Arnsberg. Die Stadt Arnsberg hat 2016 nicht nur zum dritten Mal in den letzten vier Jahren ein Haushaltsjahr mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen, sondern das geplante Ergebnis von knapp 1,3 Mio. Euro plus sogar um weitere mehr als 1,3 Mio. Euro übertroffen. Und auch für das laufende Jahr 2017 geht Kämmerer Peter Bannes derzeit davon aus, dass im Jahresabschluss der Haushaltsausgleich erreicht werden kann. Das berichtete Bannes jetzt im Haupt- und Finanzausschuss.
Kämmerer sieht viele Risiken
„Glückwunsch zu diesem Ergebnis, aber warum wollen wir dann nächstes Jahr die Steuern erhöhen?“, fragte Philipp Henrici (CDU) angesichts des Überschusses von über 2,6 Millionen. Bannes gab eine umfangreiche Antwort: Weil die zusätzlichen 1,3 Mio. in 2016 ein einmaliger Sondereffekt seien, weil Arnsberg in den letzten Jahren jeweils 8,5 Mio. Euro aus dem Stärkungspakt des Landes bekommen habe und diese Summe jetzt Jahr für Jahr kleiner werde und 2022 ganz wegfalle, weil deshalb der Haushalt für 2018/19 wesentlich enger gestrickt sei und weil es eine ganze Reihe von zusätzlichen Risiken gebe, darunter ein Rückgang der Schlüsselzuweisungen des Landes. Er frage sich derzeit eher, ob die im Sanierungsplan vorgesehene Grundsteuererhöhung ausreiche. Geplant ist für das kommende Jahr eine Erhöhung des Hebesatzes um 35 Punkte, was 800.000 Euro jährlich einbringen soll.
Seit 2010 deutlich Schulden abgebaut
Bannes versicherte den Politikern auch, dass er keinesfalls plane, mehr eingenommenes Geld dazu zu nutzen, mehr Geld auszugeben. Vielmehr wolle er, wenn etwas übrig bleibe, weiter Schulden reduzieren.dazu zeigte der Kämmerer zwei Kurven. Die Entwicklung der langfristigen Investitionskredite geht recht steil nach unten – von 100,6 Mio. Euro in 2010 auf jetzt nur noch 75,9 Mio. Bei den kurzfristigen Kassenkrediten gab es 2016 eine „Seitwärtsbewegung“, aber der aktuelle Stand mit 104,6 Mio. Euro liegt ebenfalls deutlich – um fast 20 Mio. – unter dem Höchststand nach der Finanzkrise. Bei einer Beendigung der momentanen Niedrigzinsphase konnten diese Kredite schnell zu einer enormen Belastung werden, so Bannes.
Gebäudeunterhalt immer größere Belastung
„Schlecht für die Mitarbeiter, aber gut für den Haushalt“ sagte Bannes über den angesprochenen Sondereffekt, der ihm 2016 fast 1,4 Mio. Euro zusätzlich in die Kasse gespült hat. Grund waren die Auswirkungen des Dienstrechtsmodernisierungsgesetzes, speziell der Weihnachtsgeldregelung, auf Pensions- und Beihilferückstellungen. dazu sorgten vier weitere positive Effekte für Mehreinnahmen oder Minderausgaben in Millionenhöhe. Der Ertrag der Gewerbesteuer lag 1,3 Mio. Euro höher als geplant, im Haushaltssanierungsplan konnten zusätzliche 1,2 Mio. Euro eingespart werden, die Zinsaufwendungen lagen 0,9 Mio. Euro niedriger als geplant und der Zuschussbedarf für das Büro für Zuwanderung und Integration lag 2,1 Mio. Euro unter dem Ansatz. Dem standen aber auch zwei negative Posten mit massiven Mehrausgaben gegenüber. Wegen der vielfach maroden Bausubstanz städtischer Gebäude, Straßen und Brücken wurden Instandhaltungsrückstellungen von 3,6 Mio. Euro gebildet. Und auch die früheren Derivate-Geschäfte schlugen mit 1,3 Mio. Euro zu Buche.
Gewerbesteuer sprudelt auch 2017
Im laufenden Jahr liege die Gewerbesteuer derzeit um rund 4 Mio. Euro über dem Ansatz von 44 Mio. Euro, sagte Bannes. Deshalb erwarte er das Erreichen der Haushaltsplanung, auch wenn es einige Negativpunkte gebe. So sei bei der Anpassung des Unterhaltsvorschussgesetzes mit einer Verdoppelung der Kosten von derzeit 0,6 Mio. Euro zu rechnen. Die Konzessionsabgabe Strom habe statt eingeplanter 2,6 Mio. Euro bisher nur 2,2 Mio. Euro erbracht. Und für Kindergärten und Kindertagespflege sei mit zusätzlichem Mittelbedarf zu rechnen.
Das Grün wächst wie wild
Kinderbetreuungsplätze und Unterhaltsvorschussgesetz nannte Bannes auch als Risikofaktoren für 2018/19. Ganz oben steht bei ihm allerdings die Sorge, das gute eigene Steuereinnahmen zu einem Rückgang der Schlüsselzuweisungen des Landes führen. Eine altbekannte Systematik, die möglicherweise aber durch eine Neuregelung der künftigen Landesregierung entschärft werden könnte. das sei zumindest geplant, versicherte der Landtagsabgeordnete Klaus Kaiser (CDU). Auch die alljährlichen Lohnsteigerungen der Mitarbeiter, die Gebäudeunterhaltung und möglicherweise wieder ansteigende Asylbewerberzahlen nannte Bannes als Risikofaktoren. Und nicht zuletzt auch Mehraufwendungen bei den Technischen Diensten. Denn die milden Winter führten dazu, dass das Grün auf städtischen Flächen wie wild wachse.