Oeventrop. Mit einem so überwältigendem Besuch hatten die Mitglieder des Arbeitskreise Ortsgeschichte Oeventrop (AKO) nicht gerechnet. Zur Eröffnung der Springborn-Ausstellung in der Aula der Grundschule Dinschede hatten sich über 130 Freunde des bekannten sauerländischen Malers eingefunden. Der Sprecher des AKO, Ludwig Hoppe, begrüßte die Gäste, darunter Bürgermeister Hans-Josef Vogel und die zahlreichen Leihgeber, die vom AKO in den letzten Monaten als Bildbesitzer ausfindig gemacht worden waren.
Dank an Fotografen, Restaurator, Helfer und Sponsoren
Hoppe bedankte sich bei allen, die zum Gelingen dieser sehenswerten Ausstellung beigetragen haben bei: den Fotografen Alessandro Pirillo und Franz-Josef Molitor für die kompetenten fotografischen Vorarbeiten für Kalender und Postkarten, bei Johannes Decker, der an einer größeren Anzahl von Bildern eine sachkundige Restaurierung vorgenommen hat, bei den Mitgliedern des AKO für ihre umfangreiche Arbeit während des letzten Jahres. Ebenso galt der Dank den Sponsoren: der Spadaka Oeventrop, der Volksbank Sauerland, der Sparkasse Arnsberg und der Beleuchtungsfirma TRILUX, die mit ihrer Neuinstallation eine ganz hervorragende Lichtgestaltung ermöglichte.
Vogel: „Typisch Oeventrop, die machen es einfach!“
Bürgermeister Hans-Josef Vogel würdigte die Arbeit des Arbeitskreises: „Typisch Oeventrop – die fragen nicht, was kann die Stadt für uns tun, die machen es einfach. Die machen es da, wo es hingehört, da wo der Künstler gelebt hat, in Oeventrop. Springborn ist ein Maler einer verlorenen Generation gewesen, gebeutelt durch Kriegswirren und Kriegsleiden. Springborn hatte Glück, denn er kam verletzt und krank schon früh (1940) nach Oeventrop, lernte den Ort und das Sauerland kennen. Schon bald gehörte er mit seinen Malutensilien, die er auf seinem Rennrad transportierte, zum Ortsbild. Er war nah bei den Menschen, die ihm in seinem Atelier hinter der Stemann‚schen Kegelbahn über die Schulter schauen durften.“ Bürgermeister Vogel bedankte sich im Namen der Stadt, dass mit dieser Ausstellung in den kommenden acht Tagen den Bürgern der Stadt die Gelegenheit gegeben ist, Bilder des Malers Hermann Springborn zu besichtigen, eines Malers, „der einer von uns war, der in unserer Landschaft gelebt und gewirkt hat, der diese für uns in Bildern festgehalten hat.“
„Ein immer fröhlicher Mensch mit weißem Malerkittel“
Anschließend würdigte Gerhard Keßler als Laudator das Lebenswerk des Oeventroper Malers. „Hermann Springborn war anders als die meisten Erwachsenen. Im Nachkriegswirrwarr war er für uns Nachbarskinder eine Größe, manche Stunden verbrachten wir bei ihm im Atelier, er konnte zuhören, er konnte erzählen und vor allem konnte er malen.. Die alte Stemann‚sche Kegelbahn war Werkstatt und Atelier. Zutritt war erlaubt, auch wenn er nicht anwesend war. Ein großer Kanonenofen sollte im Winter für Wärme sorgen, meist war er aber kalt; wer hatte damals schon Geld um Kohlen zu kaufen. Springborn hatte aber auch andere Mittel, sein Innerstes zu erwärmen. Ich sehe ihn noch heute vor mir, wie er sommertags auf dem Rennrad zu seinen Malorten fuhr. Ein immer fröhlicher Mensch mit weißem Malerkittel, die Piep im Mund und den Schalk im Nacken. Rasch und sicher fing er die Sauerländer Landschaft ein. Selten auf teurer Leinwand, meistens wurden die Ölbilder auf Sperrholz oder auf Pappe aufgetragen. Die Bilder waren nicht teuer. Nach der Währungsreform tauschte er Bilder gegen Waren, flüssig oder fest. Viele Bilder hingen oder hängen in Sauerländer Gasthöfen, die der Maler mit seinem Rennrad und der Staffelei auf seinen Exkursionen oftmals besuchte. Schnell fand sich um diese rheinische Frohnatur eine Gesellschaft, die er mit lustigen Erzählungen in Stimmung brachte. Häufig wechselte dann eines seiner Bilder zum Ausgleich seines “Deckels“ den Besitzer. Sein Talent, die sauerländische Landschaft mit dem Pinsel festzuhalten, war außergewöhnlich.“ Keßler endete mit den Schlussworten: „50 Jahre ist der Maler nun schon nicht mehr unter uns. Seine Arbeiten sind unverkennbar und ein Spiegelbild unserer heimischen Landschaft.“
Kalender und Postkartensatz herausgegeben
Als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk, im nächsten Jahr wäre Springborns 110. Geburtstag, hat der Arbeitskreis einen vierfarbigen Kalender 2015 für 12 Euro und einen Postkartensatz, bestehend aus 8 Postkarten, für 4 Euro mit Motiven von ausgesuchten Bildern herausgegeben. Bei Gesprächen über den Maler und die Bilder blieben die Gäste noch eine ganze Weile und wandelten immer wieder mal durch die einzelnen Abteilungen dieser gelungenen Ausstellung. Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung von der jungen Pianistin Carolin Springborn.
Die Ausstellung in der Aula der Grundschule Dinschede ist täglich geöffnet von 14 bis 18 Uhr. Am Sonntag, 16. November endet sie dann mit einem weiteren Höhepunkt, mit der Buchvorstellung des Bildbandes von Herbert Hesse, die um 15 Uhr beginnt. Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen.
Franz-Josef Molitor