Arnsberg. Der Kunstverein Arnsberg eröffnet am morgigen Freitag (8. Juli) zwei neue Ausstellungen und feiert zugleich sein Sommerfest. Zwei in Berlin lebende Künstlern, deren Schaffen Kunstvereinskurator Vlado Velkov schon seit Jahren beobachtet und die auch schon bei Gruppen- und Jahresgabenausstellungen in Arnsberg vertreten waren, präsentieren in Arnsberg ihre neuesten Werke in Einzelausstellungen. „Remind me later“ von Aram Bartholl wird um 19 Uhr in den Räumen des Kunstvereins am Neumarkt eröffnet, „Carillon“ von Tanaz Modabber eine Stunde später mit einer musikalischen Performance im nahen Lichthaus. Im Anschluss feiert der Kunstverein sein Sommerfest im Garten am Neumarkt.
Leere Tüte, Bestrahl-PC und Aluminiumhüte
„Haben Sie ihr Handy unter Kontrolle oder hat es Sie im Griff?“ fragt Aram Bartholl. Zentrales Thema der künstlerischen Arbeit des Gastprofessors der Kunstakademie in Kassel und der UCLA in Los Angeles sind die Auswirkungen der technischen Entwicklungen auf das soziale Leben und die zwischenmenschlichen Beziehungen. Er habe auch lange geglaubt, dass das Internet alles demokratischer und besser machen werde, sagt der 44-Jährige. Jetzt zeigt er das @-Symbol als Aufdruck auf einer leeren alten Einkaufstüte oder den Screenshot eines Computerspiels, auf dem eine Hand nur Geld kassieren will. Eine Installation zeigt einen typischen Computerarbeitsplatz, bei dem der Bildschirm durch eine Höhensonne ersetzt ist, die einen be- oder auch verstrahlt. „Narrenkappen“ sind für ihn die Tin Foil Hats, die Hüte aus Aluminiumfolie, die besonders in Amerika viele Menschen basteln und tragen, um sich gegen die Strahlung zu schützen, mit der sie angeblich per Satellit ferngesteuert werden sollen.
Zwei Installationen im öffentlichen Raum
In Zusammenarbeit von Kunstverein und Kulturbüro präsentiert Aram Bartholl auch zwei Installationen im öffentlichen Raum. „Diese Verbindung ist uns wichtig, denn wir wollen uns keinesfalls hier im Kunstverein einschließen“, sagt Kurator Vlado Velkov. Auf dem Neumarkt wird eine „Handyzone“ markiert, ein kleiner gelb umrahmter Bereich ähnlich den Raucherzonen etwa auf Bahnhöfen, der die Frage stellt, ob denn der Rest des Platzes jetzt handyfrei ist. Ob auch die zweite Installation wie zunächst geplant auf den Neumarkt kommt, war beim Pressegespräch noch offen. Denn das Objekt sei, so der Künstler, „recht groß“. Es handelt sich um eine 3,60 Meter hohe und 7 Meter lange Konstruktion, die eine Hand und ein Handy darstellt, wobei das Handy-Display ausgeschnitten ist und somit dem Betrachter, je nachdem, wie er hindurch schaut, einen anderen Blickwinkel präsentiert. „Das Werk solle natürlich interessante Blickperspektiven bieten, aber auf dem Neumarkt auch nicht allzu viel Platz wegnehmen. Deshalb werde man noch testen“, so Kirsten Minkel vom Kulturbüro.
„Carillon“ – ein Glockenspiel im Lichthaus
Ganz anders die Ausstellung „Carillon“ im Lichthaus. Die aus unendlich vielen Messingstäben und Gummiverbindungen geschaffenen Skulpturen von Tanaz Modabber erinnern an die uralte Teppichknüpfertradition ihres Geburtslandes Iran, umgesetzt mit ganz neuen Materialien. Die Künstlerin arbeitet an der Schnittstelle von Raum, Kunst und Klang, wobei es ihr gelingt, statischen Strukturen eine formale und akustische Dynamik zu geben. Ein „Carillon“ ist ein großes Glockenspiel, das sich in der Regel in einem Turm befindet. Die Künstlerin bezieht sich mit dem Titel ihres Werks auf die zahlreichen Kirchtürme in Arnsberg. Die Skulpturen, die die ganze Höhe des Lichthauses nutzen, zeichnen Turmsilhouetten nach, verfügen aber auch über eigene Glocken und Glöckchen, die erklingen, wenn der Wind durch das Lichthaus weht oder wenn man die kinetischen Arbeiten auseinander zieht und wieder ineinander fallen lässt.
Klangperformance zur Eröffnung
Zur Ausstellungseröffnung ist eine Klangperformance vorbereitet, bei der ein Percussionskünstler zusammen mit drei Arnsberger Frauenstimmen auftreten wird. Nach der Eröffnung sind die Skulpturen zunächst nur durch die Scheiben des Lichthauses zu betrachten. Während des Kunstsommers ist das Lichthaus dann vom 14. bis 21. August jeweils von 15 bis 18 Uhr geöffnet und eine junge Mitarbeiterin des Kulturbüros gibt Erläuterungen. „Zwei Ausstellungen also, die wunderschön zu genießen sind“, so Mitorganisatorin Kathrin Ueberholz.
- Info: www.kunstverein-arnsberg.de