­rung gab nähe­re Infor­ma­tio­nen zum Ort und dem Ablauf der Erschie­ßun­gen. Außer­dem wur­de in Paris das Insti­tu­te de Catho­li­que besich­tigt, wo Franz Stock drei Semes­ter lang stu­diert hat. „Am meis­ten hat mich der Besuch vom Mont Valé­ri­en beein­druckt. Die Fahrt zu dem Monu­ment und der Besuch der Kapel­le sind mir noch sehr in Erin­ne­rung, da dort auch vie­le Wider­stands­kämp­fer in mei­nem Alter hin­ge­rich­tet wor­den sind. Ich habe das Inne­re der Kapel­le mit den Schrif­ten auf der Wand und den Sär­gen noch vor Augen“, sag­te der 19-jäh­ri­ge Jas­per Bischoff.

Bis heute in Frankreich verehrt

Gera­de aber auch auf­grund der Tat­sa­che, dass Franz Stock ver­sucht hat, die letz­ten Wor­te oder Brie­fe der zum Tode Ver­ur­teil­ten zu den Fami­li­en zu brin­gen, ver­deut­licht wie sehr er sich für die­se ein­ge­setzt hat. Das ist auch ein Grund, wie­so er bis heu­te noch in Frank­reich ver­ehrt wird. Damit gilt er als Weg­be­rei­ter der Deutsch-Fran­zö­si­schen Freund­schaft. „Mich hat am Mont Valé­ri­en beson­ders beein­druckt, dass der zen­tra­le Platz vor dem Ehren­mal für die fran­zö­si­schen Wider­stands­kämp­fer gegen die deut­schen Besat­zer nach einem Deut­schen, nach Franz Stock benannt ist; eine grö­ße­re Wert­schät­zung ist kaum mög­lich“, so der 22-jäh­ri­ge Lukas Berting.

Zum Stacheldrahtseminar nach Chartres

Am nächs­ten Tag mach­te sich die Grup­pe auf den Weg nach Char­tres zum Sta­chel­draht­se­mi­nar. Das beson­de­re war, dass der Zeit­zeu­ge Die­ter Lanz die Grup­pe beglei­tet hat. Die­ser war selbst als jun­ger Mann zwei Jah­re im Pries­ter­se­mi­nar hin­ter Sta­chel­draht bis zur Schlie­ßung 1947. Die Lei­tung die­ses ein­ma­li­gen Semi­nars lag bei Franz Stock. Durch sein weit­läu­fi­ges Wis­sen über Franz Stock und das Pries­ter­se­mi­nar berei­cher­te Die­ter Lanz die Grup­pe mit Ein­drü­cken, wie sie nur jemand ver­mit­teln kann, der jenes mit­er­lebt hat. In die­sem Semi­nar konn­ten jun­ge Män­ner ihr Abitur nach­ho­len, um dann Theo­lo­gie zu stu­die­ren oder, um ihr Stu­di­um fort­zu­set­zen. Franz Stock leg­te bei dem Sta­chel­draht­se­mi­nar gro­ßen Wert dar­auf, dass jun­ge Pries­ter aus­ge­bil­det wer­den, die die euro­päi­sche Ein­heit, den Frie­den und die Völ­ker­ver­stän­di­gung im Her­zen tragen.

Gedenk­ver­an­stal­tung in Char­tres. (Foto: privat)

Mit einer sehr bewe­gen­den Mes­se im Sta­chel­draht­se­mi­nar, ori­gi­nal in der Bara­cke, wo das Pries­ter­se­mi­nar unter­ge­bracht wur­de und an der Stel­le, an der frü­her auch schon Got­tes­diens­te abge­hal­ten wur­den, ist an die Schlie­ßung des Semi­nars gedacht wor­den. Beson­ders her­vor­zu­he­ben ist, dass Die­ter Lanz der ein­zi­ge deut­sche Ver­tre­ter der Teil­neh­mer des Sta­chel­draht­se­mi­nars gewe­sen ist. Der Got­tes­dienst dort wur­de gemäß der deutsch-fran­zö­si­schen Freund­schaft auf bei­den Spra­chen zele­briert, unter ande­rem mit dem Bischof von Char­tres, Michel Pan­sard, dem Regens des Pries­ter­se­mi­nars, Msrg. Dr. Micha­el Men­ke-Peit­zmey­er und Ste­phan Jung. Am Tag dar­auf muss­te sich die Grup­pe nach dem Fest­got­tes­dienst in der Kathe­dra­le von Char­tres ver­ab­schie­den und die Heim­rei­se antreten.

Sehr spannende Tage

„Alles in allem muss man sagen, dass es sehr span­nen­de Tage waren, die uns sehr lan­ge Zeit in Erin­ne­rung blei­ben wer­den, außer­dem sol­len sie uns hel­fen das deutsch- fran­zö­si­sche Ver­hält­nis in Zukunft wei­ter zu stär­ken und das Leben Franz Stocks nicht in Ver­ges­sen­heit gera­ten zu las­sen“, so der 19-jäh­ri­ge Erik Dünschede.
Was am Ende bleibt ist der aus­drück­li­che Appell an uns alle für Frie­den und Frei­heit in Euro­pa ein­zu­tre­ten und in dem Lich­te Franz Stocks zu han­deln, beson­ders im Blick zu haben, dass es „In den Augen Got­tes […] weder Eng­län­der, noch Fran­zo­sen, noch Deut­sche [gibt], es gibt nur Chris­ten oder ganz ein­fach Men­schen“ Franz Stock 1943.

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