Niedereimer. „Das Projekt schafft neue Energie für unsere Stadt“, sagte Bürgermeister Hans-Josef Vogel beim feierlichen ersten Spatenstich für den neuen Stadtwerke-Campus im Niedereimerfeld. „Wir sichern den Standort der Feuerwehr, gründen die Basis für Innovationen in unserer Stadt, schaffen neue Arbeitsplätze und leisten einen wichtigen Beitrag zu Stadtentwicklung.“ Stadtwerke-Geschäftsführer Karlheinz Weißer freute sich über den zweiten wichtigen Meilenstein-Schritt für sein Unternehmen innerhalb von 24 Stunden, denn am Vorabend des Startschusses für das 4,5 Millionen Euro teure Bauprojekt hatte der Stadtrat auch Grünes Licht gegeben für einen Einstieg der Stadtwerke in den Strom- und Gasvertrieb. Und auch Feuerwehrchef Bernd Löhr konnte sich freuen über den ersten Neubau eines Feuerwehrgerätehauses in der Stadt seit der kommunalen Neugliederung im Jahr 1975.
Energieberatungszentrum und Veranstaltungsraum
Noch ein Jahr, bis November 2015, soll gebaut werden, und dann wird sich das durch den Kauf eines 5500 Quadratmeter großen Firmengrundstücks deutlich vergrößerte Stadtwerke-Areal in ganz neuem Erscheinungsbild zeigen. Die Schauseite wird sich in Richtung Bruchhausen wenden, wo gegenüber dem Hammer-Baumarkt auch die neue Zufahrt zum Campus geschaffen wird, auf dem dann 130 Parkplätze die bisherige Parkplatznot beseitigen werden. Das bestehende Stadtwerke-Gebäude an der Straße Niedereimerfeld wird um zwei Baukörper ergänzt, die mit einem Quertrakt verbunden werden. Der Haupteingang wird in das mittlere Gebäude verlegt, das neben einem Foyer das neue Energieberatungszentrum sowie einen Veranstaltungsraum mit 99 Plätzen bieten wird. Im rückwärtigen Bereich, wo das alte Gebäude der Stadtentwässerung abgerissen wurde, entsteht ein langes Gebäude mit einer großen Fahrzeughalle und einem zweistöckigen Bürotrakt, was sich die Stadtentwässerung und die Feuerwehreinheiten aus Niedereimer und Bruchhausen künftig teilen.
Stadtwerke-Mitarbeiter verstärken Feuerwehr-Einsatzkräfte
Die Unterbringung von Stadtwerken und Feuerwehr unter einem Dach hat gleich doppelten Charme. Zum einen macht sie das Projekt deutlich preiswerter als bei zwei Stand-alone-Lösungen, zum anderen profitieren die Nachbarn auch im Alltag voneinander. Ohnehin gibt es Berührungspunkte zwischen Stadtwerken und Feuerwehr schon beim Katastrophenschutz etwa bei Überschwemmungen. Und unter den 135 Mitarbeitern der Stadtwerke sind so viele freiwillige Feuerwehrleute wie in keinem anderen Bereich der Stadtverwaltung. Die werden künftig eine zweite Feuerwehrausrüstung an ihrem Arbeitsplatz haben und mit den Kameraden aus Bruchhausen und Niedereimer ausrücken, wenn während ihrer Arbeitszeit alarmiert wird. „Wir können nicht nur von privaten Unternehmern fordern, ihre Mitarbeiter während der Arbeitszeit für die Feuerwehr freizustellen, sondern müssen als Stadt mit gutem Beispiel vorangehen,“ sagt Bürgermeister Vogel. „Von dieser zentralen Stelle mitten im Ruhrtal können die Einsatzfahrzeuge künftig in beide Richtungen durch das Ruhrtal durchknallen“, fügte Vogel hinzu, denn es sei nötig, die Wirkung zu verbessern. Wehrführer Bernd Löhr berichtete von Versuchsfahrten, die deutlich verbesserte Zielerreichungsgrade versprechen. So könne man von dem neuen Feuerwehrstandort sowohl den Seltersberg in Alt-Arnsberg als auch Herdringen in sechs Minuten erreichen. Auch mit der Werksfeuerwehr der unmittelbar benachbarten Chemie-Fabrik Perstorp wird die Kooperation künftig enger.
Wehrleute rückten während der Feier zum Einsatz ab
Ein Bild von durchknallenden Feuerwehrfahrzeugen konnten sich die rund 100 Gäste der Feierstunde machen, als während der Reden einige Einsatzfahrzeuge mit Tatütata in Richtung Reno de Medici vorbeifuhren und auch einige der Feuerwehrleute, die gerade der Rede ihres Chefs lauschten, plötzlich im Laufschritt davonhasteten.
„Ein emotionaler Ort der Begegnung“
Karlheinz Weißer sprach von einer „leuchtturmmäßigen Erfolgsgeschichte“ der Stadtwerke, wie er sie sich zumindest in dieser Geschwindigkeit nicht erträumt habe, als er vor etwas mehr als einem Jahr nach Arnsberg gekommen sei. Die Entscheidung für den Einstieg in den Strom- und Gasvertrieb sei ein Paradigmenwechsel, der dem Trend zur Rekommunalisierung folge, ein weiterer Schritt zum ganzheitlichen Energiedienstleiter nach den zarten Anfängen mit Sole, Geothermie und Holzheizwerk. Losgehen werde es mit dem Vertrieb am 1. April 2015 mit fünf neuen Mitarbeitern und einem Innenstadtbüro an der Neheimer Apothekerstraße. Ein zweites im Stadtteil Arnsberg könnte schon bald folgen, so Weißer. Mit der Eröffnung des Campus in einem Jahr werde es dann „einen emotionalen Ort der Begegnung für jung und alt“ geben, so der Stadtwerkechef, der in das gedankliche Zentrum der Arnsberger rücken und sie auf eine spannende Reise durch Exponate, Veranstaltungen und Seminare mitnehmen soll. „Erleben und Lernen“ seien zwei Stichworte, die Themen rund um die Bereiche Energie und Wasser auf dem Campus künftig für Jedermann spürbar werden lassen. „Wer weiß denn schon, wie eine Wärmepumpe aussieht, wir werden das erlebbar machen.“ Das Energieberatungszentrum wird einen Showroom haben, für den schon 20 Lieferanten und Hersteller als Partner gewonnen wurden, darunter Weltfirmen von Buderus über Grohe bis Vaillant. „Wir wollen neutrale Beratung und spannende Themen miteinander kombinieren und den Bürgern so einen echten Mehrwert bieten“, lautet Weißers Versprechen. Der Veranstaltungsraum soll auch benachbarten Unternehmen oder Vereinen für spannende Themen zur Verfügung stehen. Auch Aktivitäten wie „Jugend forscht!“ kann sich Weißer dort vorstellen.
Mehr als die schwarze Null
Bei allen schönen Gedanken zum künftigen Campus stellt Weißer aber auch eins klar: „Das alles muss sich als Profit-Center rechnen und mehr als eine schwarze Null abwerfen. Wir wollen unseren Beitrag zur Haushaltskonsolidierung der Stadt Arnsberg leisten.“