Sundern. Der Sunderner Rat verabschiedete sich am Donnerstag abend mit einer Mammutsitzung mit über 30 Tagesordnungspunkten in die Sommerpause. Die Ratsmitglieder werden sich allerdings direkt nach der Sommerpause wiedersehen, denn sie beschlossen eine Sondersitzung, die sich einzig mit dem Thema Stadtmarketing befassen soll. Vom Tisch ist dagegen zunächst einmal das in den letzten Monaten heftig umstrittene Thema Innenstadtentwicklung. Mit breiter Mehrheit verabschiedete der Rat das Innenstadtentwicklungskonzept InSEK 2025.
Röhr und die meisten Parkplätze bleiben unangetastet
Gegenüber der ursprünglichen Fassung hat sich das InSEK in einigen Punkten deutlich verändert. Nach Verhandlungen mit der Bürgerinitiative, die ein Bürgerbegehren gestartet hatte, sollen jetzt 85 bis 90 Prozent der kostenlosen Stellplätze an der Röhr als „infrastrukturelles Rückgrat der Innenstadt erhalten bleiben. Etwa 25 Parkplätze können verlegt werden und Gestaltungspielräume schaffen. Auch von einer Verlegung der Röhr ist nicht mehr die Rede. An die Stelle eines Röhrparks tritt eine Nord-Süd-Achse mit Fuß- und Radweg. Konkrete Maßnahmen sind allerdings noch nicht beschlossen. „Wir stehen erst am Anfang der Diskussion“, sagte der stellv. Bürgermeister Jürgen ter Braak und wies darauf hin, das das InSEK nur ein Rahmen ist, der Zielvorstellungen festlegt und ermöglicht, ab 2019 Fördermittel des Landes zu beantragen.
Grüne und BfS bedauern Verwässerung
Das InSEK wurde mit 30 gegen 4 Stimmen bei 3 Enthaltungen beschlossen. Die Ablehnung kam von Grünen und Bürgern für Sundern. Grünen-Fraktionschef Guido Simon beklagte, das gute grüne Ideen wie die Wiederbelebung der Röhrtalbahn, das Mobilitätszentrum am alten Bahnhof und die Renaturierung verschwunden seien. Andreas Bahde (BfS) beklagte, das sich die Diskussion viel zu sehr auf die Parkplätze verlegt habe, was das gute Konzept verwässert habe. WiSu-Fraktionschef Hans Klein sprach dagegen von einer hervorragenden Lösung, die 85 Prozent der Parkplätze erhalte. Auch Sebastian Booke freute sich über den Erhalt der Parkplätze, den die CDU gewollt habe. Michael Stechele (SPD) sagte: „Lasst uns jetzt anpacken, es gibt viel Spielraum für Ideen!“
Alle wollen das ominöse Papier kennenlernen
Mit nur einer Gegenstimme und vier Enthaltungen fiel die Mehrheit für eine Sondersitzung des Rats zum alleinigen Thema Stadtmarketing direkt nach den Sommerferien noch deutlicher aus. In der Sondersitzung sollen die Ratsmitglieder auch endlich das Papier zur Weiterentwicklung des Stadtmarketings vorgestellt bekommen, das Stadtmarketing-Geschäftsleiterin An Kathrin Meier mit Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern ausgearbeitet hat und von dessen Inhalt und Existenz viele Ratsmitglieder noch nichts wussten. Ihm seien fast die Zähne aus dem Gesicht gefallen, als er in der Zeitung von der Existenz dieses Papiers gelesen habe, wo er sich doch seit Monaten im Arbeitskreis Finanzen genau mit diesem Thema intensiv beschäftige, sagte der stellv. Bürgermeister Georg Te Pass (CDU).
Thema Gutachten entzweit noch
Einig sind sich offenbar alle Parteien, dass zur Weiterführung der allseits gelobten guten Arbeit des Stadtmarketings und zur Sicherung der Arbeitsplätze die städtische Förderung weiter fließen soll, bis eine endgültige Lösung für Aufgaben und Organisationsform gefunden ist. Ein entsprechender Antrag in der Sondersitzung wird sicher kommen. Noch kein gemeinsamer Nenner ist bei der Frage erkennbar, ob noch ein externes Gutachten eingeholt werden soll. SPD-Fraktionschef Michael Stechele sagte, er brauche das Gutachten, damit eine maximal zielführende Lösung gefunden werden könne. CDU-Fraktionschef Stefan Lange sagte, er sei nicht grundsätzlich gegen Gutachten, doch es müssten Kosten beziffert und eine klare Zielstellung definiert sein, was hier bisher nicht der Fall sei. Dorothee Thiele sagte, die FDP sei grundsätzlich gegen Gutachten, weil die nicht zielführend seien, und Toni Becker (Grüne) plädierte für eine Konzeptentwicklung mit den eigenen Köpfen in Sundern. Der fraktionslose Klaus Tolle erinnerte daran, das er 2015 schon eine Zusammenführung von Stadtmarketing und Sorpesee GmbH gefordert habe, und Werner Kaufmann (BfS) forderte, man solle nicht so einen Bohei machen und die gute Arbeit im Arbeitskreis Finanzen fortsetzen, da werde schon etwas vernünftiges herauskommen. Bürgermeister Brodel schließlich sagte, er habe das Gutachten zwar vorgeschlagen, um die Enden zusammenzuführen, die bisher nicht zusammengekommen sind, doch er persönlich brauche kein Gutachten. Für ihn sei das Briloner Model die ideale Lösung. Dort seien Citymarketing, Tourismus und Wirtschaftsförderung unter dem Dach einer GmbH zusammengefasst.
Windkraft-Projektentwickler vergebens angereist
Mit Mehrheit von der Tagesordnung abgesetzt wurde das Thema Windkraft, weil es zunächst im zuständigen Fachausschuss diskutiert werden soll. Das verkürzte zwar die übervolle Tagesordnung, verärgerte aber die Vertreter von vier potenziellen Projektentwicklern für Windkraftanlagen auf den öffentlichen Flächen im Vorrangebiet „Südliche Waldflächen Süd“ zwischen Hagen und Wildewiese, die angereist waren, um ihre Pläne darzulegen.
Investor für Gastronomie am Vorbecken gefunden
Im vorgeschalteten Haupt- und Finanzausschuss konnten die Politiker ein Thema abräumen, dass sie in den letzten Jahren ebenfalls viel beschäftigt hat. Endlich ist ein Investor gefunden, der die Gastronomiefläche auf der Halbinsel im Amecker Vorbecken nach den Vorstellungen des Rats entwickeln will. „Das ist das, worauf wir lange gewartet haben, die mit Abstand überzeugendste und seriöseste Präsentation“, sagte Stefan Lange (CDU). Der Amecker Johannes Becker bekam nicht nur viel Beifall für sein Konzept, sondern bei nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung ein klares Votum, dass sein Konzept weiterverfolgt werden soll. „Ich werde sie nicht enttäuschen“, sagte Becker. Er will die Gastronomiefläche zum vom Rat festgelegten Preis von 130 Euro pro Quadratmeter kaufen und ein modernes unterkellertes Gebäude errichten, das innen für 60 und außen für 80 Gäste Platz bietet. Im Dachstuhl sol es zudem Räumlichkeiten für Familienfeiern geben. Becker erklärte auch, dass er die Fläche am See unabhängig von der Freibadfläche kaufen wolle, dass er aber auch über die Freibadfläche gerne verhandeln werde. Der Betreiber des derzeitigen Provisoriums „AirStop“, der sein Konzept vor einigen Wochen vorgestellt hat, blieb nur weiter Sieger.