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SPD Sundern – Ein Rücktritt, der nichts löst: Kommentar von Ludwig Greven

Sun­dern. Der Ver­zicht von Ser­hat Sari­ka­ya auf eine erneu­te Kan­di­da­tur für den Stadt­ver­bands­vor­sitz nur drei Tage vor der Mit­glie­der­ver­samm­lung stürzt Sun­derns tief gespal­te­ne SPD voll­ends ins Cha­os. Not­wen­dig wäre nun ein per­so­nel­ler Neu­an­fang auf allen Ebenen

Neuanfang auf allen Ebenen notwendig

Nach Mona­ten und Jah­ren hef­ti­ger inner­par­tei­li­cher Aus­ein­an­der­set­zun­gen hat Sun­derns SPD-Chef Ser­hat Sari­ka­ya die Kon­se­quenz gezo­gen – end­lich und reich­lich spät. Ja, zu spät. In einem Schrei­ben an die ört­li­chen Genos­sin­nen und Genos­sen teil­te er Mitt­woch mit, dass er vom Amt des Vor­sit­zen­den des Stadt­ver­bands zurück­tritt und er auf der mit gro­ßer Anspan­nung erwar­te­ten Mit­glie­der­ver­samm­lung am Sams­tag nicht wie­der antritt. Er begrün­de­te das mit der Belas­tung durch die per­sön­li­che Anfein­dun­gen und Dif­fa­mie­run­gen aus der eige­nen Par­tei, vor allem aber damit, dass die Gegen­sei­te ange­kün­digt habe, im Fall sei­ner Wie­der­wahl die Zusam­men­ar­beit auf allen Ebe­nen zu boy­kot­tie­ren. Die­se Spal­tung des SPD-Stadt­ver­bands kön­ne er nicht zulassen.

Zur Spaltung selbst beigetragen?

Nun könn­te man lan­ge dar­über dis­ku­tie­ren, ob und was Sari­ka­ya zu die­ser Spal­tung selbst bei­getra­gen hat. Klar war aber schon nach der Mit­glie­der­ver­samm­lung Mit­te Sep­tem­ber, auf der er und sei­ne Unter­stüt­zer sei­ne Abwahl nur äußerst knapp ver­hin­dern konn­ten, dass er nicht dazu in der Lage war, die zer­strit­te­ne Stadt­par­tei wie­der zu einen. Statt­des­sen hat er auf die anhal­ten­den ver­deck­ten Angrif­fe sei­ner Geg­ner in den ver­gan­ge­nen Wochen wie­der mit öffent­li­chen Gegen­at­ta­cken reagiert. Das konn­te kein gutes Ende nehmen.

An Parteispitze Trümmerfeld hinterlassen

Sari­ka­ya hin­ter­lässt nach sechts Jah­ren an der Par­tei­spit­ze ein Trüm­mer­feld. Kurz vor der ver­scho­be­nen Neu­wahl des Vor­stands steht die Stadt­par­tei kopf- und führung­los da. Per­sön­li­che und poli­ti­sche Unter­stüt­zer hat ihn schon seit län­ge­rem zum Ver­zicht gedrängt, um einen Alter­na­tiv- und mög­li­chen Kom­pro­missb­wer­ber gegen den Gegen­kan­di­da­ten Lars Dün­ne­ba­cke auf­zu­bau­en, der von sei­nen Wider­sa­chern vor­ge­schickt ist, ange­führt von Frak­ti­ons­chef Micha­el Ste­che­le und ande­ren älte­ren Genos­sen wie Fried­rich Nagel und Wil­fried Eber­mann. Dafür ist es nun sehr knapp.

Jour­na­list Lud­wig Gre­ven kom­men­tiert den Rück­tritt von Ser­hat Sari­ka­ya. Foto: privat

Kandidatur für Vorstand zurück gezogen

Meh­re­re Genos­sen aus dem Unter­stüt­zer­kreis von Sari­ka­ya haben unmit­tel­bar nach sei­nem Rück­zug bereits ihre Kan­di­da­tur für den Vor­stand zurück­ge­zo­gen. Sei­ne Geg­ner wer­den nun tri­um­phie­ren, weil sie hof­fen kön­nen, am Sams­tag ihren Bewer­ber Dün­ne­ba­cke durch­zu­brin­gen. Aber sie soll­ten sich nicht zu früh freu­en: Eine zer­strit­te­ne Par­tei, die ihren eige­nen Vor­sit­zen­den zer­mürbt und absägt, ist für die Wäh­ler nicht attrak­tiv. Die SPD wird dafür bei der Rats­wahl im Sep­tem­ber die Quit­tung bekommen.

Auch Stechele müsste gehen

Wenn die SPD noch eine Chan­ce bei der Wahl und für einen Neu­an­fang haben will, müss­te sich jetzt auch Rats­frak­ti­ons­chef Ste­che­le zurück­zie­hen. Er hat es nie ver­wun­den, dass Sari­ka­ya nicht nach sei­ner Pfei­fe tan­zen woll­te und dass dem das gelang, was er und sei­ne Vor­gän­ger nie geschafft hat­ten: Das Bür­ger­meis­ter­amt 2015 für die SPD zu erobern. Mit ande­ren Genos­sen hat er des­halb bis zuletzt alles unter­nom­men, um Sari­ka­ya in des­sen ohne­hin wei­ge­hend macht­lo­sen Amt zu schwä­chen und zu atta­ckie­ren, auch mit infams­ten Mit­teln und Vorwürfen.

Weitere Konsequenz nicht zu erwarten

Dass Ste­che­le nun eben­falls die Kon­se­quenz zieht, ist aller­dings nicht zu erwar­ten. Er hält sich vie­le Amts- und Funk­ti­ons­trä­ger auch in ande­ren Par­tei­en offen­kun­ding für uner­setz­bar. Also wird die Sun­derner SPD auch unter einem neu­en Vor­sit­zen­den nicht zur Ruhe kommen.

Sunderner SPD kommt nicht zur Ruhe

Weit ver­häng­nis­vol­ler noch für die Stadt und ihre Bür­ger und Bür­ge­rin­nen ist jedoch, dass Ralph Bro­del, dem Sari­ka­ya 2015 mit einem Par­tei­en­bünd­nis ins Bür­ger­meis­ter­amt ver­hol­fen hat, den not­wen­di­gen und von vie­len erhoff­ten Neu­an­fang nicht geschafft hat. Im Gegen­teil ist unter ihm und mit dem eben­falls zer­strit­te­nen Rat Vie­les noch schlim­mer gewor­den, wie zuletzt bei der Feri­en­sied­lung in Ame­cke, die die neue Eigen­tü­me­rin Hel­ma AG in noch grö­ße­rem Umfang bau­en will als bis­her geplant. Dass Bro­del, der engs­te Ver­bün­de­te von Ste­che­le, auf sei­ne Kan­di­da­tur ver­zich­tet, ist aber erst recht nicht zu erwar­ten. Im Gegen­teil wer­den Sari­ka­yas Geg­ner nun alles dar­an set­zen, um ihn als SPD-Bewer­ber zu nomi­nie­ren. Das wäre für den bis­he­ri­gen Par­tei­vor­sit­zen­den und sei­ne Unter­stüt­zer das Bitterste.

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