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Unternehmensverband fragt nach: Deutliche Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage – Erwartungen der Betriebe von Skepsis geprägt

Arns­berg. Zen­tra­les Ergeb­nis der aktu­el­len Kon­junk­tur­um­fra­ge des Unter­neh­mens­ver­ban­des West­fa­len-Mit­te ist, dass die Mehr­heit der teil­neh­men­den Unter­neh­men die wei­te­re wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung wesent­lich pes­si­mis­ti­scher ein­schätzt. Betei­ligt haben sich rund ein Drit­tel aller Mit­glieds­be­trie­be des Ver­ban­des mit ins­ge­samt knapp 30.000 Beschäf­tig­ten und über 750 Auszubildenden.

Der Vor­sit­zen­de des Ver­ban­des, Egbert Neu­haus, fasst zusam­men: „Ins­be­son­de­re der Ver­gleich mit den Anga­ben aus dem Vor­jahr macht deut­lich, dass sich die Lage der Betrie­be ver­schlech­tert hat und die Erwar­tun­gen an die kom­men­den sechs Mona­te von Skep­sis geprägt sind. Die aktu­el­len Zah­len sind als deut­li­ches Warn­si­gnal dafür zu ver­ste­hen, dass wir uns nicht zu sicher füh­len dür­fen, denn auch unse­re Wirt­schaft ist nicht unverwundbar.“

Zwar berich­tet mit 62 Pro­zent noch eine knap­pe Mehr­heit über gute bis befrie­di­gen­de Geschäf­te, aller­dings zeigt der Ver­gleich mit dem Vor­jahr eine gra­vie­ren­de Ver­schlech­te­rung: 2019 lie­fen bei 96 Pro­zent die Geschäf­te zufrie­den­stel­lend. Beklag­ten in 2019 ledig­lich vier Pro­zent schlech­te Geschäf­te, stieg die­ser Wert aktu­ell auf fast 40 Pro­zent. Und auch in den Erwar­tun­gen an 2020 ist ein Abwärts­trend erkenn­bar. 40 Pro­zent der Unter­neh­men sehen schlech­te­re Geschäf­te auf sich zukom­men. Im Vor­jahr galt das ledig­lich für 20 Pro­zent der Betriebe.

Auftragslage im In- und Ausland verschlechtert

Glei­ches gilt für die aktu­el­le und zu erwar­ten­de Auf­trags­la­ge aus dem In- und Aus­land. Fast 40 Pro­zent kla­gen über zu weni­ge Auf­trä­ge aus dem Inland und sogar 47 Pro­zent haben zu weni­ge Auf­trä­ge aus dem Aus­land. Nach Ein­schät­zung vie­ler Unter­neh­men wird sich die Auf­trags­la­ge im kom­men­den Jahr auch nicht bes­sern. 47 Pro­zent der Betrie­be befürch­ten einen Ein­bruch im Aus­lands­ge­schäft und nur noch drei Pro­zent rech­nen mit einer Ver­bes­se­rung. Damit zeigt sich deut­lich, dass die Unter­neh­men Risi­ken auf sich zukom­men sehen.

Konjunkturumfrage beim Unternehmensverband
Vor­sit­zen­der Egbert Neu­haus und Geschäfts­füh­rer Dr. Vol­ker Verch vom Unter­neh­mens­ver­band West­fa­len Mit­te stel­len heu­te die Ergeb­nis­se der Kon­junk­tur­um­fra­ge vor. Foto: UV Westfalen-Mitte

Aber auch die Erwar­tun­gen an das Inlands­ge­schäft für die nächs­ten sechs Mona­te sind deut­lich gedämpft. Dahin­ter ste­cken sicher nach wie vor haus­ge­mach­te Pro­ble­me wie die maro­de Infra­struk­tur oder auch die nicht immer wirt­schafts­freund­li­che Poli­tik in Land und Bund. Neu­haus: „Betrof­fen sind sicher in ers­ter Linie die Auto­mo­bil­zu­lie­fe­rer durch die aktu­el­le Kri­se der Auto­mo­bil­bau­er. Die M+E‑Industrie als Export­in­dus­trie und Her­stel­ler von Inves­ti­ti­ons­gü­tern ist von den aktu­el­len Unsi­cher­hei­ten der Welt­märk­te am stärks­ten betrof­fen. Aber gene­rell lei­det sicher die Mehr­heit unter dem der­zeit schlech­te­ren Export­ge­schäft. Hier zei­gen die welt­wei­ten Kri­sen und der durch die USA for­cier­te zuneh­men­de Pro­tek­tio­nis­mus Auswirkungen.“

Bereits Mitarbeiter entlassen

Die schlech­te wirt­schaft­li­che Lage zeigt inzwi­schen auch Aus­wir­kun­gen auf den Arbeits­markt: 12 Pro­zent der Betrie­be haben bereits Mit­ar­bei­ter ent­las­sen müs­sen, wei­te­re 21 Pro­zent pla­nen dies für die kom­men­den sechs Mona­te. Aller­dings haben auch fast ein Vier­tel der Unter­neh­men neue Beschäf­tig­te ein­ge­stellt und immer­hin 15 Pro­zent pla­nen Neu­ein­stel­lun­gen. Berück­sich­ti­gen muss man an die­ser Stel­le aber auch, dass 44 Pro­zent der Betrie­be in 2019 neue Mit­ar­bei­ter ein­ge­stellt haben und der Bedarf in 2020 damit gedeckt war. Die Aus­bil­dungs­be­reit­schaft der hei­mi­schen Indus­trie ist nach wie vor hoch. Knapp 70 Pro­zent der Unter­neh­men wird sein Aus­bil­dungs­platz­an­ge­bot in vol­lem Umfang auch in die­sem Jahr fortführen.

Fachkräftemangel besteht weiter

Ein wei­te­res Pro­blem, mit dem die hei­mi­schen Unter­neh­men zu kämp­fen haben, ist der Fach­kräf­te­man­gel. Ins­be­son­de­re im gewerb­lich-tech­ni­schen Bereich feh­len Aus­zu­bil­den­de, Fach­kräf­te und Inge­nieu­re. Zwar haben vie­le Unter­neh­men krea­ti­ve Lösun­gen ent­wi­ckelt, um Fach­kräf­te zu gewin­nen und zu bin­den, aller­dings blei­ben auch immer wie­der freie Stel­len unbesetzt.

Investitionsbereitschaft verringert

Die Inves­ti­ti­ons­be­reit­schaft ist im Ver­gleich zum Vor­jahr gesun­ken. Ledig­lich acht Pro­zent der befrag­ten Unter­neh­men mel­den stei­gen­de Inves­ti­tio­nen, im Vor­jahr lag der Wert noch bei 27 Pro­zent. Dem­ge­gen­über wird annä­hernd ein Drit­tel der Betrie­be weni­ger inves­tie­ren als 2019. Gera­de in die­sem Punkt wird die gro­ße Ver­un­si­che­rung der Betrie­be beson­ders deutlich.

Egbert Neu­haus: „Wenn kein Geld ver­dient wird, kann auch kein Geld aus­ge­ge­ben wer­den. Und die­se unfrei­wil­li­ge Spar­sam­keit kann sich in den kom­men­den Jah­ren rächen, wenn den Unter­neh­men moder­ne Tech­no­lo­gien oder Pro­duk­ti­ons­an­la­gen feh­len. In die­ser unsi­che­ren Situa­ti­on müs­sen zusätz­li­che Belas­tun­gen wie z.B. über­höh­te For­de­run­gen der IG Metall in der bald anste­hen­den Tarif­run­de der Metall- und Elek­tro­in­dus­trie unbe­dingt ver­mie­den werden.“

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