Hüsten. Seit Anfang August diesen Jahres rollen die Bagger in Hüsten an der Ruhr. Die Arbeiten werden noch vor Weihnachten abgeschlossen sein.
Die Renaturierung begannen zunächst abseits der Ruhr. Was so aussah, als würde der Oberboden der großen Wiesenfläche zwischen RuhrtalRadweg und Ruhr zu einem riesigen Berg aufgeschoben, entwickelte sich in der Folge zu einer schräg zur Ruhr abfallenden Fläche, die am Radweg etwa 80 Zentimeter höher ist als der ursprüngliche Untergrund. Durch diese Anhebung wird ein Großteil des Hochwasserschutzes für die nahe Wohnbebauung „In den Erlen“ gewährleistet. Die Aufweitung des Ruhrbettes verbessert zusätzlich die Abflusssituation und dient damit auch dem Hochwasserschutz.
Natürliche Laichgründe für Äsche und Forelle
Auf einer Länge von insgesamt rund 900 Metern wurde zunächst linksseitig und darauf folgend rechtsseitig das Flussbett um das Doppelte verbreitert. Uferbefestigungen wurden entfernt, das Ufer selbst abgeflacht. Der vorhandene Bewuchs blieb auf nunmehr von Ruhrwasser umgebenen Inseln erhalten. Flusskies wurde im Flussbett verteilt, so dass sich für Äsche und Forelle natürliche Laichgründe ergeben. Im Gewässer selber haben sich ganz unterschiedliche Strömungs- und Tiefenverhältnisse eingestellt. Flache schnell durchströmte Bereiche wechseln mit langsamen und tieferen. Damit ergeben sich für die Wasserlebewesen sehr unterschiedliche Teillebensräume, die für einzelne Arten und unterschiedliche Alterstufen wichtig sind.Die ehemalige Wiesenfläche wird im nächsten Frühjahr eingesät und dient dann als landwirtschaftliche Weide.
„Das Wichtigste dabei ist, dass der Fluss sein Bett nunmehr verändern und bei jedem Hochwasser neue Strukturen schaffen kann. Diese eigendynamischen Prozesse zeichnen einen Mittelgebirgsfluss, wie es die Ruhr in unseren Breiten ist, aus,“ so Dr. Gotthard Scheja, Leiter des städtischen Umweltbüros.
Auch der RuhrtalRadweg wird attraktiver
Die Renaturierung bringt neben der ökologischen Verbesserung und dem Hochwasserschutz weitere Synergieeffekte. Im Bereich der Eisenbahnbrücke wird der Radweg weiter ausholend unter der Brücke durchgeführt werden können. Damit ergibt sich eine Entschärfung dieses bisher wenig einsehbaren Bereichs. Damit verbunden wird auch die Anlage eines kleinen Aufenthaltsbereiches sein. Durch die Renaturierung gewinnt der RuhrtalRadweg einen weiteren sehr attraktiven Streckenabschnitt im Stadtgebiet.
Die Gesamtkosten der Maßnahme belaufen sich auf etwa 865.000 Euro einschließlich Grunderwerb. Die Kosten für die eigentlichen Bauarbeiten liegen bei etwa 600.000 Euro. Der Rest sind Grunderwerbs- und Planungskosten. Insgesamt mussten Grundstücke mit einer Fläche von rund 6,3 Hektar angekauft werden. Zusätzlich stellt die Stadt rund 1,7 Hektar Fläche aus dem eigenen Bestand zur Verfügung.Die Maßnahme wurde durch das Land Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Gewässerausbauprogramms zu 80 Prozent gefördert. Der städtische Eigenanteil (20 %) wird in Ökopunkte umgerechnet und fließt in das städtische Ökokonto ein bzw. ist bereits in Teilen der Neubaumaßnahme „Baumarkt Haverkamp“ zugeordnet.
Insgesamt wurden etwa 60.000 Kubikmeter Boden bewegt. Davon wurden 23.000 Kubikmeter abgefahren und vom Unternehmer verwertet. Weitere 9500 Kubikmeter wurden als Kiesdepot für die Ruhr im Binnerfeld eingebaut. Die restlichen 27.500 Kubikmeter wurden als Verwallung entlang des Radweges angefüllt und in das vorhandene Gewässerbett der Ruhr geschoben.