Kreis/Neheim. Ganze 2 mm im Durchmesser und 8 mm in der Länge maß das Blutgerinnsel, das sich in den Gefäßen eines 80-Jährigen gebildet hatte und mit dem Blutstrom ins Gehirn gewandert ist. Dort hat es die linke Hirnarterie verstopft und einen Schlaganfall ausgelöst. Die Folge: Halbseitige Lähmung und Sprachstörungen. Glück im Unglück für den 80-Jährigen. Der häusliche Pflegedienst bemerkt die Symptome früh und verständigt umgehend den Rettungsdienst.
Fachübergreifende Versorgung in der Schlaganfallspezialstation
In der Schlaganfallspezialstation (Stroke Unit) des Klinikums Hochsauerland am Standort St. Johannes-Hospital wird der Patient eingehend untersucht. „Im hochauflösenden CT-Bild konnten wir den Gefäßverschluss im Gehirn detektieren und auch erkennen, dass in dem hinter dem Verschluss liegenden, nun nicht mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgten Gehirnareal noch viel rettbares Gehirngewebe vorhanden war“, berichtete PD Dr. med. Armin Buss, Chefarzt der Klinik für Neurologie im Klinikum Hochsauerland.
Blutgerinnsel zu groß für Standardtherapie mit Medikamenten
„Ist ein Blutgerinnsel Ursache für einen Schlaganfall erhalten Betroffene in der Regel ein Medikament, das Blutgerinnsel im Gehirn nach und nach auflöst, die sogenannte Lysetherapie. Doch in diesem Fall war der Blutpfropf dafür zu groß. Gemeinsam mit den Kollegen der Klinik für Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie haben wir daher entschieden das Gerinnsel mechanisch zu entfernen“, so PD Dr. Buss. Für einen solchen Eingriff mussten die Patienten bisher jedoch verlegt werden.
Schlaganfallbehandlung mit Katheter erstmals auch im HSK
Dr. med. Alexander Ranft, Chefarzt der Klinik für Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie und sein Team haben nun erstmals im HSK ein Blutgerinnsel im Gehirn mit einem Katheter entfernt (zerebrale Thrombektomie). „Bei dem 80-jährigen Patienten wurde dazu über einen Gefäßzugang in der Leiste ein dünner Katheter unter Röntgenkontrolle über die Hauptschlagader bis in das verschlossene Hirngefäß geschoben. Dort wurde der Stent-Retriever geöffnet, das Gerinnsel eingefangen und herausgezogen“, beschreibt Dr. Ranft das Vorgehen.
Bereits unmittelbar nach der Katheterbehandlung zeigte der Patient einen starken Rückgang der Lähmung sowie eine Rückkehr des Sprachvermögens. Auch das Kontroll-CT am Folgetag bleib ohne Auffälligkeit. „Der Patient hat den Schlaganfall gut überstanden und wird die Klinik in wenigen Tagen ohne Spätfolgen verlassen können“, so Dr. Buss.
Umfassende Investitionen sind vorausgegangen
Um die nötigen Voraussetzungen insbesondere für die Erweiterung der Schlaganfallversorgung zu schaffen, wurden im Klinikum Hochsauerland in den letzten ca. eineinhalb Jahren umfangreiche Investitionen getätigt. Hierzu gehören die Anschaffung eines 320-Zeilen-CT- Gerätes, die Errichtung eines Erweiterungsbaus für die benötigten zusätzlichen Untersuchungs- und Behandlungsräume am Standort St. Johannes Hospital, die Anschaffung einer modernen Zweiebenen-Angiographie Anlage sowie zuletzt im Anfang Juni 2020 die personelle Neuausrichtung der Klinik für Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie.
(Text und Foto: Klinikum Hochsauerland)