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Rathaussanierung: 15 Entwürfe und ganz enge Entscheidung der Jury

Der Sie­ger­ent­wurf für die Rat­haus­sa­nie­rung mit Glas­fas­sa­de, neu gestal­te­tem Rats­trakt und Tief­ga­ra­ge kommt vom Archi­tek­ten­bü­ro „v‑Architekten“ aus Köln und dem Land­schafts­ar­chi­tek­tur­bü­ro „[f] Land­schafts­ar­chi­tek­tur“ aus Bonn.
Arns­berg. Über „ein Feu­er­werk an Ideen“ freu­te sich Stadt­käm­me­rer Peter Ban­nes bei der Vor­stel­lung der Sie­ger des Archi­tek­ten­wett­be­werbs „Rat­haus Arns­berg – kli­ma­neu­tral und offen“. Zusam­men mit Stadt­pla­ner Tho­mas Viel­ha­ber prä­sen­tier­te Ban­nes, der nach dem Wech­sel von Bür­ger­meis­ter Vogel zur Bezirks­re­gie­rung der­zeit „Chef“ im Rat­haus ist, am Mon­tag abend im Rat­haus­foy­er die vier Sie­ger­ent­wür­fe. „Alles her­aus­ra­gen­de Arbei­ten“, so der Jury­vor­sit­zen­de Hei­ner Far­wick, Prä­si­dent des Bun­des Deut­scher Archi­tek­ten. Er berich­te­te auch, dass die Ent­schei­dung der Jury nach elf Stun­den ganz eng gewe­sen sei und am Ende der radi­ka­le­re Ent­wurf vorn gele­gen habe. So ging der ers­te Preis an das Archi­tek­ten­bü­ro „v‑Architekten“ aus Köln gemein­sam mit dem Land­schafts­ar­chi­tek­tur­bü­ro „[f] Land­schafts­ar­chi­tek­tur“ aus Bonn.

Siegerentwurf mit Tiefgarage und Glasfassade

Gewin­ner und Jury­mit­glie­der des Architektenwettbewerbs.

Der Ansatz des Sie­ger­ent­wurfs sei völ­lig anders als der der ande­ren Preis­trä­ger, die Neu­in­ter­pre­ta­ti­on der vor­han­de­nen Sub­stanz deut­lich radi­ka­ler, sag­te Far­wick, der als lang­jäh­ri­ger Vor­sit­zen­der des Arns­ber­ger Gestal­tungs­bei­rats auch ein guter Ken­ner der Stadt ist. So wen­de die­ser Ent­wurf der Auto­bahn am deut­lichs­ten der Rücken zu und ver­zich­te völ­lig auf den bis­he­ri­gen Nord­ein­gang. Auch las­se er als ein­zi­ger der Preis­trä­ger den Rats­saal nicht an der bis­he­ri­gen Stel­le, son­dern ver­le­ge ihn ins Erd­ge­schoss, ergänzt durch eine Mul­ti­funk­ti­ons­zo­ne, eine gro­ße Hal­le und eine neue Trep­pe. Der gesam­ten Rats­trakt bekom­me durch einen Anbau eine neue Gestalt. Auch das Hoch­haus und der Mit­tel­trakt sei­en durch eine mehr­schich­ti­ge Glas­fas­sa­de stark über­formt. Neu sei auch ein Luft­ge­schoss mit Ter­ras­se. Zudem pla­ne die­ser Ent­wurf mit einer Tief­ga­ra­ge für den gesam­ten ruhen­den Ver­kehr, um rund um das Rat­haus eine groß­zü­gi­ge neu gestal­te­te Land­schaft mit Wege­netz zu ermöglichen.

Barrierefrei, offen, flexibel und klimaneutral

Allen Sie­ger­ent­wür­fen gemein ist die Erfül­lung ein­ger grund­le­gen­der Vor­ga­ben des Wett­be­werbs. Neben der Kli­ma­neu­tra­li­tät und der Öff­nung zur Ruhr und zum Quar­tier jen­seits der Ruhr, die schon im Wett­be­werbs­ti­tel ange­spro­chen wer­den, sind das vor allem die Bar­rie­re­frei­heit, die Zuord­nung der Frak­ti­ons­räu­me zum Rats­saal, die Schaf­fung von Räu­men für neue öffent­li­che Nut­zun­gen ein­schließ­lich einer öffent­li­chen Cafe­te­ria sowie fle­xi­ble Arbeits­plät­ze mit Einzel‑, Dop­pel- und Team­bü­ros sowie Bespre­chungs- und Aufenthaltsräumen.

Zweiter Preis der sensiblere Entwurf

Der zwei­te Preis vom Büro „Ger­ber Archi­tek­ten“ aus Dort­mund geht sen­si­bler mit der vor­han­de­nen Bau­sub­stanz um.

Der zweit­plat­zier­te Ent­wurf kommt vom Büro „Ger­ber Archi­tek­ten“ aus Dort­mund. Auch er setzt auf einen gro­ßen Grün­zug um das Rat­haus. Ein gro­ßer Vor­platz soll mit Außen­gas­tro­no­mie, Sitz­blö­cken und einem Steg zur Ruhr unter­schied­li­che Auf­ent­halts­qua­li­tä­ten bie­ten. Mit dem Alt­bau­be­stand gehe die­ser Ent­wurf sen­si­bler um, so Far­wick. Die Innen­trep­pe blei­be erhal­ten, der Rats­saal wer­de nicht ver­legt. Auch die Fas­sa­de blei­be in ihrer Grund­struk­tur erhal­ten, wer­de aber zeit­ge­mäß über­formt – mit Beton­fer­tig­teil­ele­men­ten am Hoch­haus und einer groß­zü­gi­gen Ver­gla­sung am Mit­tel­trakt. „Eine Lösung, mit der die Jury auch sehr zufrie­den war,“ so der Jury-Vorsitzende.

Alle öffnen sich zur Ruhr

Der dritt­plat­zier­te Ent­wurf kommt vom Büro „Baum­schla­ger Eber­le Archi­tek­ten“ aus Ham­burg und Zürich. Auch hier gebe es eine stär­ke­re Über­for­mung der Sub­stanz, so Far­wick. So wer­de der Luft­raum zur Auto­bahn geschlos­sen. Die Fas­sa­de wer­de neu the­ma­ti­siert und es gebe eine neue Trep­pe in der neu gestal­te­ten Hal­le. Im Frei­raum gebe es neu sor­tier­te Stell­plät­ze und vier gestaf­fel­te Pla­teaus zur Ruhr hin. Der vier­te Preis geht an das Büro SSP AG aus Bochum. Eine eben­falls her­aus­ra­gen­de Arbeit, die sehr zurück­hal­tend mit dem Bestand umge­he, so Far­wick. Cha­rak­te­ris­tisch sind eine gro­ße Stu­fen- und Trep­pen­an­la­ge zur Ruhr sowie das Casi­no mit gro­ßer Außen­ter­ras­se zur Ruhr.

Im Oktober geht es in den Planungsausschuss

Der drit­te Preis Büro „Baum­schla­ger Eber­le Archi­tek­ten“ aus Ham­burg und Zürich.

Ins­ge­samt haben 15 der 25 ein­ge­la­de­nen Büros ihre Ent­wür­fe abge­ge­ben. Wegen der vie­len her­vor­ra­gen­den Ergeb­nis­se habe die Jury bewusst auf die Emp­feh­lung ver­zich­tet, unbe­dingt den Sie­ger­ent­wurf zu bau­en, sag­te Far­wick. Als Stadt­käm­me­rer ver­wies Peter Ban­nes dar­auf, dass die Ent­wür­fe finan­zi­ell nach ers­ten gro­ben Kos­ten­schät­zun­gen alle recht eng bei­ein­an­der lägen. Der­zeit plant der Käm­me­rer für die Rat­haus-Sanie­rung mit Kos­ten von knapp 22 Mil­lio­nen Euro. Der Sie­ger­ent­wurf ist nach der­zei­ti­gem Stand aber wohl etwas teu­rer als die ande­ren Preis­trä­ger, nicht zuletzt wegen der Tief­ga­ra­ge. Die Arns­ber­ger Stadt­pla­ner wer­den jetzt die Kos­ten­schät­zun­gen kon­kre­ti­sie­ren und Gesprä­che mit den Archi­tek­ten füh­ren. „Denn nichts wird so gebaut, wie es beim Wett­be­werb an der Wand hängt“, weiß Pla­ner Tho­mas Viel­ha­ber, der den Poli­ti­kern im Pla­nungs­aus­schuss für die Sit­zung am 12. Okto­ber eine umfas­sen­de Vor­la­ge prä­sen­tie­ren wird.

300 Mitarbeiter sollen Ende 2018 ausweichen

Dann pres­siert es auch schon mit der Zeit, denn bis Ende Novem­ber soll­te der För­der­an­trag mit dem kon­kre­ten Ent­wurf fer­tig sein. Denn ohne Städ­te­bau­för­der­mit­tel des Lan­des ist das Pro­jekt für die Stadt Arns­berg nicht umsetz­bar. nach der­zei­ti­gem Zeit­plan sol­len die rund 300 Mit­ar­bei­ter das Rat­haus Ende 2018 ver­las­sen. Ersatz­quar­tie­re für die vor­aus­sicht­lich bis zu zwei­jäh­ri­ge Bau­zeit sind in den bei­den im Som­mer 2018 aus­lau­fen­den Real­schu­len an der Goe­the­stra­ße in Neheim und der Sau­er­stra­ße in Alt-Arns­berg vor­ge­se­hen. Alte Güter­schup­pen am Bahn­hof Neheim-Hüs­ten sol­len als Archiv die­nen. Es wer­de eine span­nen­de Zeit, bis alle 2020 oder 2021 wie­der im frisch sanier­ten Rat­haus sind, mein­te der Kämmerer.

Bannes: „Frischzellenkur nötig“

Der vier­te Preis: Büro SSP AG aus Bochum.

Vor den zahl­rei­chen Gäs­ten begrün­de­te Ban­nes auch noch­mals die Not­wen­dig­keit der Rat­haus­sa­nie­rung. Das Haus wer­de 2018 50 jah­re alt. da sei es Zeit für eine Frisch­zel­len­kur, um ihm neu­es Leben ein­zu­hau­chen. Er sprach das Raum­kli­ma für die Mit­ar­bei­ter an, aber auch ein fle­xi­bles Raum­kon­zept, Bar­rie­re­frei­heit, Ener­gie­bi­lanz und die Öff­nung zum Quar­tier. Tho­mas Viel­ha­ber erin­ner­te dar­an, dass die alte Stadt Neheim-Hüs­ten die­ses Rat­haus 1968 durch­aus üppig gebaut habe. Man erzäh­le sich heu­te noch von den Tisch­ten­nis­plat­ten in den obe­ren Stock­wer­ken. das rat­haus sei damals als Teil eines neu­en Stadt­zen­trums am Trau­ring geplant gewe­sen. Doch das sei glück­li­cher­wei­se nie ver­wirk­licht wor­den, weil das Land schon weni­ge Jah­re spä­ter statt der Schaf­fung neu­er Zen­tren die Stär­kung alter Zen­tren geför­dert habe. Viel­ha­ber sag­te auch, er arbei­te seit 25 Jah­ren in die­sem Haus und ken­ne die größ­ten Pro­ble­me nur zu gut, den bestän­di­gen Lärm durch die Auto­bahn, die star­ke Über­hit­zung im Som­mer durch den innen­lie­gen­den Son­nen­schutz und auch die nicht mehr zeit­ge­mä­ßen Sanitäranlagen.

Nach Feierabend kein Angstraum mehr

Die Stadt­pla­ner hät­ten sich des­halb auch inten­siv mit dem Neu­bau des Rat­hau­ses an einem ande­ren Stand­ort beschäf­tigt, den aber ver­wor­fen. Denn der Stand­ort sei gut, weil von den meis­ten Arns­ber­gern schnell erreich­bar. Auch die Bau­sub­stanz sei noch gut, so dass eine Sanie­rung deut­lich güns­ti­ger kom­me als ein neu­bau. Und ganz neben­bei ver­mei­de man noch den poli­ti­schen Streit, in wel­chem der drei gro­ßen Stadt­tei­le denn ein Neu­bau zu ste­hen habe. Finan­zi­ell mach­bar sei alles letzt­lich aber nur durch den Glücks­fall gewor­den, dass das Land jetzt auch Städ­te­bau­för­der­mit­tel für die Sanie­rung von Ver­wal­tungs­bau­ten gibt, aller­dings nur unter der Bedin­gung der Öff­nung zum Quar­tier. Des­halb habe man ein neu­es Stadt­um­bau­ge­biet fest­ge­legt mit der Ach­se Rat­haus – Bahn­hof – Schul­zen­trum. Für das Rat­haus sei­en neben Ver­wal­tung und Poli­tik neue öffent­li­che Nut­zun­gen vor­ge­se­hen, ähn­lich wie im Bür­ger­bahn­hof im Stadt­teil Arns­berg. Das Rat­haus wer­de künf­tig also auch abends offen sein und nach Fei­er­abend kein Angst­raum mehr sein wie der­zeit noch.
 

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