Neheim. Der Ostersonntag begann für zahlreiche Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst, Rotem Kreuz und Polizei turbulent. Insgesamt waren rund 95 Einsatzkräfte zum Werksgelände der Firma Umarex auf Bergheim geeilt, wo sich ein anfänglicher Brandeinsatz zu einem Gefahrguteinsatz weiterentwickelte.
Anwohner melden Rauchentwicklung
An diesem 5. April wurden zunächst die Hauptwachen Neheim und Arnsberg um 10.10 Uhr alarmiert, da der Alarm einer Brandmeldeanlage der Firma Umarex bei der Feuerwehr-Leitstelle in Meschede aufgelaufen war. Die Einsatzkräfte bekamen schon auf der Fahrt zum Einsatzort über Funk die Information, dass Anwohner Rauchentwicklung aus einem der Gebäude gemeldet hätten. Daraufhin wurde das Alarmstichwort erhöht und der Löschzug Neheim per Funkmeldeempfänger ebenfalls zu diesem Einsatz gerufen. Da zudem mit einem gesteigerten fernmeldetechnischen Koordinierungsbedarf an der Einsatzstelle gerechnet werden konnte, wurde überdies der Fernmeldedienst der Arnsberger Feuerwehr zum Einsatzort gerufen.
Galvanikbecken hat sich entzündet
Am Brandort erkundete umgehend ein Einsatz-Trupp unter schwerem Atemschutz den betroffenen Firmenbereich. Die Einsatzkräfte stellten einen Brand im Galvanikbetrieb fest. Dieser befindet sich an zentraler Stelle des Gebäudekomplexes. Dort hatten sich Flüssigkeiten in den Galvanikbecken aus ungeklärter Ursache entzündet. Die Flammen konnten mit mehreren Pulverlöschern erfolgreich bekämpft werden. Da zu diesem Zeitpunkt jedoch noch unklar war, ob eventuell weiteres Löschpulver vor Ort benötigt wird, forderte die Einsatzleitung zwei sogenannte Pulverlöschkanonen mit größeren Mengen dieses Löschmittels von den Feuerwehr-Einheiten aus Herdringen und Hüsten an.
Nachdem der Brand unter Kontrolle gebracht war, stellte sich heraus, dass Flüssigkeiten aus den Galvanikbecken ausgelaufen waren, so dass sich der ursprüngliche Brandeinsatz nun zu einem Gefahrgut-Einsatz entwickelte. Da zudem absehbar war, dass zusätzliche Einsatzkräfte benötigt würden, wurde Sirenenalarm in Neheim ausgelöst. Außerdem rückte die Gefahrgut-Komponente des Löschzugs Neheim aus. Die Einsatzstelle wurde in drei Einsatz-Abschnitte aufgeteilt, um die Gefahrenabwehr noch gezielter und effektiver durchführen zu können.
Säurehaltige Flüssigkeit ausgetreten
Bei der Erkundung des betroffenen Areals durch die Spezialkräfte, die mit einem speziellen Chemikalien-Schutzanzug und unter schwerem Atemschutz arbeiteten, stellte sich heraus, dass einige Behälter beschädigt waren und eine zum Teil säurehaltige Flüssigkeit ausgetreten war. Diese wurde mit Bindemittel abgestreut. Zudem konnte das Zusammenlaufen weiterer Flüssigkeiten und eine unter Umständen gefährliche Reaktion von den Wehrleuten verhindert werden. Außerhalb des Gefahrenbereichs wurde ein sogenannter Dekontaminationsplatz errichtet, in dem die Einsatzkräfte, die in den betroffenen Bereichen gearbeitet hatten, mitsamt ihrer Ausrüstung von den Gefahrstoffen gereinigt wurden.
Zur Sicherung der Einsatzkräfte wurde zusätzlich zum Rettungsdienst die „Schnelle Einsatzgruppe Rettungsdienst“ des Deutschen Roten Kreuzes mit mehreren Fahrzeugen alarmiert und stellte eine jederzeitige medizinische Versorgung vor Ort sicher.
Dreieinhalb Stunden Einsatzdauer
Nach einer Einsatzdauer von rund dreieinhalb Stunden konnte ein Großteil der Feuerwehr-Einheiten wieder in ihre Standorte einrücken. Der Löschzug Neheim stellte zusammen mit seiner Gefahrgut-Komponente bis zum Eintreffen einer Entsorgerfirma eine Brandwache vor Ort.