Hövel. Mit einer Eingabe wandten sich die Waldbesitzer aus dem Rohnscheid jetzt erneut an den Bürgermeister der Stadt Sundern gewandt. Damit es nicht zum ‚Worst Case‘ komme und das Betreten des Waldes nahe des Sorpesees bald womöglich nur noch mit Gummistiefeln möglich sei, bestehe dringender Handlungsbedarf, schreibt der Vorstand in einer umfangreichen, am Mittwoch veröffentlichten Pressemitteilung.
„Waldgebiet am Sorpesee nimmt Schaden“
Die Vorwürfe der Waldbesitzer:
- Es gebe unkoordinierte Alleingänge einzelner Waldbauern, durch die die von ihnen finanzierten Waldwirtschaftswege des zentral gelegenen und von Erholungssuchenden stark frequentierten Waldgebietes nahe der Sorpetalsperre weiteren Schaden nehmen könnte, und die sie nicht mehr mittragen wollen.
- Noch im Januar d. J. habe der Bürgermeister den Waldbesitzern weitere Gespräche am runden Tisch versprochen. Trotz dieser angekündigten Gespräche werde im Auftrag eines Waldbesitzers aus Estinghausen erneut zweifelhaftes Wegebaumaterial in die Waldwege verbracht.
- Abgesehen davon, dass normalerweise schon der gesunde Menschenverstand Waldwegebaumaßnahmen bei diesen denkbar ungünstigen Witterungsbedingungen ausschließe, befahre die Entsorgungsfirma nicht nur gemeinschaftliche Separationswege, sondern auch ihre Privatwege. Diese Wege würden jetzt ebenfalls durch Gleisbildung und Verdrückungen stark in Mitleidenschaft gezogen und instandsetzungsbedürftig.
- Im November 2015 habe der Waldbesitzer schon einmal Bodenaushub in einen Gemeinschaftsweg bei Langscheid fahren lassen. Als die Anlieger wegen dieser eigentlich illegalen Art der Bodenentsorgung in ihren Waldwegen Anzeige erstatteten, habe sich herausgestellt, dass die fragwürdige Wegebaumaßnahme seinerzeit in Absprache mit dem Tiefbauamt erfolgt sei. Obwohl es sich bei dem eingebrachten Material eindeutig nicht um wegebaufähiges, sondern um stark lehmhaltiges Material handelte, habe ihnen auch das zuständige Forstamt Schmallenberg die Bodenentsorgung als genehmigte Wegeinstandsetzung verkaufen wollen.
Strenge Richtlinien des Landes
Die Waldbauern vom Rohnscheid verweisen auf die strengen Richtlinien des Landes NRW, welche Materialien für den Waldwegebau Verwendung finden dürfen. „Zur Vernässung neigende Wege mit lehmhaltigen Materialien befestigen zu wollen, ist reiner Nonsens und zeugt von wenig Fachkompetenz“, sage der Förster. Bauaushub und vergleichbare Materialien würden allerdings verbotenerweise immer mal wieder auf diese Weise „entsorgt“. Das sei eine klassische Win-win-Situation: Einerseits lasse sich für den Bauunternehmer die teuren Entsorgungskosten sparen, andererseits verdiene sich der Waldbesitzer etwas dazu.
Stadt habe sich 42 Jahre nicht gekümmert
Seit den Eingemeindungen 1975 habe sich die Stadt Sundern 42 Jahre lang nicht um das Wegenetz gekümmert und die Wegeunterhaltung dem zuständigen Zweckverband, der Wegegemeinschaft Rohnscheid überlassen, so der Vorstand des Zweckverbandes. Es seien die Waldbauern aus dem Rohnscheid, die das Wegenetz ihrer Vorfahren seit 175 Jahren mit großem finanziellem Engagement instand halten. Vor allem in den 1960-er Jahren sei das Wegenetz durch den Neubau von Privatwegen beständig erweitert worden. „Bis zu dem Zeitpunkt, ab dem sich die Stadt plötzlich auf ihre Unterhaltungspflicht besinnt, war das Wegenetz in einem guten Zustand. Seitdem ist außer wilden Müllkippen und Schäden an den Waldwegen nichts weiter passiert“, so die Waldbauern.
Zusammenhang mit Flurbereinigung
Die Waldbauern aus dem Rohnscheid sprechen von ständigen Provokationen und sehen einen Zusammenhang mit dem Waldflurbereinigungsverfahren Hachen, dem sie sich 2012 entzogen hätten, was damals für großen Wirbel gesorgt habe. 2012 hätten sie begründete Zweifel gehegt, dass das Bodenordnungsverfahren für persönliche Zwecke einzelner Waldbesitzer – Erschließung von Windkraftanlagen im Wald und Einrichtung eines Moutainbike-Trails – missbraucht werden sollte. Die Waldbauern aus dem Rohnscheid seien deshalb aus der Forstbetriebsgemeinschaft ausgetreten und hätten einen neuen forstlichen Zusammenschluss gegründet.
Auch im Interesse des Steuerzahlers
Die Waldbauern des Wegeverbandes wollen „die vertragliche Absicherung der ohnehin mit eigenen Mitteln finanzierten Wegeunterhaltung“ und sehen Gefahr im Verzug, da das Wegenetz derzeit quasi brach liege und damit solche unqualifizierten Alleingänge erlaube. Um keinen Flickenteppich entstehen zu lassen, der eine ordnungsgemäße Waldwirtschaft verhindere, wollen sie „wohl oder übel“ einen gemeinsamen Konsens erarbeiten, wie es in vielen anderen Gemeinden schon üblich sei. Deswegen appellierten sie jetzt vor allem an die Vernunft, „damit die von der Stadt Sundern und einzelnen, immer wieder querschießenden Waldbauern unnötig provozierten Differenzen endlich ein Ende finden“. Eine vertragliche Übernahme und in Eigenregie durchgeführte Wegeunterhaltung durch die Wegegemeinschaft Rohnscheid sei letztendlich auch im finanziellen Interesse des Steuerzahlers, der durch die städtischen Eskapaden der letzten Jahre doch ohnehin schon gebeutelt sei.
Die komplette Pressemitteilung im Wortlaut: BeschwerdeBauschutt