Oeventrop. Ein wenig erinnerte Oeventrop jetzt, als es im Bezirksausschuss um das Thema Windkraft ging, an jenes kleine gallische Dorf von Asterix, das den Römern noch Widerstand leistet. Ob Neheim, Hüsten oder Arnsberg, überall wurde der Tagesordnungspunkt „Aufhebung der Konzentrationszone für Windkraftanlagen südlich von Kirchlinde“ im Bezirksausschuss ohne Diskussion und „nach Vorlage“ durchgewunken, selbst in Holzen, wo die bisher einzigen Windräder der Stadt stehen, war niemand gegen die Neuregelung, die die Errichtung weiterer Windkraftanlagen im Stadtgebiet auch außerhalb der heutigen Konzentrationszone ermöglichen soll. In Oeventrop allerdings lehnte eine GroKo von CDU und SPD diese Änderung ab und beschloss gleich hinterher – ebenfalls mit 7:2 Stimmen – einen SPD-Antrag, der ausdrücklich „keine Windkraftanlagen am Plackweg“ fordert. Lediglich eine Stimme aus der CDU-Fraktion unterstützte den Grünen Dieter Glaremin, der angesichts der Vorbehalte gegen Windräder mehr als einmal mit dem Kopf schüttelte.
Bei Kirchlinde stehen die einzigen drei Windräder auf Arnsberger Stadtgebiet
Die Vorrangzone bei Kirchlinde stammt aus den 1990-er Jahren und war damals die zeitgemäße Lösung, erste Windkraftanlagen in Arnsberg zu ermöglichen. Auf den Höhen direkt an der südwestlichen Stadtgrenze sind seitdem drei Windkraftanlagen entstanden, eine vierte steht unweit auf dem Gebiet des Sunderner Ortsteils Hövel. Weil das Klimaschutzkonzept der Stadt „zur Weiterentwicklung des Industrie- und Wirtschaftsstandorts“ auf den vermehrten Einsatz von vor Ort produzierten regenerativen Energien setzt, sollen Windkraftanlagen künftig auch an anderen Stellen im Stadtgebiet möglich sein. „Mit zehn modernen Windkraftanlagen könnte man den gesamten Haushaltsstrom der Stadt Arnsberg erzeugen,“ rechnete Stadtplaner Wilfried Bergmann den Oeventropern vor, räumte aber auch ein, dass Arnsberg insgesamt alles andere als ein idealer Platz für Windkraft sei. Gründe seien einerseits große zusammenhängende Flächen des Naturschutzes, andererseits der erforderliche Abstand zur Wohnbebauung. Deshalb seien, dass hätten Untersuchungen ergeben, im Arnsberger Stadtgebiet nur einzelne kleinere Flächen als Standorte geeignet.
Oeventroper Politiker sorgen sich um Segelflug
Die größte dieser Flächen ist der sogenannte Untersuchungsraum 22, ein Nadelwaldgebiet hoch über Oeventrop am Plackweg, dem alten Handelsweg auf dem Kamm des Arnsberger Waldes. Denn mit fortschreitender Technik insbesondere bei der Höhe der Anlagen und neuen Erkenntnisses sind Standorte im Wald kein grundsätzliches Tabu mehr. Für die Mehrheit der Oeventroper Politiker ist allerdings allein schon der Gedanke, dort oben Windkraftanlagen hinzustellen, ein Tabu. Vor allem der Bestand des Segelflugplatzes in den Ruhrwiesen und die Jugendarbeit des Luftsportclubs wurden als Argument gegen die Windräder ins Feld geführt. „Wir haben immer gesagt, der Luftsportclub muss Bestand haben, das ist einstimmige Praxis Oeventroper Politik,“ betonte der Ausschussvorsitzende Klaus Büenfeld (CDU). Der Kollege Gerd Stodollik (SPD) regte an, die Stadt solle bei der Umsetzung ihres Klimaschutzkonzeptes über Gemeinschaftsprojekte in der Region nachdenken und die Windräder nicht aufs eigene Gebiet, sondern zum Beispiel auf den Haarstrang setzen. Er nannte aber auch Beispiele für andere Formen regenerativer Energie, die in Oeventrop gewonnen werden könnten, etwa durch Wasserkraft oder mit einem Solarpark, der die Weihnachtsbaumkulturen entlang der B 7 ersetzen könnte.
Schwarzstorch und Roter Milan könnten mit entscheiden
Wilfried Bergmann sagte den Oeventropern, dass mit dem Beschluss zur Aufhebung der Vorrangzone in Kirchlinde noch kein einziges neues Windrad beschlossene Sache sei. In jedem Einzelfall, am Plackweg und anderswo, sei ein Genehmigungsverfahren zu durchlaufen. Und da würden natürlich auch die Einwände des Luftsportclubs geprüft, ebenso wie etwa der Artenschutz. Denn auf dem Plackweg könnten der Schwarzstorch und der Rote Milan für eine ablehnende Entscheidung sorgen. Auch in der Vorrangzone bei Kirchlinde hat der Kreis erst jüngst die Genehmigung eines geplanten vierten Windrads aus Artenschutzgründen abgelehnt. Bergmann sagte den Oeventropern auch, dass nicht nur das Genehmigungsverfahren, sondern auch die Betrachtung der Wirtschaftlichkeit durch den Investor über künftige Standorte entscheiden werde. Und da sehe er auf dem Plackweg durchaus Schwierigkeiten, weniger bei der Zufahrt zur Baustelle, sondern eher beim Anschluss der Anlage ans Stromnetz.
Bergmann forderte die Oeventroper Politiker auch auf, Windkraftanlagen nicht nur negativ zu sehen. Es gehe schließlich um die Umsetzung der Energiewende vor Ort, um den Atomausstieg und um Einsparung fossiler Rohstoffe.
Über die Aufhebung der Vorrangzone wird in Kürze der Arnsberger Rat abschließend entscheiden. Die Entscheidung über künftige Windkraftanlagen hat die Stadt nicht in der Hand. Genehmigungsbehörde ist hier der Kreis. Erste Interessenten sollen im Rathaus – wenn auch vielfach vage – bereits vorgefühlt haben.
2 Antworten
Ich nehme an den wenigsten ist bekannt,daß unter jedem Windrad ein Betonfundament von der Größe eines Einfamilienhauses gegossen wird.
Versiegelung der Landschaft, dafür müssen Hausbesitzer zahlen, nicht wahr ??!!
Hm…woanders soll es sogar Felsen unter der Grasnarbe geben. Schlimm!