Rumbeck. „Es ist eine Lyrik, die man weinend vor Aufregung liest: so rein, so schön, so hell und so bedroht“, meint Hilde Domin, als sie das im Privatdruck erschienene Gedichtbändchen „Blütenlese“ von Selma Meerbaum-Eisinger dem Sternreporter Jürgen Serke in die Hand drückt. Am morgigen Freitag, 19. Juni, wird auf dem „Poesiepfad“ im Rumbecker Mühlbachtal die nächste Gedichtedition vorgestellt.
Außergewöhnliche Texte
Jürgen Serke, der sich durch seine Stern-Serie „Die verbrannten Dichter“ einen Namen gemacht hat, reist daraufhin nach Israel, um hinter das Geheimnis dieser außergewöhnlichen Texte und ihrer Verfasserin zu kommen. In seinem Bericht „Die Geschichte einer Entdeckung“ (Stern 08.05.1980) beschreibt er, wie auf wundersame Weise 57 Gedichte einer sehr jungen Dichterin den Holocaust überstanden haben. Kurz danach veröffentlicht Serke die Gedichte der Selma Meerbaum-Eisinger unter dem Titel „Ich bin in Sehnsucht eingehüllt“ bei Hoffmann und Campe. Sie gehören heute zur Weltliteratur.
Teil der Weltliteratur
Selma Meerbaum-Eisinger war rumänische Staatsbürgerin und Jüdin. Ihre Gedichte schrieb sie in ihrer Lieblingssprache Deutsch und widmete sie ihrem geliebten Freund. Sie starb im Alter von 18 Jahren im deutschen Zwangs-Arbeitslager Michailowka (Ukraine) östlich des Bug und wurde dort verscharrt. In ihren Gedichten versuchte sie, ihre Beobachtungen und Erfahrungen mit der nationalsozialistischen Judenverfolgung zu verarbeiten. Dabei ist nicht vorrangig die Allgegenwärtigkeit von Tod und Trauer Thema ihrer Poesie, sondern vielmehr die Ehrfurcht vor der Schönheit der Natur, die Lust am Leben und an der Liebe, die Sehnsucht nach einer besseren Welt und die Hoffnung auf Rettung.
Hoffnung auf Rettung
Eine Auswahl dieser ungewöhnlichen Texte wird in den Sommermonaten auf dem Poesiepfad im Rumbecker Mühlbachtal zu finden sein. Zum Eröffnungsspaziergang am Freitag, 19. Juni, um 17 Uhr, laden das Regionalforstamt Arnsberger Wald, die Kooperation Waldkultur sowie der Förderverein Dorf und Kloster Rumbeck herzlich ein. Auf dem ca. zwei Kilometer langen Weg werden Bärbel Grosse, Jutta Juchmann und Sabine Trost und Sie mit dem Leben und den Gedichten einer außergewöhnlichen Lyrikerin vertraut machen.
Hygieneregeln beachten
Wer von Anne Frank und ihrem Tagebuch fasziniert ist, wird sich der Poesie von Selma Meerbaum-Eisinger kaum entziehen können.
Wichtige Hinweise:
Eine Anmeldung zur Teilnahme an der kostenfreien öffentlichen Poesiepfad-Begehung ist nicht erforderlich. Die Teilnehmer müssen sich allerdings vor Ort mit Name, Adresse und Telefonnummer registrieren lassen. Ferner ist jederzeit ein Mindestabstand von 1,5 m einzuhalten. Ebenso sollte eine Mund-Nase-Bedeckung bereitgehalten werden.