Arnsberg. „Einen historischen Tag“ nennt es Karlheinz Weißer, Geschäftsführer der Stadtwerke Arnsberg, „die Arnsberger können jetzt einen echten Heimvorteil bei der Energieversorgung nutzen“. Denn die Stadtwerke Arnsberg bieten jetzt auch Strom und Gas „in Arnsberg und für Arnsberg“ an. Unter dem Claim „Energie so NAH“ – wobei NAH für die großen Stadtteile Neheim, Arnsberg und Hüsten steht – werden die neuen Energieprodukte an diesem Wochenende an einem Stand beim Neheimer Frühlingsfest erstmals vorgestellt und die Arnsberger werden zum unkomplizierten Wechsel eingeladen. Attraktive Preise, Sicherheit und Service vor Ort sowie das gute Gefühl, dass ihr Geld in der Region bleibt, sind die Argumente, mit denen die Stadtwerke werben. Denn die Einnahmen sollen, so Weißer, einen nicht unerheblichen Beitrag zur Konsolidierung des städtischen Haushalts liefern – und damit letztlich auch Bädern und Kindergärten vor Ort zu gute kommen.
Ziel: 30 Prozent Marktanteil in fünf Jahren
Wie vom Rat beschlossen seien die Stadtwerke Arnsberg auf klarem Wachstumskurs zu einem umfassenden Infrastukturdienstleistungsanbieter, sagte Weißer, der deshalb 2013 vom Bodensee nach Arnsberg geholt worden war. Die Geothermie am Nass und das Holzheizkraftwerk am Berliner Platz seien erste schon Schritte im Bereich Energie gewesen, dem jetzt der strategische Schritt als Energiedienstleister folge. Bisher, so Weißer, seien die Stadtwerke Arnsberg unter den 1100 Stadtwerken bundesweit noch „einer der Exoten“ gewesen, die keinen Strom und kein Gas in ihrem Angebot hatten. Rund 38.000 private Haushalte, die alle Strom brauchen und über rund 20.000 Gasanschlüsse verfügen, dazu alle Gewerbe- und Industriebetriebe sollen jetzt umworben werden. 30 Prozent Marktanteil in den ersten fünf Jahren sei das Ziel, so Weißer, „aber schon bei zehn Prozent steht die schwarze Null“. Ein Ziel, das nicht unrealistisch sei, denn andere Stadtwerke hätten in der Startphase Werte zwischen 20 und 60 Prozent erreicht.
Stadtwerke Soest als erfahrener Partner
„Von 0 auf 100 in so kurzer Zeit, das war schon eine Herausforderung,“ sagte Weißer. Denn nach dem Ratsbeschluss zur Ausweitung des Geschäftsgebiets im September wurde ein ehrgeiziger Zeitplan „exakt umgesetzt“. Bei der Suche nach einem strategischen Partner, der über die nötige Infrastruktur und langjährige Erfahrung verfügt, sei man aber schnell fündig geworden. Zusammen mit den Stadtwerken Soest, die in ihrer Stadt 90 Prozent der Haushalte mit Strom beliefern, wurde Anfang 2015 als 100-prozentige Tochter der beiden Kommunalunternehmen die „Stadtwerke Arnsberg Vertriebs und Dienstleistungs GmbH“ gegründet, in der Karlheinz Weißer zusammen mit seinem Soester Kollegen André Dreißen gemeinsam als Geschäftsführer fungiert. Beide Stadtwerke teilen sich hier Kosten, Risiken und Erträge 50:50. Beide Geschäftsführer werten die neue Gesellschaft als ein gutes und zukunftsweisendes Beispiel für gelungene interkommunale Zusammenarbeit. „Die Kommunen nutzen aktiv die Chancen, die die Energiewende ihnen bietet. Die Partner begegnen sich auf Augenhöhe,“ unterstreicht Drießen das gute Verhältnis der beiden Städte und Stadtwerke. Weißer betont auch die gute persönliche Chemie zwischen den beiden Geschäftsführern, die beide noch relativ neu an ihrer Wirkungsstätte seien und die selbe Philosophie lebten.
Preise in den Varianten „kurz & gut“ sowie „sicher & günstig“
Eine Philosophie, zu der gehört, dass „der Euro konzernfrei lokal bleibt“, und die man dem Kunden deutlich machen will. Zur Philosophie gehören aber auch Synergieeffekte,. So will man „den Arnsbergern Produkte zu attraktiven Preisen anbieten“ – und ohne eine Vielzahl verschiedener Produkte. Der Prospekt bietet jeweils nur zwei Angebote für „Strom so NAH!“ und „Gas so NAH!“, dazu noch Spezialangebote für Nachtspeicher und Wärmepumpe. Die Grundangebote gibt es in der Variante „kurz & gut“ mit Preisgarantie bis Ende 2015 und – etwas günstiger – als „sicher & günstig„mit Preisgarantie bis Ende 2017. Für Strom liegt der Grundpreis pro Jahr bei 97,60 Euro und der Arbeitspreis bei 25,35 bzw. 24,75 Cent pro Kilowattstunde, bei Gas der Grundpreis bei 110 Euro, der Arbeitspreis bei 5,99 bzw. 5,85 Cent pro Kilowattstunde.
Deutliche Ersparnisse gegenüber dem Grundversorger
Das seien sehr wettbewerbsfähige Preise, sagen die Geschäftsführer und rechnen vor, dass die Kunden gegenüber dem Grundversorger bei durchschnittlichen Verbrauch bei Strom 100 bis 150, bei Gas sogar 300 bis 400 Euro pro Jahr sparen können. Auf den Spitzenplätzen bekannter Preisvergleichslisten werde man nicht auftauchen, denn dort seien Anbieter vertreten, die ihr Geld nicht mit dem Energieverkauf verdienen, sagte Dreißen und zog Parallelen zum Autokauf. Es gebe auch kein Auto, dass allen gefällt. Drei Gruppen von Kunden werde man deshalb nicht erreichen. Diejenigen, die nie im Leben den Anbieter wechseln würden, weil sie Angst haben, am nächsten Tag komme nichts mehr aus der Steckdose, die Hardcore-Öko-Kunden, denen 100 Prozent Ökostrom aus Wasserkraftwerken und 100 Prozent klimaneutrales Erdgas nicht genug sind, und die Schnäppchenjäger, die immer dem neuesten Sonderangebot hinterher jagen. Auf letztere könne man aber auch verzichten, da sie einen erheblichen Aufwand verursachen. So wollen Weißer und Dreißen mit „ihrem Auto“ die Kunden ansprechen, die neben einem attraktiven Preis Wert darauf legen, dass ihr Energieanbieter vor Ort ist und umfassenden Service bietet, wobei man die Mitarbeiter auch ber den Gartenzaun kennt, dass er zusätzliche Arbeitsplätze und zusätzliche Wirtschaftskraft schafft, dass die Gewinne in die Stadt fließen und dass auch Kultur, Sport und Soziales unterstützt werden.
Neues Kundencenter in Neheim und neue Arbeitsplätze
Zum Start gibt es drei neue Arbeitsplätze bei den Stadtwerken in Arnsberg und einen weiteren in Soest. Am Karsamstag, 4. April werden die Stadtwerke ein neues Kundencenter an der Apothekerstraße 27 in Neheim eröffnen, das auch samstags geöffnet sein wir. Ab sofort steht zudem das Kundencenter in der Stadtwerke-Zentrale im Niedereimerfeld 22 allen neuen Strom- und Gaskunden zur Verfügung. Ein weiteres Kundencenter im Stadtteil Arnsberg könnte bei entsprechend positiver Entwicklung bald folgen. In Kürze soll es auch ein Online-Portal geben, wo der Kunde zukünftig zum Beispiel zehn Jahre lang seine Rechnungen einsehen kann.
Die neue Arnsberger Energie können theoretisch Kunden in ganz Deutschland kaufen, allerdings nicht überall zum selben Preis, da dieser von den jeweiligen Netzbetreibern beeinflusst wird. In der Nachbarstadt Sundern gelten die Arnsberger Preise, da Arnsberg und Sundern beide RWE-Westnetz als Netzbetreiber haben.