Neheim. Bürgermeister Ralf Paul Bittner hatte angekündigt, die Öffentlichkeit regelmäßig über den neuesten Stand der Rathaus-Sanierung zu informieren. Zweieinhalb Monate nach der ersten Pressekonferenz, in der die aktuelle Kostenschätzung für das Gesamtprojekt in Höhe von 39,5 Millionen Euro vorgestellt wurde, konnten Bittner und die Verantwortlichen aus den Fachbereichen nun erfreuliche Neuigkeiten verkünden. Ein gemeinsamer Workshop hat Einsparpotentiale aufgezeigt, die sich auf rund 750.000 Euro belaufen. Für die größte Einsparung sorgt dabei der Abriss und Neubau des westlichen Flachtrakts mit dem Ratssaal.
Gastronomie mit Bistrostandard
„Neubauqualität ohne Kompromisslösungen“ nennt Projektleiter Michael Bartnik als großen Vorteil neben den Einsparungen, wenn der westliche Flachtrakt einschließlich Tiefgarage statt eines Umbaus abgerissen und neu gebaut wird, was entlang einer bestehenden Baufuge problemlos möglich sei. Baudezernent Thomas Vielhaber hat für diese Änderung bereits grünes Licht aus dem Ministerium bekommen. Im neuen Flachtrakt soll das Bürgerzentrum mit Öffnung zum Quartier entstehen. Sitzungs- und Versammlungsräume sollen auch für öffentliche Veranstaltungen und für örtliche Vereine und Gruppen zur Verfügung stehen. Dort soll auch eine neupositionierte Gastronomie die Attraktivität des Standorts steigern. „Bistrostandard“ mit abendlichem Cateringangebot soll die bisherige wenig attraktive Rathauskantine ablösen. Die neue Tiefgarage soll wie bisher Platz für acht Dienstfahrzeuge bieten.
Bürgermeisterbüro an Schnittstelle
Der östliche Teil des Flachtrakts mit dem Bürgermeisterbüro soll nach bisherigem Stand stehen bleiben. Aber auch hier soll Abriss und Neubau möglich bleiben, wenn sich dadurch Einsparungen erzielen lassen. Der Hochtrakt wird als reiner Verwaltungsbau neu konzipiert. Hier entstehen moderne Arbeitsplätze für die städtischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und ein innovatives Konzept soll die Kundenfreundlichkeit optimieren, wobei besonders besucherstarke Bereich im Erdgeschoss angesiedelt werden. „Die Bereiche Bürgerzentrum und Verwaltungszentrum sind getrennt und hängen doch zusammen“, sagt Bürgermeister Bittner, der sich freut, dass er künftig genau an der Schnittstelle sitzen wird: „Trennung und Symbiose – ein sehr schönes Bild.“
Einsparung bei 450 Türschlössern
Eine Einsparung voraussichtlich im fünfstelligen Bereich hat die Überprüfung der Türschlosssysteme erbracht. Hier soll die Zahl der Türen mit Schließanlagen, derzeit sind 450 vorgesehen, reduziert werden und die Steuerung soll statt über Kabel mit einem batteriebetriebenen System laufen. Einsparpotential gibt es zudem bei der vorgesehenen extensiven Dachbegrünung. Beim Neubau des westlichen Flachtrakts kann die zu begrünende Fläche wesentlich kleiner ausfallen, wenn die Oberlichter größer werden und Photovoltaik auf dem Dach installiert wird.
Einsparungen und Qualität
Bittner sagte, er wisse, dass bei den Arnsbergern die Frage der Kosten viel Bedeutung habe, und dass er verantwortungsvoll mit Steuergeldern umgehen wolle. Wichtig sei, dass er keinesfalls „ein neues Rathaus für 40 Millionen“ bauen wolle. Das stimme so nicht, dies seien die Kosten für das Gesamtprojekt mit Bürgerzentrum und Quartiersöffnung. Zusammen mit Jürgen Kilpert vom städtischen Gebäudemanagment kündigte Bittner an, dass die Suche nach Einsparpotentialen eine Kernaufgabe bleibe. Allerdings müsse auch mit Kostensteigerungen gerechnet werden, die man nicht beeinflussen könne. Das wisse er, da er derzeit auch privat baue, leider nur zu gut, so der Bürgermeister. Planungsdezernent Vielhaber ergänzte, dass man bei der Suche nach Einsparmöglichkeiten immer auch die Qualität im Auge behalten werde, die man dem Bürger anbieten möchte.
Personal gestaltet mit
In „Flächen-Workshops“ sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung in den kommenden Wochen am Prozess der Entstehung neuer Arbeitswelten mitarbeiten. „Dabei geht es um viel mehr als um die Farbe der Teppiche“, sagt die Personalratsvorsitzende Kirsten Heckmann. So können aus Modulbausteinen individuell angepasste Grundrisslösungen entwickelt werden. Moderne und offene Arbeitsplätze sollen entstehen, für die Kunden transparent und dennoch die Vertraulichkeit sicherstellend.
Grünes Licht für Archiv und Tafel im Güterbahnhof
Fortschritte gibt es auch bei der Unterbringung des Archivs im ehemaligen Güterbahnhof Neheim-Hüsten. Die Machbarkeitsstudie hat ein Konzept auch für eine dauerhafte Unterbringung des Archivs nach dem Haus-in-Haus-Prinzip entwickelt. Dabei bleiben die Güterschuppen äußerlich unverändert und im Inneren werden nach dem Fertighausprinzip jeweils etwa 200 Quadratmeter große Boxen in Holzständerbauweise errichtet, die die erforderliche thermische Hülle für die rund 4,5 Regal-Kilometer Akten liefert. Die Güterschuppen werden auch wegen ihrer Rathausnähe und wegen der Tragfähigkeit des Bodens, den kein angebotenes Mietobjekt aufweisen konnte, als ideale Lösung angesehen. Im ehemaligen Verwaltungstrakt des Güterbahnhofs ist zudem die neue Unterbringung der Arnsberger Tafel vorgesehen. Wann dies umgesetzt werden kann, hängt an der Landesförderung. Die Tafel könne aber so lange an ihrem bisherigen Standort bleiben, so Bittner. „Momentan passt das!“
Baubeginn wohl kaum vor 2021
Auch die Umsetzung des Gesamtprojekt hängt zeitlich an der Bewilligung der Bundes- und Landesförderung. Die Stadt rechnet hier derzeit mit Zuschüssen von rund 15 Millionen Euro. Ein erster Förderantrag sei Ende Februar fristgerecht abgegeben worden und im Juli sei mit dem Bescheid zu rechnen, sagt Stadtplanerin Michaela Röpke. Insgesamt sind aber vier verschiedene Förderanträge nötig, Ein Procedere, dass Baudezernent Thomas Vielhaber gerne auch etwas unkomplizierter hätte. „Aber wir wissen, wo wir hinwollen und wo wir hinkönnen“, ist der Bürgermeister zuversichtlich. Wenn die Förderbescheide vorliegen, folgt eine aufwändige und zeitraubende Phase der Leistungsbeschreibungen und Ausschreibungen, bevor es losgehen kann. Nach derzeitigem Zeitplan soll deshalb der Auszug der Rathausmitarbeiter im Herbst 2020 und der Baubeginn 2021 erfolgen. Einzelne Arbeiten seien zwar früher möglich, so Vielhaber, aber es nutze nichts, früher anzufangen ohne früher fertigzuwerden. Es sei besser, die Umzugsphase der Mitarbeiter möglichst kurz zu halten.
„Wir werden weiter Gas geben“, versicherte Bittner abschließend.
2 Antworten
Offensichtlich haben die Arbeitsgruppen vergessen, den entscheidenden Kostenfaktor zu streichen: Den absolut unnötigen Bau einer weiteren Ruhrquerung. Nachwievor steht dieser Schildbürgerstreich im Raum, weil sich irgendjemand ein Denkmal setzen will.
Was bleibt noch vom geplanten ’smarten‘ Rathaus übrig? „Es sei unausweichlich, das Rathaus von Grund auf zu sanieren und das Rathaus als „Bürgerhaus“ der Zukunft zu entwickeln. Dieses Ziel soll erreicht werden, indem das neue Rathaus smart (intelligent,
vernetzt, innovativ und digital), green (nachhaltig, widerstands- und anpassungsfähig) und inclusive (ein Treffpunkt für Alle – „Bürgerhaus“) gestaltet wird. “
Steht so in der Niederschrift des Bezirksausschusses Arnsberg vom Oktober 2017 https://ratsinfo.arnsberg.de/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZWzGajW9-afIu5vr5Qrpdrj-mvDQ93GG1jBBKEn4u6zG/Niederschrift_oeffentlich_Bezirksausschuss_Arnsberg_10.10.2017.pdf#search=Rathaussanierung Fördergeldern