Arnsberg/Sundern. Auf ihrer Bilanzpressekonferenz hat die Sparkasse Arnsberg-Sundern von einem erfolgreiche und vor allem vom Volumen her zufriedenstellenden Geschäftsjahr berichtet, in dem die Summe der Kundeneinlagen die Milliarden-Marke geknackt hat. Die Sparkassenvorstände Norbert Runde und Ernst-Michael Sittig stellten aber das veränderte Kundenverhalten in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen und kündigten eine „marginale Anpassung“ der Öffnungszeiten in den nachfrageschwächsten Zeiten an. Die Beratungscenter Neheim und Arnsberg schließen ab 1. März wochentags um 17 statt um 18 Uhr und in Arnsberg wird die Mittagspause von 12.30 bis 14 Uhr eingeführt, wie es sie in Hüsten und Sundern bereits gibt.
„Vorreiter bei Digitalisierung“
Seit fast 200 Jahren sei es der Grundauftrag der Sparkassen, den Menschen in ihrem Verbreitungsgebiet die Möglichkeit zur Geldanlage zu geben und sie mit Krediten zu versorgen. Gesellschaftliche und technologische Entwicklung sowie veränderte Ansprüche und verändertes Verhalten der Kunden forderten die Sparkassen dabei aber immer auch, ihre Leistungsangebote zu optimieren, so Sittig, der die Entwicklung vom Ende der Lohntüte vor 60 Jahren über die ersten Geldautomaten vor 40 Jahren und die Einführung des Online-Banking vor nunmehr auch schon 20 Jahren bis zum Bezahlen mit dem Mobiltelefon und dem Banking per Sprachsteuerung skizzierte. Mit der endgeräteunabhängigen Internet-Filiale und der multibankfähigen Finanz-App sei die Sparkasse heute Vorreiter bei der Digitalisierung.
Personenbetreute Serviceleistungen haben sich halbiert
„Auch in die regionale Sparkassenwelt hat die Digitalisierung Einzug gehalten. Unsere Internet-Filiale ist mit jährlich 3,1 Millionen Besuchern die bestbesuchte Filiale“ stellte Sittig fest. „Mittlerweile nutzen 58 Prozent unserer Kunden die Kombination aus online-fähigem Girokonto und persönlicher Beratung.“ Gleichzeitig sei die Nachfrage nach personenbetreuten Serviceleistungen in den Filialen stark gesunken: Die ahl der Kndenkontakte habe sich in fünf Jahren von 56.000 auf 25.000 mehr als halbiert. Die Zahl der eingereichten Kundenbelege – Überweisungen, Schecks etc. – sei in nur drei Jahren von 338.000 auf 220.000 gesunken. Die Zählung der Kundenströme habe auch ergeben, das der Service vor allem am Vormittag und am frühen Nachmittag nachgefragte werde, in der Mittagszeit und nach 16 Uhr aber stark nachlasse. So kämen im Beratungscenter an der Arnsberger Clemens-August-Straße zwischen 13 und 14 Uhr durchschnittlich nicht mehr als zehn Kunden. „Das veranlasst uns zu reagieren und die Öffnungszeiten im personenbesetzten Service ab 1. März anzupassen“, so Sittig. „Unser Leistungsversprechen für persönliche Beratung bleibt davon aber unberührt. Auch künftig bieten wir unsere Beratungen montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr, samstags von 8 bis 13 Uhr und auf speziellen Kundenwunsch auch darüber hinaus an.“ Eine schnelle Möglichkeit, bequem von Zuhause den Wunschtermin zu vereinbaren, biete der Online-Kalender der Internet-Filiale, so Sittig, der auch auf die unveränderte Öffnung des Beratungscenters Neheim samstags von 9 bis 13 Uhr verwies. Ein Angebot, dass auch von Kunden aus anderen Arnsberger Stadtteilen und aus Sundern, die in Neheim unterwegs seien, gerne genutzt werde.
Mitarbeiterabbau im Rahmen der Fluktuation
Der Weg sei noch nicht zu Ende und werde weiter gegangen, kündigte Sittig an, der in einem Monat den Vorsitz im Sparkassenvorstand übernehmen wird. So werde die Zahl der Sparkassenmitarbeiter bis 2023 von derzeit knapp über 200 auf etwa 185 sinken, allerdings ausschließlich im Rahmen der normalen Fluktuation. Auch die Zahl der Geldautomaten werde mittelfristig sinken, da die Nachfrage nach Bargeld geringer werde. Es gebe keine konkrete Planung, aber Standorte würden überprüft, wenn Mietverträge auslaufen oder eine Neuanschaffung des teuren Automaten anstehe. Das Auslaufen des Mietvertrags sei auch der Grund gewesen, den Geldautomaten in Holzen abzubauen. Sittig verteidigte diese im Ort heftig kritisierte Maßnahme. Es habe im Durchschnitt nur elf Abhebungen pro Tag gegeben und das sei für einen Geldautomaten deutlich zu wenig. Und nur bei zwei dieser Abhebungen sei der Kontoinhaber über 60 Jahre alt. Sittig sagte aber auch, man werde sich weiter bemühen, eine andere Möglichkeit der Bargeldversorgung in Holzen zu finden.
„Dürften eigentlich keine Zinsen mehr zahlen“
Der scheidende Vorstandsvorsitzende Norbert Runde bedauerte, dass „unsere Ware keinen Preis mehr hat“. Bald sei es soweit, dass alle gewerblichen Kredite in der Niedrigzinsphase abgeschlossen worden seien. Die 0,01 Prozent Zinsen, die der Sparer noch bekomme, dürfte man eigentlich überhaupt nicht zahlen. Der Sparer merke davon nichts, doch das Jahresergebnis der Sparkasse belaste dies mit drei bis vier Millionen Euro. Erfreulich sei nur, dass es wegen der stabilen wirtschaftlichen Lage bei gewerblichen Krediten seit acht Jahren fast keine Ausfälle gebe. Runde hofft auf erste Zinsschritte möglichst noch in diesem Jahr. Ein gutes Ergebnis ermögliche es der Sparkasse auch, weiter wichtige Projekte in der Region zu unterstützen. Denn das soziale Engagement der Sparkasse sei gut für Arnsberg und Sundern. Auch 2018 seien wieder rund 500 Projekte in den Bereichen Umwelt, Sport, Bildung, Soziales, Wissenschaft und Kultur mit insgesamt 1,1 Millionen Euro unterstützt worden.
Über 100 Mio. Kredite für Wirtschaft
Mit dem Zahlenvolumen des letzten Jahres zeigten sich die Sparkassenvorstände zufrieden. Die Bilanzsumme stieg um 67 Mio. auf 1356 Millionen Euro. das Kreditgeschäft steig trotz hoher Sondertilgungen um 24 Mio. auf 906 Millionen Euro, wobei Kredite über 184 Millionen neu abschlossen wurden. Über 100 Millionen flossen in die heimische Wirtschaft, meist für Erweiterungen und Prozessverbesserungen. Die Nachfrage nach konsumorientierten Privatkrediten ist dagegen gesunken. Die Summe der Kundeneinlagen hat sich um 62 Mio. auf 1,05 Milliarden Euro erhöht. Positiv sei die Entwicklung auch im Wertpapiergeschäft und bei den Verbundpartnern für Vorsorge‑, Vermögensbildungs- und Ratensparverträge.
Runde-Abschied nach über 20 Jahren
Für Norbert Runde, der Ende März nach über 20 Jahren an der Spitze der Sparkasse Arnsberg-Sundern in den Ruhestand geht, war es die letzte Bilanzpressekonferenz. Er denke, er habe in den letzten über 19 Jahren gemeinsam mit Ernst-Michael Sittig eine gute Basis geschaffen, auf der dieser nun aufbauen könne, sagte Runde zum Abschied.