Arnsberg. Zum neuen Schuljahr ist Friedrich Kuß als neuer Schulleiter am Berufskolleg am Eichholz angetreten. Kuß, 1962 an der holländischen Grenze in Gronau geboren, ist erst nach seinem Studium zum Dipl. Agraringenieur zum Lehrerberuf gewechselt. 20 Jahre lang hat er am Paul Ehrlich-Berufskolleg in Dortmund im Bereich Gartenbau unterrichtet, die letzten fünf Jahre davon als stellvertretender Schulleiter. Im Gespräch erzählt er von seinen künftigen Aufgaben und beschreibt das Berufskolleg am Eichholz als gut funktionierendes System.
Interview mit dem neuen Schulleiter Friedrich Kuß
Herr Kuß, beim Kennenlernen zählt immer der erste Eindruck. Wie betrachten Sie Ihre neue Wirkungsstätte?
Mein erster Eindruck ist schon fast überirdisch gut. Bei der Verabschiedung meines Vorgängers durfte ich erleben, mit wie viel Engagement dieser feierliche Anlass bedacht wurde, mit wie viel Wertschätzung die Verabschiedung verbunden war. Gleiches erlebe ich im ersten Kontakt mit meinen neuen Kolleginnen und Kollegen, die alle sehr motiviert in das neue Schuljahr starten. Es ist schön zu sehen, dass man hier eher nach Lösungen sucht, statt auf Probleme zu zeigen. Hinzu kommt, dass ich in einer Region arbeiten darf, in der andere Urlaub machen. Das HSK ist schon lange meine Wahlheimat. Ich fühle mich zusammen mit meiner Familie in Neheim sehr wohl. Aus diesen Blickwinkeln betrachtet fiel es mir also sehr leicht, von Dortmund an die neue Wirkungsstätte in Arnsberg zu wechseln.
Der „Laden“ scheint zu laufen, also haben Sie als Schulleiter nicht viel zu tun?
Doch, der „Laden“ soll ja auch weiterlaufen. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns als Berufskolleg den aktuellen Herausforderungen stellen. Da ist zum einen die Umsetzung der neuen kompetenzorientierten Lehrpläne zu nennen, zum anderen wollen wir uns dem Inklusionsauftrag stellen. Dann geht es um die Organisationsentwicklung unter dem Aspekt schulischer Gesundheitsförderung. Die Standortentwicklung in der Bildungsregion Hochsauerlandkreis ist auch ein Thema, so wie die Weiterentwicklung der Ausstattung vor allem im IT-Bereich. Die Liste ist noch lange nicht vollständig, es gibt also immer viel zu tun.
Wie sehen Sie dabei Ihre Rolle als Schulleiter?
Ich möchte kein Schulverwalter, sondern Schulgestalter sein. Die wesentliche Frage dabei lautet: Was können wir als Schule unternehmen, um unseren Schülerinnen und Schülern noch bessere Chancen auf ihrem Weg im Übergang von Schule zum Beruf zu geben. Die Vielfalt an Qualifikationsmöglichkeiten und die Durchlässigkeit des Bildungssystems Berufskolleg beinhaltet für Jugendliche enorme Chancen. So bieten wir am Berufskolleg am Eichholz neben der klassischen Berufsschule vom Hauptschulabschluss bis zur allgemeinen Hochschulreife alle Schulabschlüsse in Kombination mit beruflicher Bildung an. Außerdem treten wir zum Beispiel in der Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin bzw. staatlich anerkannten Erzieher selbst als Ausbilder im Rahmen der Fachschule auf. Wir müssen die Handlungskompetenz der Schülerinnen und Schüler so stärken, dass sie anschließend im Beruf gut bestehen können und fit sind, sich beruflich weiterentwickeln zu können. Dafür werde ich mich einmischen und einbringen. Gute Arbeitsbedingungen für Schülerinnen und Schüler auf der einen und Lehrerinnen und Lehrer auf der anderen Seite sind dafür natürlich wichtig.
Was waren Ihre ersten Aufgaben an der neuen Schule?
Nach der Stabübergabe durch meinen Vorgänger war es in den ersten Tagen in der Schule recht ruhig, weil ja noch Ferien waren. Deshalb habe ich mich erst einmal mit dem neuen Gebäude und verschiedenen verwaltungstechnischen Abläufen vertraut gemacht und mich dann immer gefreut, wenn ein neues Gesicht in die Schule kam und ich eine weitere Kollegin, einen weiteren Kollegen kennenlernen konnte. Außerdem habe ich viel telefoniert, Berufskollegs haben immer viele Kooperationspartner, diese Netzwerkpflege ist sehr wichtig.
Wie sind sie selbst Lehrer geworden?
Zunächst deutete mit meinem Diplom als Agraringenieur im Bereich Gartenbau nichts auf eine Lehrertätigkeit hin. Auch der Besuch des Landesinstituts für Landwirtschaftspädagogik erfolgte nicht unbedingt mit dem Ziel, Lehrer zu werden. Ich hätte genauso gut anschließend mit dieser Weiterqualifizierung in die Verwaltung gehen oder eine Beratertätigkeit übernehmen können. Aber dann durfte ich im Rahmen der Ausbildung eben auch in den Unterricht und da wusste ich ganz schnell, wo ich hin wollte. Die unmittelbare zwischenmenschliche Kommunikation und die Möglichkeit, jemanden dabei anzuleiten, dass er sich weiterbilden kann, haben mich von der ersten Stunde an gereizt. Das ist bis heute unverändert geblieben.
Was gehört zu Ihren schlechtesten und schönsten Erfahrungen als Lehrer?
Es gibt Krisensituation, die uns vor Augen halten, mit welcher Verantwortung wir in unserem Beruf stehen. Ein Amoklauf ist dabei das schlimmste dankbare Szenarium. Es gibt aber auch weitaus kleinere Zwischenfälle, die zeigen, wie schnell wir an unsere Grenzen kommen. Deutlich wird, dass alle Schulen ein solides Krisenkonzept brauchen, um auch schwierige Situationen meistern zu können.
Zu den schönsten Aufgaben gehört für mich die Vergabe von Zeugnissen. Dann unterhalte ich mich gerne mit den Schülerinnen und Schülern über ihre Zukunftspläne. Genauso schön ist es, ehemalige Schülerinnen und Schüler nach ein paar Jahren wiederzutreffen und zu erfahren, wie es auf ihrem Lebensweg weitergegangen ist.