Arnsberg. Die Entscheidung zur Weiterentwicklung der Arnsberger Schullandschaft ist gefallen. „Mit deutlicher Mehrheit,“ so Bürgermeister Vogel, hat der Rat dem Verwaltungsvorschlag zugestimmt. Demnach werden die beiden Sekundarschulen in Arnsberg und Neheim an einem Standort entwickelt, was noch umfangreiche Baumaßnahmen erfordert. Die auslaufende Realschule am Eichholz sowie die ebenfalls auslaufenden Hauptschulen Theodor-Heuss in Arnsberg und Binnerfeld in Neheim werden im Sommer 2015 umziehen. Ein kurzfristig von der SPD eingebrachter Alternativantrag, der eine zeitliche Streckung der Umzüge vorsah, kam damit nicht mehr zur Abstimmung, CDU und Grüne setzten sich mit ihrer Mehrheit von 26 Stimmen durch, SPD, FDP, Linke und AfD brachten es auf 22 Gegenstimmen.
CDU für klare räumliche Strukturen
Knapp eine Stunde wurde noch diskutiert. Für die CDU stellte Peter Blume neben der Qualität des Unterrichts auch klare räumliche Strukturen als Begründung für die Entscheidung seiner Fraktion heraus. In gut anderthalb Jahren Echtzeitbetrieb der neuen und auslaufenden Schulen seien Probleme aufgetreten, mit denen man vorher nicht gerechnet habe. Durch die räumliche Trennung der Schulformen sollen weitere Reibungsverluste vermieden werden. Mit dem SPD-Vorschlag der zeitlichen Streckung werde ein Perpetuum Mobile in Gang gesetzt, das sogar noch neues Konfliktpotenzial schaffe. Die Realschule komme in Räume von hoher baulicher Qualität in zumutbarer Entfernung, die Theodor-Heuss-Schule komme in Hüsten in gute Räume und gewinne durch die Zusammenführung mit den anderen Hauptschulen Unterrichtsqualität. Eine offene Flanke sei allerdings die emotionale Problematik, die er durchaus sehe, sagte Blume, der allerdings auch emotionale Auswüchse beklagte.
Grüne: Lasten sind bereits verteilt
Verena Verspohl widersprach dem SPD-Anliegen, die Lasten müssten besser verteilt werden. Die Lasten seien schon verteilt. So müsse die Sekundarschule bei der Ein-Standort-Lösung zunächst erhebliche Engpässe in kauf nehmen, während die Realschule in Räume komme, von denen sie bisher nur träumen konnten. Sie forderte dazu auf Kräfte zu bündeln, Aufgaben gemeinsam zu schultern und Win-Win-Situationen für alle Schüler zu suchen.
SPD beklagt betroffen zurückgelassene Eltern
SPD-Fraktionsvorsitzender Ralf Bittner sprach von der bisher wohl schwersten Aufgabe, seit er Politik mache, wegen der er sich wochenlang den Kopf zermartert habe. Er plädierte für eine Kompromisslösung mit einer zeitlichen Streckung der Umzüge und einer andere Verteilung der unfairen Belastungen. Er argumentierte mit 4000 Petenten („Die sind da!“) und Eltern, die fassungslos zurückgelassen werden („Die machen mich betroffen!“). Das Problem der Reibungsverluste sieht er dagegen weniger. („Ich traue den Schulen zu, dass sie wieder zusammen finden, wenn der Beschluss da ist.“) Für die FDP begründete Renate Niemand die Ablehnung vor allem damit, dass der Vorschlag für die Theodor-Heuss-Schule nicht der optimale Ablauf sei. Jürgen Antoni erklärte für die AfD, dass sie ihren eigenen Antrag zurückziehe und sich dem SPD-Antrag anschließe.
„Petri-Schule in Hüsten einzugsfähig“
Günter Goßler (CDU), Bezirksausschussvorsitzender aus Hüsten, gab zu bedenken, dass es nicht nur im Stadtteil Alt-Arnsberg auslaufende Schulen gebe, sondern auch in Neheim und Hüsten. Er forderte das gleiche Recht auf Sicherheit, Qualität und Vielfalt des Unterrichts für alle Schulen. Das Gebäude der Petri-Schule sei in einem Top-Zustand und einzugsfähig. Es verfüge über eine vor vier Jahren gebaute Mensa für über 100 Schüler, einen Compterraum, einen hervorragenden Musikraum sowie Räume für Naturwissenschaften und Technik. Dazu komme eine Sporthalle in unmittelbarer Nähe und bei gute Wetter seien es nur sieben Minuten zum Stadion und der Finnbahn.
3 Antworten
Wie nicht anders zu erwarten, hat die schwarz/grüne Einheitsfraktion gegen den Willen von 4000 oder mehr Menschen und auf dem Rücken der betroffenen Schülerinnen und Schüler, der Lehrerkollegien und vielen anderen mehr ihren Willen durchgesetzt.so sieht schwarz/grüne Machtpolitik in Arnsberg aus. Vielleicht lässt sich dieser Nonsens ja noch auf dem Klagewege verhindern. Falls nicht wird sich die Einheitsfraktion auf ihrem schulpolitischen Kreuzzug auf die nächsten Opfer stürzen, denn schließlich gilt es ja, die schwächelnde Neheimer Sekundarschule zu schützen. Man sieht an den Anmeldezahlen der Hüstener Realschule, dass die Eltern sehr wohl eine vielfältige Schullandschaft wollen und nicht den schwarz/grünen Einheitsbrei. Und auch die in dieser Woche veröffentlichten Schülerzahlen aus Sundern zeigen, dass die Haupt- und Realschulen nachwievor und auch weiterhin eine Existenzberechtigung haben. Selbst wenn die Elternvertreter der Alt-Arnsberger Sekundarschule auf diesem Auge blind sind.
Wäre diese Entscheidung wohl auch so von schwarz/grünen Ratsvertretern getroffen worden, wenn sie ihre Kinder in der Theodor-Heuss-Schule bzw. Realschule am Eichholz gehabt hätten? Ich wage es zu bezweifeln!
Selten ist im Rat der Stadt Arnsberg ein Beschluss gefasst worden, der so sehr auf Arroganz und Ignoranz basierte, wie die Entscheidung den Exodus von Arnsberger Schülern um ein Vielfaches auszuweiten. Schon jetzt pendeln jeden Morgen dutzende Arnsberger Schüler nach Fröndenberg, weil die schwarz/grünen Schulideologen in einer Arnsberg eine Gesamtschule verhindern. Diesem traurigen Stück Schulgeschichte fügt die schwarz/grüne Einheitsfraktion jetzt ein Kapitel hinzu. Gegen den erklärten Willen von nahezu 5000 Bürgern bekommen die Schülerinnen und Schüler der Theodor-Heus Schule die rote Karte gezeigt und werden nach Hüsten abgeschoben. Auch die Alt-Arnsberger Realschüler müssen ihre angestammten Räumlichkeiten verlassen. Daraus versucht Schwarz/Grün, um dem ganzen noch eine Narrenkappe aufzusetzen, eine Win-Win Situation zu konstruieren. Das ist ein Euphemismus, der allen Betroffenen wie ein Schlag ins Gesicht vorkommen muss.
Nur mit enormer und teuer erkaufter PR Unterstützung wurde die Sekundarschule im zweiten Anlauf realisiert. Doch seitdem hat es sowohl in der Politik als auch in Verwaltung ein kollektives Versagen gegeben. Die jetzt bestehende Situation war vorhersehbar. Schön, dass wenigstens SPD Ratsherr Bittner bereit ist, Fehler einzugestehen. Doch sein Bezug auf den sogenannten Schulfrieden ist naiv. Die Zeiten des Biedermeiers sind vorbei, als die Maxime galt, dass Ruhe die erste Bürgerpflicht sei. Durch das amateurhafte Handeln von Rat und Teilen der Verwaltung ist der Schulfrieden jetzt erst recht und nachhaltig gestört.
Und wer vielleicht die Hoffnung hatte, dass der Bürgermeister ein Korrektiv sein könnte, sieht sich abermals bestätigt oder enttäuscht, je nach dem. Dieser Bürgermeister wird immer mehr zu einer ferngelenkten Gestalt in der Arnsberger Politik, die nicht mehr Willens und in der Lage ist, Akzente zu setzen. Doch die Möglichkeit haben die Wähler in der Hand und man kann nur hoffen, dass sie diese