Arnsberg. „Von 1960 bis heute betrachtet ist die Wasserqualität so gut wie nie zuvor. In diesem Jahr darf in der Ruhr erstmals nach 40 Jahren wieder gebadet werden. Aber es war ein langer, steiniger und kostenintensiver Weg, bis die Reinigung kommunaler und industrieller Abwässer den heutigen Stand erreicht hat“, sagt Markus Rüdel, Pressesprecher des Ruhrverbands, anlässlich des Weltwassertags 2017, der am 22. März unter dem Motto „Wastewater – Abwasser“ steht.
Dramatische Schaumberge und Algenbildungen
Rüdel blickt zurück: „Die 1960er- und 1970er-Jahre im Ruhreinzugsgebiet waren geprägt durch dramatische Herausforderungen in Bezug auf die Wassergüte der Ruhrregion: Der vermehrte Einsatz von Waschmaschinen und tensidhaltigen Waschmitteln sorgte in den Sixties für bizarre Bilder: Meter hohe Schaumberge waren auf der Ruhr und ihren Nebenflüssen zu erkennen. Später sorgten unerwünschte Nährstoffanreicherungen aus Abwässern sowie der massive Einsatz an Düngemitteln in der Landwirtschaft für erhöhtes Algenwachstum in den Seen und Flüssen. Die Folge war, dass die Wasserqualität weiterhin schlecht blieb.“
Milliarden-Investitionen für die Kläranlagen
Aus diesem Grund habe der Ruhrverband 1972 ein umfangreiches und kostenintensives Programm zum Ausbau seiner Kläranlagen im gesamten Ruhreinzugsgebiet gestartet. Kläranlagen reinigten das Abwasser nicht mehr nur rein mechanisch, sondern auch biologisch und chemisch. Zudem entstanden moderne Anlagen zur Klärschlammentwässerung und ‑verbrennung. Zwischen 1972 und 1980 habe der Ruhrverband 260 Millionen Mark in die Hand genommen und 25 neue biologische Kläranlagen erbaut. Hinzu kamen weitere mechanische und chemische Anlagen. 1973 habe man den Ruhrgütebericht ins Leben gerufen, um den Zustand des Gewässers jährlich zu dokumentieren. Mittlerweile seien knapp 90 Prozent der Bevölkerung an das Kläranlagensystem angeschlossen. Die Wasserqualität habe sich dadurch deutlich verbessert. Hinzu seien neue Reinigungsmethoden gekommen. Sogenannte Schönungsteiche ergänzten die Anlagen – ihre Feinreinigung optimiere den biologischen Abbau organischer Stoffe. In den 90er-Jahren seien die Anlagen abermals modernisiert worden, um die Gesetzesvorgaben zur Stickstoff- und Phosphorelimination erfüllen zu können. Rund 1,6 Milliarden Euro habe der Ruhrverband bis 2005 in diese Maßnahmen. Zudem habe er annähernd 400 Niederschlagswasserbehandlungsanlagen neu errichtet. Seit den 2000er-Jahren stünden Effizienzverbesserungen und betriebliche Optimierungen im Fokus des Ruhrverbands. Mittlerweile betreibe der Ruhrverband auf seinen Kläranlagen 49 Blockheizkraftwerke sowie elf Photovoltaikanlagen und nutze zudem Strom aus Wasserkraft.
Wasserqualität besserte sich ständig
„Die Kläranlagen werden nicht nur immer energieeffizienter, sondern sorgen auch für eine ständig verbesserte Qualität des Ruhrwassers“, so Rüdel. „Die Nährstoffgehalte in der Ruhr sind seit dem Höhepunkt der Verschmutzung in den 1970-er Jahren so stark zurückgegangen, dass die Ruhr nach den Maßstäben der deutschen Oberflächengewässerverordnung für Phosphor und Ammoniumstickstoff mittlerweile einen ‚guten‘ Zustand aufweist. Sowohl bei diesen beiden Parametern als auch bei der organischen Restverschmutzung liegen die Ablaufkonzentrationen der Ruhrverbandskläranlagen unter dem bundesdeutschen Mittelwert. Auch die in den 90er-Jahren noch übliche Belüftung des Ruhrwassers am Wehr Baldeney in Essen ist seit einigen Jahren nicht mehr erforderlich. Dank dieser Entwicklung und der damit einhergehenden deutlichen Verbesserung der hygienischen Bedingungen des Ruhrwassers darf in diesem Jahr erstmals seit über 40 Jahren wieder eine Badestelle im Baldeneysee eingerichtet werden. Sie ist dann die erste rechtskonforme Flussbadestelle in einer deutschen Großstadt.“
Eine Antwort
Das ist doch mal eine gute Nachricht. Allerdings ist der Inhalt sachlich teilweise falsch… Die „Waschpulver“ der 60/70er Jahre waren für den unerträglichen Phosphateintrag (Überdüngung, überschießendes Algenwachstum in Seen) zuständig. Nicht aber für die Schäume. Denn die Waschmittel besaßen schon immer seit Einführung der Waschautomaten eine Schaumbremse, währen Seifen, Spülmittel ‚Shampoos, selbst Zahnpasta einen Schaumstabilisator enthalten…Bis heute.
Was wichtiger ist: Bis heute wird die Ruhr- paradoxerweise federführend von den Grünen- mehr als „Erlebnisraum“ als als zu schützender Bereich gesehen!