Sundern. Das ist eine „Auszeichnung“, die niemandem wirklich gefällt. Die Arnsberger IHK hat zum zweiten Mal die schlechtesten Landesstraßen im Hochsauerland und am Hellweg ausgewählt und wieder ist Sundern mit dabei, diesmal mit dem noch nicht erneuerten Abschnitt der L 685 über den Ochsenkopf im Bereich der Flamke. „Wir sehen das als positives Zeichen“, sagte allerdings Sunderns Beigeordnete Katharina Grothe bei der „Preisverleihung“. Sie erhofft sich ebenso wie die Wirtschaftsförderin Julia Wagener zusätzliche Aufmerksamkeit im Ministerium in Düsseldorf und die Erkenntnis, dass hier dringend etwas getan werden muss.
Erfolg in Stemel hat beflügelt
„Das ist ja lebensgefährlich hier!“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführerin Ilona Lange, als sie sich an der Bushaltestelle Schwarz in der Flamke eine Weile den auf der kurvigen und holprigen L 685 vorbeibrausenden starken Verkehr angesehen hatte. Vor gut vier Jahren stand sie mit einem ähnlichen Transparent mit Sunderns damaligem Bürgermeister Detlef Lins an der Ortsdurchfahrt Stemel. Dort ist seit einem Jahr freie Fahrt auf einer bestens modernisierten Landstraße. Nicht zuletzt dieser Erfolg habe den Verkehrsausschuss der IHK beflügelt, die Aktion zu wiederholen, sagte dessen Vorsitzender Hubertus Gössling. „Die Landesstraßen sind die Lebensadern unserer Region“, betonte der , der Hüstener Spediteur, „aber sie sind nach wie vor vernachlässigt.“ Landesweit liege der Anteil der mit „schlecht“ oder „sehr schlecht“ bewerteten Landestraßen über 50 Prozent, im Bereich der Mescheder Niederlassung von Straßen.NRW sogar bei 60 Prozent. „Die Landesstraßen sind seit Jahrzehnten unterfinanziert“, so Gössling, und im Sauerland müsse wegen der bergigen Topografie und der frostigen Winter besonders viel nachgeholt werden.
Ochsenkopf wichtig für Wirtschaft und Pendler
Die IHK nutzte einen Besuch von NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst, ihn auf die Problematik hinzuweisen. Wüst war am Nachmittag in Sundern war nicht mehr vor Ort, dafür aber am Morgen an der L 740 in Medebach, die ebenfalls das Prädikat schlechteste Landesstraße bekam. Im Raum Winterberg seien die Landesstraßen vor allem für den Tourismus von Bedeutung, so der IHK-Verkehrsexperte Thomas Frye, denn dort entstehe das größte Skigebiet Deutschlands, dass künftig 20.000 Gäste pro Tag erwarte. In Sundern sei die Straße dagegen vor allem für die Wirtschaft von Bedeutung. Sundern sei ein starker Wirtschaftsstandort und für die Firmen sei die Straße über den Ochsenkopf eine wichtige Verbindung zur Autobahn. Zudem gebe es starke Pendlerströme. Rund 4200 Menschen seien Tag für Tag auf dem Weg zur Arbeit zwischen den Städten Arnsberg und Sundern unterwegs, viele davon auf dem Ochsenkopf. Zudem werde die L 685 von Linienbussen und Krankenwagen benutzt. Und auch der Tourismus mit Wintersport, Wandern und dem Ausflugsziel Sorpesee sei von Bedeutung.
Minister verweist auf aufgestockten Etat
Der Minister machte keine konkreten Zusagen, verwies aber darauf, dass deutlich mehr Geld zur Verfügung steht. Hubertus Gössling begrüßte die Aufstockung des Etats und auch das Umschwenken, mehr Geld in den Erhalt des bestehenden Netzes und weniger in den Neubau zu stecken. Er sieht aber auch schon die Gefahr, dass das Geld garnicht so schnell verbaut werden kann, weil es an qualifizierten Ingenieuren bei Straßen.NRW und qualifizierten Mitarbeitern bei den Baufirmen fehlt. Gleichwohl zeigten sich die Vertreter von IHK und Stadt Sundern optimistisch, dass das Banner mit dem unschönen Titel, das nun erstmal in der Flamke hängen wird, ähnlich bald wie in Stemel sein Ziel erreicht haben könnte.