Arnsberg. Der Schulausschuss hat – wie berichtet – zwar keine Empfehlung zur neuen Schullandschaft und der Gestaltung der Veränderungsprozesse abgegeben, allerdings zwei Stunden intensiv diskutiert und viele Fragen an die Verwaltung gestellt. Denn bisher, so bemängelte Andreas Posta (SPD), seien die Alternativen stiefmütterlich behandelt worden. Eine zentrale Frage ist dabei klar beantwortet worden. Die Verwaltung sieht keine Möglichkeit, dass die Realschule am Eichholz und die Theodor-Heuss-Hauptschule die gesamte Zeit der drei kommenden Schuljahre bis zu ihrem endgültigen Auslaufen im Sommer 2018 in ihren bisherigen Gebäuden verbleiben können.
Alternative II möglich – aber mit mehr Reibungsfläche
Jochen Krautstein, Leiter des Fachdienstes Schule, erläuterte eine Alternative zum Umzug der beiden auslaufenden Schulen in diesem Sommer, die umsetzbar sei. Demnach würde die Sekundarschule im Sommer 2015 mit einem ihrer dann drei Jahrgänge in freie Räume der Theodor-Heuss-Schule einziehen. Theodor-Heuss-Schule und Realschule könnten mit ihren drei verbliebenen Jahrgängen noch in ihren Schulgebäuden bleiben. Ein Jahr später, im Sommer 2016, müsste die Theodor-Heuss-Schule mit ihren letzten beiden Jahrgängen zur Petri-Schule in Hüsten umziehen, um Platz zu schaffen für einen weiteren Jahrgang der Sekundarschule, der ebenfalls wieder im THS-Gebäude untergebracht würde. Die Realschule könnte noch ein weiteres Jahr an ihrem Standort bleiben. Im Sommer 2017 müsste der letzte Jahrgang der Realschule ausziehen und ein neues Gebäude finden, möglicherweise zusammen mit der Realschule Neheim, die dann auch nur noch einen Jahrgang hat. Während 2017 auch ein dritter neuer Jahrgang der Sekundarschule ins THS-Gebäude ziehen und dieses damit dann auch auslasten würde, würde im Gebäude der Realschule der Umbau des A‑Trakts beginnen. „Dieser Umbau dauert auch bei ehrgeizigem Zeitplan zehn bis zwölf Monate und ist nicht bei laufendem Unterricht möglich“, so Krautstein. Und er sei sowohl wegen des Brandschutzes als auch wegen des pädagogischen Konzepts der Sekundarschule notwendig. Konkret bedeutet dies, dass der große, über drei Stockwerke offene Bereich mit dem frei stehenden Treppenhaus komplett umgebaut wird. Das Treppenhaus wird zur Seite verlegt und es werden Geschossdecken eingezogen. 2018 dann könnte die Sekundarschule im sechsten Jahr ihres Bestehens mit allen ihren dann voraussichtlich 31 Klassen am Standort Feauxweg zusammengeführt werden und das THS-Gebäude stünde für eine andere Nutzung zur Verfügung.
Auch für Sekundarschule ein Jahr der Notlösung
Krautstein machte aber deutlich, dass er nach wie vor der Variante I klar den Vorzug gibt, also Umzug von Realschule und Hauptschule im Sommer 2015. Dann könnte sofort mit dem Umbau des A‑Trakts begonnen werden. Die Sekundarschule müsste sich für ein Jahr mit Notlösungen behelfen, neue Klassen in Fach- und Nebenräumen unterbringen, könnte aber ab 2016 ihr endgültiges Gebäude nutzen. Variante I habe Vorteile bei der Nutzung von Fachräumen und Sportstätten, vor allem aber auch bei den Schnittstellen, so Krautstein. Variante II schaffe statt weniger Schnittstellen mehr, weil dann nicht nur am Feauxweg, sondern auch an der Sauerstraße jeweils zwei Schulen gemeinsam einen Gebäudekomplex nutzen würden. Und die Vermeidung von Schnittstellen nach dem Grundsatz „Eine Schulform – ein Gebäude“ betont die Verwaltung inzwischen verstärkt. „Das Verhältnis zwischen den beiden Schulen am Feauxweg hat sich im Laufe der Zeit nicht verbessert,“ formulierte es Jochen Krautstein. „Wir wollen Reibungsflächen, die nach unserer Wahrnehmung bestehen, wegnehmen,“ sagte Fachbereichsleiter Gerd Schmidt.
Horrorvision von bis zu 20 Containern
Kurzfristig hat die Verwaltung auch noch auf einen FDP-Antrag reagiert und eine Containerlösung geprüft, die im Ausschuss allerdings nur Kopfschütteln und Entsetzen hervorrief. Würden die neuen Jahrgänge der Sekundarschule in Containern untergebracht, könnten die auslaufenden Schulen tatsächlich bis zum Schluss in ihren Gebäuden bleiben. Allerdings, so Walter Dohlert vom Immobilien-Service der Stadt, würden Mehrkosten von 450.000 bis 500.000 Euro für die Anmietung oder den Kauf und anschließenden Weiterverkauf der Container entstehen. Gebraucht würden für vier Jahre bis zu 20 Container, jeweils sechs Meter lang, die übereinander gestapelt werden müssten und eine mehr als 50 Meter lange Front am Feauxweg bilden würden. Neben dem wahnsinnigen Flächenverbrauch zu Lasten des Schulhofs seien auch wichtige Elemente des pädagogischen Konzepts in den Containern nicht umsetzbar, sagte Krautstein. Und Schmidt fügte hinzu, dass das Geld, das man ausgeben wolle, doch möglichst nachhaltig ausgegeben werden solle. Die Mehrkosten dafür, dass die Sekundarschulen an einem Standort aufgebaut werden sollen, bezifferte er auf 5,6 Millionen Euro. Rainer Schäferhoff von der Kämmerei bestätigte auf Nachfrage aus dem Ausschuss, dass Zins und Tilgung für diese Summe aus der Bildungs- und Schulpauschale kommen sollen und dass diese dafür bis 2018 komplett zur Verfügung gestellt werden müsste. Das heiße allerdings nicht, dass für andere Schulen keinerlei Mittel mehr zur Verfügung stünden. Dies müsste allerdings wie in der Vergangenheit auch geschehen über den Haushalt erfolgen.
Mehr über gute Schule als über Gebäude reden
Michael Jolmes (CDU) war der erste, der in der Sitzung bemängelte, es werde zu viel über Gebäude gesprochen und zu wenig über vernünftigen Unterricht. Verena Verspohl (Grüne) forderte, die „gute Schule“ in den Mittelpunkt zu stellen, Antworten auf sich wandelnde Bedingungen zu finden und neue Wege zu beschreiten. Sie erinnerte an den einsamen letzten Hauptschuljahrgang in Oeventrop und stellte die Vorteile der Zusammenfassung von drei Hauptschulen in Hüsten und der Ruhe für die Realschule an einem eigenen Standort heraus, was ihrer Meinung nach die Nachteile mehr als ausgleiche. Die stellv. Bürgermeisterin Rosemarie Goldner (CDU) sagte, sie sei nach vielen Gesprächen mit nicht betroffenen Lehrern der Überzeugung, der Umzug der Theodor-Heuss-Schule sei für diese der beste Weg. Auch Andreas Posta (SPD) hatte das pädagogische Konzept überzeugend genannt, allerdings auch angeregt, bei den eingeplanten 200.000 Euro für den Umzug der Schulen ein bißchen was dazu zu geben, um die möglichst hohe Qualität für die auslaufenden Schulen zu garantieren und zu einer vernünftigen Lösung zu kommen. Renate Niemand (FDP) dagegen blieb bei ihrer Kritik am Umzug von 129 THS-Schülern nach Hüsten. Das Problem sei aus ihrer Sicht nicht das Busfahren, sondern der Verlust der erfolgreich aufgebauten Vernetzung in Alt-Arnsberg. Auch die Verlegung der an die Theodor-Heuss-Schule angegliederte Auffangklasse für Flüchtlingskinder bezeichnete sie als pädagogisch nicht sinnvoll.
Bei Hauptschulen haben Eltern Gestaltungsmöglichkeiten
Diese Auffangklasse müsse nicht unbedingt mit der THS nach Hüsten, sondern könne vielleicht auch anderswo angedockt werden, antwortete Krautstein und fügte hinzu, dass in dieser Klasse keineswegs nur Flüchtlingskinder aus dem Alt-Arnsberger Raum, sondern auch aus Neheim lernen. Der Leiter des Fachdiensts Schule ging auch auf andere Fragen der Politiker ein, die bemängelten, dass es noch kein ausgearbeitetes Konzept gebe, wie drei selbständige Hauptschulen unter einem Dach miteinander zu Recht kommen sollen, die teils im Ganztag, teils im Halbtag, teils in 45-Minuten-Taktung und teils in 60-Minuten-Taktung unterrichten. Man sei da durchaus im Thema, antwortete Krautstein. Eine Zusammenlegung der Schulen auf Veranlassung der Stadt sei aber nicht möglich, allerdings hätten die Eltern Möglichkeiten. Krautstein verwies auf das Beispiel, dass die Eltern einen kompletten Jahrgang der Binnerfeld-Hauptschule selbst aufgelöst haben, indem sie ihre Kinder an anderen Schulen angemeldet haben.
Stellungnahmen der Schulkonferenzen stehen noch aus
Günter Friedrich Simon, Ratsmitglied der AfD, erklärte, er sehe in dem vorgeschlagenen Weg keine Vorteile für die Hauptschulen. Martin Werner, Ratsmitglied der Linken, forderte, bei einer Entscheidung die Stellungnahmen der Schulkonferenzen zu berücksichtigen. Die liegen bislang noch nicht vor, da erst nach Fertigstellung der Beschlussvorlage mit einwöchiger Frist eingeladen werden konnte. In der Ratssitzung am 11. März werden sie vorliegen. Keinen Erfolg hatte der Antrag auf eine Sondersitzung des Bezirksausschusses Arnsberg, den Felix E. Werker (SPD) an den Bürgermeister geschickt hatte. Bezirksausschüsse seien nur in Grundschulangelegenheiten an der Beratung beteiligt, erläuterte Gerd Schmid. Bei weiterführenden Schulen beginne die Beratung im Fachausschuss, da stets das Gebiet von mehreren Bezirksausschussen betroffen sei.