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Polizei meldet über 40 Prozent Rückgang bei Wohnungseinbruch

 

Poli­zei­di­rek­tor Klaus Bun­se, lLnd­rat Dr. Karl Schnei­der und Kri­mi­nal­ober­rat Josef Jako­bi (v.l.) stell­ten im Kreis­haus die Kri­mi­na­li­täts­sta­tis­tik 2017 vor. (Foto: oe)

Meschede/Arnsberg/Sundern. Er kön­ne über vie­le erfreu­li­che Ent­wick­lun­gen berich­ten, begann Land­rat Dr. Karl Schnei­der die Pres­se­kon­fe­renz zur Kri­mi­na­li­täts­sta­tis­tik 2017 im Kreis­haus. Er nann­te die nun­mehr im vier­ten Jahr in Fol­ge gesun­ke­ne Zahl der ange­zeig­ten Straf­ta­ten und die höchs­te Auf­klä­rungs­quo­te seit 2003 sowie die Abnah­me bei Raub und Dieb­stahl, wo das Bekämp­fungs­kon­zept der HSK-Poli­zei Erfol­ge zei­ge. Aller­dings gebe es auch mehr Sexu­al­de­lik­te und mehr Betrugs­fäl­le. Hier lägen ihm beson­ders die älte­ren Men­schen am Her­zen, bei denen immer öfter skru­pel­lo­se Tele­fon­be­trü­ger anru­fen und sich als fal­sche Enkel oder Poli­zis­ten aus­ge­ben, wobei teils fünf­stel­li­ge Beträ­ge ver­lo­ren gegan­gen sei­en, so Schnei­der. Die Fall­zahl hat sich 2017 von 24 aus 234 fast ver­zehn­facht. Der Land­rat dank­te zudem den Hoch­sauer­län­dern für ihre vie­le Hin­wei­se und for­der­te sie auf: „Wenn was ist, 110 wählen!“

Jeder zweite Wohnungseinbruch ohne Beute

Poli­zei­di­rek­tor Klaus Bun­se stell­te den größ­ten Erfolg her­aus. Die Zahl der Woh­nungs­ein­brü­che sei von 417 Fäl­len in 2016 auf 249 in 2017 gesun­ken. Ein Rück­gang um stol­ze 40,29 Pro­zent und deut­lich höher als am Lan­des­schnitt (25,7%). Zudem sei es den Tätern in über der Hälf­te der Fäl­le nicht gelun­gen, Beu­te zu machen, wobei sie oft schon an Sicher­heits­ein­rich­tun­gen schei­ter­ten. Die Bekämp­fung der Woh­nungs­ein­bruchs­kri­mi­na­li­tät sei  ein stra­te­gi­scher Schwer­punkt, dem sich die Behör­de seit 2015 inten­siv wid­me, so Bun­se. Wach­dienst, Kri­po und Ver­kehrs­dienst sei­en gemein­sam im Ein­satz, man arbei­te mit Zivil­fahn­dern und Groß­kon­trol­len, aber auch mit Sicher­heits­be­ra­tung und Öffent­lich­keits­ar­beit. Er sei froh, das Ziel einer deut­li­chen Sen­kung erreicht zu haben, so Bun­se, doch blei­be jeder Ein­bruch ein Ein­bruch zuviel und des­halb wer­de hier inten­siv wei­ter gearbeitet.

Weniger Diebe, mehr Betrüger

Kri­mi­nal­ober­rat Josef Jako­bi zeig­te drei Trends auf: die Zahl der Straf­ta­ten geht kon­se­quent nach unten, die Auf­klä­rungs­quo­te nach oben und die Kri­mi­na­li­tät ändert sich. Dieb­stahls- und Ein­bruchs­de­lik­te, die vor 20 Jah­ren noch 40 bis 45 Pro­zent aller Straf­ta­ten stell­ten, lie­gen inzwi­schen bei nur noch 32 Pro­zent. Betrug dage­gen wächst, allein im letz­ten Jahr von 12 auf 16 Pro­zent. Gewalt- und Rausch­gift­de­lik­te, Kör­per­ver­let­zung und Sach­be­schä­di­gung hal­ten ihre Antei­le. Ins­ge­samt zähl­te die Poli­zei im HSK im Vor­jahr 12.260 ange­zeig­te Straf­ta­ten, 41 oder 0,33 Pro­zent weni­ger als 2016. Die Gesamt­auf­klä­rungs­quo­te stieg von 54,74 auf 57,04 Pro­zent und liegt weit über dem NRW-Durch­schnitt von 52,3 Prozent.

In Arnsberg ist Kriminalität am höchsten

Bei der Kri­mi­na­li­täts­häu­fig­keits­zahl (KHZ), einem sta­tis­ti­schen Ver­gleichs­wert, der die Zahl der jähr­li­chen Straf­ta­ten pro 100.000 Enwoh­ner angibt, liegt der HSK bei 4675 und gehört zu den zehn länd­lich gepräg­ten Krei­sen des Lan­des, in denen die Men­schen am sichers­ten leben. Die Durch­schnitts-KHZ des Lan­des liegt bei 7677, Städ­te wie Dort­mund, Düs­sel­dorf und Spit­zen­rei­ter Köln haben KHZ-Wer­te von 10.000 bis 12.000. Dabei gibt es erheb­li­che Unter­schie­de unter den Städ­ten und Gemein­den im HSK. Arns­berg (62439), Win­ter­berg (6065) und Mesche­de ((5392) lie­gen über der 5000, Sun­dern im Mit­tel­feld (3368), Mede­bach (2327) und Hal­len­berg (1743) ganz unten. Win­ter­berg sei hier ein Son­der­fall, da die Straf­ta­ten von und an Tou­ris­ten auf die Wohn­be­völ­ke­rung umge­rech­net wer­den, so Jako­bi. Arns­berg und Mesche­de sei­en wegen der kür­ze­ren und weni­ger gefähr­li­chen Anrei­se­we­ge und der vie­len Geschäf­te attrak­ti­ver für rei­sen­de Kri­mi­nel­le. Hier sei aber auch der Anteil von Berufs­ga­no­ven und dro­gen­süch­ti­gen Beschaf­fungs­tä­tern höher, so Jako­bi. Deut­lich wird dies auch bei der Ver­tei­lung der Woh­nungs­ein­brü­che. Hier ent­fal­len fast die Hälf­te der Fäl­le allein auf Arns­berg, knapp zwei Drit­tel auf Arns­berg, Sun­dern und Mesche­de. In Hal­len­berg gab es 2017 gar kei­nen Woh­nungs­ein­bruch mehr.

Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger gesunken

Von den 5275 ermit­tel­ten Tat­ver­däch­ti­gen waren knapp ein Vier­tel Frau­en und eben­falls knapp ein Vier­tel Kin­der, Jugend­li­che und Her­an­wach­sen­de unter 21 Jah­ren. 48 waren Mehr­fach­tä­ter, knapp jeder zwei­te Wie­der­ho­lungs­tä­ter. Der Anteil der nicht­deut­schen Tat­ver­däch­ti­gen sank gegen­über dem Vor­jahr von 25,8 auf 23,7 Pro­zent, ist aber immer noch fast drei­mal so hoch wie der Anteil der Nicht­deut­schen an der Wohn­be­völ­ke­rung im HSK (8,10%). Die 1248 nicht­deut­schen Tat­ver­däch­ti­gen kamen aus 73 ver­schie­de­nen Natio­nen. dabei stell­ten Tür­ken, wie auch bei der Gesamt­be­völ­ke­rung, mit 10,8 Pro­zent den größ­ten Anteil vor Syrern (7,9%), Ser­ben (6,75), Rumä­nen (6,1%) und Polen (5,2%). Eine Ver­tei­lung, die sich nur wenig vom Lan­des­durch­schnitt unterscheidet.

Vier Menschen Opfer von Tötungsdelikten

Die Zahl der Gewalt­de­lik­te ist von 401 auf 393 gesun­ken. Vier Men­schen star­ben als Opfer von Tötungs­de­lik­ten. In allen drei Fäl­len han­del­te es sich um Fami­li­en­dra­men, bei denen der Täter anschlie­ßend Sui­zid beging. „Fäl­le, bei denen die Kon­flikt­lö­sungs­fä­hig­keit von Men­schen an ihre Gren­zen gesto­ßen ist“, so Jako­bi. Im Mai töte­te  eine Mut­ter in Hüs­ten ihre zwei Kin­der, im Okto­ber töte­ten Män­ner in Sun­dern und Mesche­de ihre Frau­en. Raub­de­lik­te gin­gen um mehr als ein Drit­tel zurück, wobei es erneut kei­nen ein­zi­gen Bank­raub im HSK gab.

Neuer Paragraf Sexuelle Belästigung führt zu mehr Anzeigen

Um ein Drit­tel auf 156 gestie­gen ist dage­gen die Zahl der Sexu­al­de­lik­te. Dies sei aber wenig ver­wun­der­lich, wenn ein neu­er Straf­tat­be­stand geschaf­fen wer­de, so Land­rat Dr. Schnei­der. So gibt es seit Ende 2016 in Fol­ge der Köl­ner Sil­ves­ter­nacht den neu­en Para­gra­fen 184i, der sexu­el­le Beläs­ti­gung durch kör­per­li­che Berüh­rung unter Stra­fe stellt. Hier decken sich die 40 Anzei­gen nach die­sem Para­gra­fen fast genau mit der Stei­ge­rung um 39 Sexu­al­straf­ta­ten. Regis­triert wur­den fer­ner 24 Ver­ge­wal­ti­gun­gen, 30 Fäl­le von Kin­des­miss­brauch und 25 Fäl­le von Kin­der­por­no­gra­phie. Mit 20 Pro­zent war der Anteil der nicht­deut­schen Tat­ver­däch­ti­gen bei Sexu­al­de­lik­ten gerin­ger als bei der Gesamt­kri­mi­na­li­tät. Unter den 24 Tat­ver­däch­ti­gen waren Syrer und Afgha­nen mit je 5 am häu­figs­ten vertreten.

Verdrängung zu Lager- und Kellereinbrüchen

Die Zahl der Taschen­dieb­stäh­le ist um fast 30 Pro­zent von 178 auf 125 gesun­ken. Neben den 249 Woh­nungs­ein­brü­chen zähl­te die Poli­zei noch ins­ge­samt 350 wei­te­re Ein­brü­che in Gast­stät­ten und Geschäf­te, Büros und Dienst­räu­me, Lager und Kel­ler. Wäh­rend auch Geschäfts‑, Gast­stät­ten- und Büro­ein­brü­che deut­lich san­ken, gab es bei Firmen‑, Lager- und Kel­ler­ein­brü­chen Zuwäch­se. Mög­li­cher­wei­se ein Aus­wei­chen der Täter, weil hier das Ent­de­ckungs­ri­si­ko gerin­ger ist, meint Josef Jako­bi und sieht Aus­wir­kun­gen der jüngs­ten Geset­zes­ver­schär­fung, die Woh­nungs­ein­bruch jetzt als Ver­bre­chen mit min­des­tens einem Jahr Haft bedroht.

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