Arnsberg. Es ist schon eine Art unendliche Geschichte, das Thema ruhender und fließender Verkehr auf Steinweg und Altem Markt. Die gesamten 21 Jahren, die er bei der Stadt Arnsberg sei, stehe das Thema schon auf der Agenda, sagte Stadtplaner Thomas Vielhaber bei der Sitzung des Bezirksausschusses Arnsberg. Und bei der Ausschussvorsitzenden Marie-Theres Schennen reichen solche Erinnerungen sogar bereits 30 Jahre zurück und sind nicht wirklich positiv: „Es war wohl nie richtig, was wir beschlossen haben, und es wird vielleicht auch nie richtig sein,“ merkte sie an, nachdem sich der Ausschuss mal wieder einstimmig für eine Neuregelung ausgesprochen hatte.
Millionen-Investitionen in den 90-er Jahren
Eine Attraktivitätssteigerung für diese – zumindest in der Erinnerung der Älteren – einst blühende Einkaufsstraße war stets das Ziel der Politiker. So auch, als Anfang der 1990-er Jahre mit Millionen-Zuschüssen aus Düsseldorf die Altstadtgarage unter dem Neumarkt gebaut und der Straßenzug aufwändig gepflastert wurde. Der ruhende Verkehr sollte komplett unter der Erde verschwinden und nach einer Übergangsfrist sollte die Fußgängerzone vom Neumarkt bis zur Hallenstraße reichen. Doch die Fußgängerzone auf dem Alten Markt kam nie und auch der Steinweg wurde in einer Richtung wieder für den Autoverkehr geöffnet. Auch einige Parkplätze gab es bald wieder. Die Veränderungen wurden 2001 in einem Vertrag mit dem Land geregelt, damit keine Zuschüsse zurückgezahlt werden müssen. 2007 wurde dieser Vertrag nochmals modifiziert.
Absperrung schon am Freitag abend in der Kritik
Mit der Bürgerwerkstatt „Zwischen Glockenturm und Neumarkt“, die 2013 und 2014 insgesamt vier Mal zusammenkam, wurden neue Wege für eine Attraktivitätssteigerung gesucht. Ein zentrales Thema waren für Einzelhändler wie für Gastronomen aber nach wie vor die alten Verkehrsprobleme. Kritisiert wurde insbesondere die Regelung, dass der Steinweg bereits am Freitag um 19 Uhr abgepollert und zur Wochenendfußgängerzone gemacht wird. Denn dadurch, so die Klagen, liege der ohnehin nicht rosige Umsatz am Samstag noch deutlich unter dem der anderen Wochentage. Auch die Forderung nach zusätzlichen Parkplätzen in der Nähe der Geschäfte vor allem für den schnellen Einkauf wurde gestellt.
Nach Gesamtabwägung auch mehr Parkplätze
„Nach einer Gesamtabwägung,“ so Vielhaber, soll diesen Forderungen jetzt entgegen gekommen werden. So sollen die Poller den Steinweg künftig erst nach Geschäftsschluss am Samstag um 14 Uhr (bis montags um 6.30 Uhr) zur Fußgängerzone machen, wo dann Arnsberger wie Touristen ungestört flanieren und die Außengastronomie genießen können. Und auch die Zahl der Parkplätze auf Steinweg und Altem Markt soll moderat erhöht werden, von derzeit 12 auf 19 plus drei Schwerbehindertenparkplätze.
Postkartenblick soll frei bleiben
In Fortsetzung der bisherigen Parkplätze, die auf der rechten Seite des Steinwegs angeordnet sind, soll es fünf weitere Parkplätze auf dem Alten Markt zwischen Küchenstudio und Teeladen geben. Weiter oben sollen die bisherigen Parkplätze vor dem Hotel Landsberger Hof durch drei Behindertenparkplätze ersetzt werden, die an dieser Stelle einen barrierefreien Zugang zum Sauerlandmuseum ermöglichen sollen. Auf der gegenüberliegenden linken Seite sollen im Bereich Pressehaus acht Parkplätze neu entstehen. Weiter oben, ab dem Eingangsbereich des Museums, soll der Alte Markt von Parkplätzen frei gehalten werden. „Um den Postkartenblick auf Glockenturm, Krim, Brunnen und Rathaus nicht zu verstellen,“ so Thomas Vielhaber. Freigehalten werden von Parkplätzen soll neben den neugestalteten Aufenthaltsflächen auch der Bereich vor dem früheren italienischen Restaurant, um hier einem künftigen Nutzer die Möglichkeit zur Außengastronomie zu geben.
Zustimmung der Bezirksregierung fehlt noch
Für diese neuen Regelungen sprach sich der Bezirksausschuss einstimmig aus, so dass auch im Planungsausschuss und im Rat mit einer klaren Zustimmung zu rechnen ist. Die Maßnahme steht allerdings noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Bezirksregierung. „Und die ist noch nicht in trockenen Tüchern,“ erklärte Thomas Vielhaber, fügte aber gleich hinzu, die Signale seien bei seinen Gesprächen beim RP allerdings positiv gewesen. „Aber nur, weil diese Veränderungen des bestehenden Vertrags im Rahmen eines überzeugenden Gesamtkonzepts daher kommen.“
Gesamtkonzept mit Masterplan
Dieses Gesamtkonzept ist in der Bürgerwerkstatt erarbeitet und in einem Masterplan festgehalten worden. Vielhaber skizzierte die wichtigsten Punkte, die bereits umgesetzt sind oder vor der Umsetzung stehen. Zuerst nannte er den Freifunk. Inzwischen sei zwischen Neumarkt und Glockenturm die größte Zone von bürgerschaftlich organisiertem freien WLAN in ganz Nordrhein-Westfalen entstanden, was die Attraktivität vor allem für die junge Generation enorm steigere. Eigentlich auch schon längst umgesetzt sein sollte das Projekt Klosterpforte. Der international renommierte spanische Künstler Santiago Sierra will die eindrucksvollen Ausmaße dieses früheren Stadttores mit 34 in den Boden eingelassenen Leuchten im Abstand von jeweils 1,50 Meter wieder sichtbar machen. „Eine ganz einfache Idee, nur in der Umsetzung nicht so ganz einfach,“ sagt Vielhaber. Denn noch wird bei Trilux an einer Spezialanfertigung der Leuchten gearbeitet, die von tonnenschweren Lkws bis zu Streusalz vielfältigen Belastungen stand halten müssen. Im Sommer, so hofft der Planer, soll das Kunstwerk aber endlich installiert werden.
Neue Möblierung soll bis zum Sommer da sei
„Bis zum Sommer“, so Vielhaber, soll auch die neue Möblierung des Straßenzugs montiert sein. Der Wildwuchs der vergangenen Jahrzehnte soll durch Sitzbänke, Spieltische, Fahrradständer und Mülleimer in einheitlichem Design ersetzt werden, die sich auf drei Aufenthaltsbereiche konzentrieren. Der eine liegt links und rechts vom Museumseingang, wo von der derzeitigen Ausstattung nur das Trillerhäuschen übrig bleiben soll, der zweite vor der Adler-Apotheke rund um den bereits im Dezember aufgestellten Bücherschrank, der dritte im Bereich von Schuhhaus und Geldautomat auf dem Steinweg. Von der Optik ganz anders und mit Blick vor allem auf die junge Zielgruppe soll der Neumarkt ausgestattet werden. Hier sollen 15 bunte Sitzmöbel aufgestellt werden. Sie sollen wie zufällig hingestellt wirken, allerdings so befestigt sein, dass man sie nicht verschieben oder mitnehmen kann, sie aber bei Veranstaltungen auf dem Neumarkt ohne Probleme abbauen kann. Für diese neue Möblierung stellt die Stadt 20.000 Euro zur Verfügung. Im Rahmen des Märkte-Projekts der Regionale kommen 80 Prozent Landesförderung hinzu.
Altstadt-Diner und Holzmarkt bringen Leben
„Es ist aber wichtig, dass wir nicht nur baulich etwas verändern, sondern auch mehr Leben in den Straßenzug bringen,“ sagte Vielhaber und nannte den Punkt „Profilbildung“ mit erfolgreichen neuen Veranstaltungen. Da sei der Holzmarkt, der bereits zweimal mit guter Resonanz zum Abschluss des Kunstsommers organisiert wurde, und da sei das Altstadt-Dinner, das bei allen, die die Premiere 2014 erlebt haben, großartig angekommen sei. Beide Veranstaltungen werden auch in diesem Jahr wieder laufen.
Gestaltungsleitfaden für Außengastronomie
Wichtig, so Vielhaber, sei für die Aufenthaltsqualität auch die Außengastronomie. „Die Außengastronomie, die wir haben, ist gut, aber wir wollen auch, dass das so bleibt und keiner, der dazu kommt, billige Plastikmöbel aufstellt,“ sagte der Stadtplaner. Auf eine Satzung werde allerdings bewusst verzichtet. Vielmehr sei es Aufgabe der Gastronomen, Qualität zu definieren und sich einen Gestaltungsleitfaden zu geben, an den sich alle halten.
Politiker fordern Falschparker-Kontrollen auch am Wochenende
Am Ende der Diskussion waren den Politikern zwei Punkte noch ganz wichtig. Zum einen die klare Forderung, dass nach einer Ausweitung der erlaubten Parkplätze auch die Einsätze des Ordnungsamts gegen Falschparker ausgedehnt werden sollten, vor allem in den Abendstunden und an Wochenenden, wenn dort 50, 60 oder gar 80 Falschparker stehen. Dass das kontrolliert werde, sei der Wunsch aller Beteiligten, antwortete Vielhaber. Skeptischer war der Stadtplaner beim zweiten Wunsch der Politiker, die forderten, dass die Parkplätze besser kenntlich gemacht werden. „Auch für Blöde!“, wie es ein Politiker drastisch ausdrückte. Auf jeden Fall, so Vielhaber, werde es eine klare Beschilderung geben. Weiße Linien auf dem Pflaster werde es dagegen sicher nicht geben. Ob es andere Möglichkeiten gebe, etwa durch farbig markierte Passsteine, darüber werde noch nachgedacht.
Keine Chance hat derzeit der Vorschlag eines Anliegers, die Pflastersteine neu zu verlegen, wobei dann die glatten Platten direkt an die Hauswände gelegt würden, um eine bessere Begehbarkeit zu schaffen. „Das würde den Kostenrahmen sprengen“, so Vielhaber.