Arnsberg/Sundern. Die Sparkasse Arnsberg/Sundern richtet zum Jahreswechsel ihr Geschäftsstellennetz neu aus. Sechs kleinere, bisher zumindest noch stundenweise mit Personal besetzte Geschäftsstellen werden in Selbstbedienungsfilialen umgewandelt, drei weitere ganz aufgegeben. „Unsere Kunden haben durch ihr Nutzungsverhalten bereits über diese Veränderung abgestimmt“, sagt Sparkassenvorstand Norbert Runde. Es mache keinen Sinn, schön eingerichtete Geschäftsstellen vorzuhalten, in die keiner komme. Runde und sein Vorstandskollege Ernst-Michael Sittig sind vielmehr überzeugt, dass ihr Institut durch die vielen neuen Angebote der letzten Jahre näher an die Kunden herangerückt ist als jemals zuvor.
Nachhaltig verändertes Kundenverhalten
Die kleinen Geschäftsstellen seien immer weniger besucht worden, da sich das Verhalten der Kunden in den letzten Jahren nachhaltig verändert habe, sagt Runde. Überweisungen, Bargeldverfügungen und andere Serviceleistungen würden immer mehr von zuhause oder unterwegs erledigt. So habe die SB-Filiale am Neheimer Sparkassenkreisel inzwischen rund 310.000 Transaktionen im Jahr, so viel wie fünf durchschnittliche Filialen. Und für persönliche und umfassende Beratung in Finanzangelegenheiten seien die vier großen Beratungscenter in Neheim, Arnsberg, Hüsten und Sundern immer mehr gefragt. Inzwischen habe man sich sogar um die eigenen Mitarbeiter in den kleinen Geschäftsstellen Sorgen machen müssen, da diese zunehmend unterfordert worden seien. Fotografen hätten zuletzt bei Terminen etwa in Holzen und Moosfelde nur gähnende Leere vorgefunden.
Künftig zehn SB-Geschäftsstellen
Zum 1. Januar 2016 werden deshalb die Geschäftsstellen in Voßwinkel und auf Bergheim, in Müschede, Holzen und Niedereimer sowie in Langscheid in SB-Filialen umgewandelt. Die Geschäftsstellen in Moosfelde, Rumbeck und Endorf werden ganz geschlossen. Neben den Beratungscentern an den vier großen Standorten werden auch die Geschäftsstellen in Oeventrop, Herdringen und Bruchhausen sowie Hachen und Allendorf bestehen bleiben. In Herdringen/Bruchhausen und in Hachen/Allendorf werden die Geschäftszeiten gekoppelt, jeweils ein Team wird morgens die eine und nachmittags die andere Filiale öffnen. Die Öffnungszeiten in den Beratungscentern bleiben unverändert, in Neheim fünf Tage ohne Pause und auch am Samstag vormittag, in Arnsberg fünf Tage ohne Pause, in Hüsten und Sundern fünf Tage mit Mittagspause. Zu den sechs neuen SB-Geschäftsstellen gesellen sich die vier bereits bestehenden am Neheimer Sparkassenkreisel, am Schreppenberg, am Arnsberger Steinweg und in der Silmecke in Sundern. „Das ist auch zukünftig das dichteste Geschäftsstellennetz in der Region Arnsberg/Sundern,“, so Runde.
Bargeldversorgung kein Problem
Mit 20 Geldautomaten sei die Bargeldversorgung kein Problem, meint Sittig, und bisher sei noch kein Geldautomat an die Belastungsgrenze von 10.000 Abhebungen pro Woche gekommen. Er verweist dabei auch auf die neuen Cashback-Möglichkeiten. Die Supermärkte Rewe und Netto sowie die Tankstellen Aral, Shell und Westfalen zahlen Kunden beim Einkauf auf Wunsch gebührenfrei bis zu 200 Euro Bargeld vom Konto aus.
Beratung und Telefonservice 65 Stunden pro Woche
Eine Beratung praktisch zu jeder vom Kunden gewünschten Uhrzeit und an jedem Ort, das eigene Telefon-Service-Center, die Internetfiliale sowie ein neuer Geld-Bring-Dienst und nicht zuletzt auch der Bürgerbus sind fünf Punkte, mit denen die Sparkasse Kundennähe schaffen will. Individuelle Beratungsgespräche sind wochentags von acht bis acht und auch samstags bis 13 Uhr möglich, in den Beratungscentern, in den verbleibenden Geschäftsstellen oder beim Kunden zuhause. „Bei so schönem Wetter wie heute setzen sich unsere Berater auf Wunsch auch auf eine Parkbank,“ schmunzelt Norbert Runde. Das telefonische Servicecenter ist ebenfalls 65 Stunden in der Woche erreichbar. „Vergessen Sie alles, was sie bei Callcentern etwa von Energie- oder Telekommunikationsanbietern erlebt haben,“ sagt Ernst-Michael Sittig. Das Sparkassen-Service-Center liege nicht irgendwo, sondern an der Clemens-August-Straße in Arnsberg und sei mit eigenen Mitarbeitern besetzt, die im hause gelernt und gearbeitet haben. Über 90 Prozent aller Anrufer seien in weniger als 90 Sekunden verbunden und hätten ihr Anliegen in weniger als drei Minuten abschließend erledigt. Telefonisch sind Inlandsüberweisungen bis 1000 Euro, kundeninterne Umbuchungen bis 5000 Euro, das Einrichten von Daueraufträgen und Kontostandsabfragen möglich. Sorgen um die Sicherheit brauche man sich nicht machen. Für die sei gesorgt und seit der Gründung des Servicecenters vor 15 Jahren habe es noch keinen Fall von Missbrauch gegeben, so Norbert Runde. Und das bei aktuell etwa 120.000 Kundenkontakten im Jahr.
Internetfiliale, Geld-Bring-Dienst und Bürgerbus
„Wir können auch Direkt-Banking“, sagt Sittig und verweist darauf, dass immer mehr auch ältere Kunden die Vorteile des Online-Bankings nutzen, das aber bei Bedarf gerne mit der Möglichkeit der persönlichen Beratung verknüpfen. „Ich war noch nie so nah beim Kunden wie heute, ich gehe zum Kunden ins Schlafzimmer,“ sagt Sittig, fügt dann aber schnell hinzu: „Mit der Sparkassen-App!“ Im Internet können Bankgeschäfte nicht nur 24 Stunden am Tag erledigt werden, über das elektronische Postfach hat der Kunde auch die Möglichkeit, kostenfrei mit seinem Kundenberater zu kommunizieren.
Neu ist der Geld-Bring-Dienst. Auf Wunsch bringen Sparkassenmitarbeiter – für fünf Euro extra – Bargeld ins Haus. Ein Service, der nach Erfahrung anderswo nur selten und nur von denen genutzt werde, die stark in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt seien, so Sittig, den man aber anbieten wolle, um das Angebot komplett zu machen.
Während es früher noch rollende Filialen gab, die über Land gefahren sind, geht der Weg jetzt umgekehrt. Der Kunde wird zur Bank gefahren. Für Sparkassenkunden ist die Fahrt auf den Bürgerbuslinien in Arnsberg und Sundern kostenlos. „Die Busse halten praktisch direkt vor unseren Schaltern“, so Sittig.
In Moosfelde rechtfertigt Nachfrage weder Filiale noch Automaten
Bei der Entscheidung für die neue Struktur habe man neben der Kundenfrequenz auch auf die Größe der Orte und die räumliche Abdeckung des Gesamtgebiets geachtet, sagt Norbert Runde. Dass man in Oeventrop geblieben sei, sei selbstverständlich, ebenso in Bruchhausen als jahrzehntelanger Marktführer. Von Herdringen aus decke man auch den großen Bereich Holzen ab, von Hachen und Allendorf weite Teile Sunderns. In Endorf habe es dagegen keinen Sinn gemacht zu bleiben. Endorf sei ein schöner Ort, aber nur zum Wohnen und Schlafen. In Moosfelde habe man sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, doch derzeit rechtfertige die Nachfrage dort weder eine Geschäftsstelle noch einen Geldautomaten. „Wenn die Situation eine andere wäre, hätten wir auch anders entschieden,“ so Runde.
„Wir sind überzeugt, dass wir mit der neuen Struktur für die kommenden fünf Jahre gut aufgestellt sind, dann werden wir erneut prüfen,“ sagt Ernst-Michael Sittig. Beide Vorstände versichern, dass es bei der Umstrukturierung nicht um Personalabbau gehe. Die Einsparungen lägen bei Mieten und Betriebskosten. Die betroffenen Mitarbeiter würden in ihrer Teamstruktur bleiben und an anderer Stelle eingesetzt. Tendenziell, so Sittig werde die Mitarbeiterzahl von derzeit 257 aber wohl nicht steigen, sondern wegen der technischen Entwicklung eher zurückgehen. Man werde aber das Kundenverhalten beobachten und bei Bedarf, etwa im Service-Center, aufstocken.
Eine Antwort
Mehr Kundennähe ohne Filiale? Wie soll das Märchen funktionieren? Dem Sparkassen-Direktorium scheint nicht bekannt zu sein, dass es hier Regionen ohne mobiles Internet und ohne jegliche Handy-Anbindung gibt!
Es gibt hier auch keine nachlassende Frequenz in der Sparkassen-Filiale Endorf. Das Ganze dient klipp und klar der Gewinnmaximierung unter Vernachlässigung der Versorgung ländlicher Räume. Warum überhaupt sollte ich dann noch meine Konten bei der Sparkasse belassen???