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Nach 3.763 Trauungen: Standesbeamter Wolfgang Osterhaus geht in den Ruhestand

Der Arns­ber­ger Stan­des­be­am­te Wolf­gang Oster­haus geht nach 3.763 Trau­un­gen in den Ruhe­stand (Foto: Stadt Arnsberg)

Arns­berg. Ja, Nein oder Viel­leicht?! Die­se Fra­ge stellt sich aktu­ell für Wolf­gang Oster­haus nicht mehr: Nach rund 30 Jah­ren im Dienst der Stadt Arns­berg ist der Stan­des­be­am­te in den Ruhe­stand gegan­gen. Fast jeden­falls, denn so ganz will und soll er sei­ne Tätig­keit für die Stadt noch nicht ruhen las­sen. Noch bis Ende des Jah­res 2021 könn­ten also eini­ge hei-rats­wil­li­ge Paa­re noch in den Genuss kom­men, bei ihm ihr Ja-Wort zu hin­ter­le­gen. Wolf­gang Oster­haus hat zuletzt als Team­lei­ter im Stan­des­amt Arns­berg die größ­te Ein­rich­tung ihrer Art im gan­zen Hoch­sauer­land­kreis gelei­tet und erin­nert sich an vie­le abwechs­lungs­rei­che Jahre.

Was beim Gang in den Trau­saal im Alten Rat­haus in Arns­berg stets auf­fällt ist das über­di­men­sio­na­le „JA“, das mit­ten auf dem Tisch vor dem Stan­des­be­am­ten auf­ge­stellt ist. „Das habe ich vor Jah­ren ein­mal ein­ge­führt“, lacht Oster­haus, vor allem um den auf­ge­reg­ten Paa­ren etwas Ent­span­nung zu signa­li­sie­ren, denn über das Schild ist Wolf­gang Oster­haus sofort mit ihnen ins Gespräch gekom­men. Die Idee für das Schild kommt sogar eigens aus einer Ein­la­dung zu einer Hoch­zeit, kann sich Oster­haus noch gut erin­nern. Das Ori­gi­nal­schild hat sei­ne Zei­ten schon über­dau­ert, exis­tiert aber noch in den pri­va­ten Unter­la­gen und ist oft kopiert wor­den. Genau wie die ers­te Traum­ap­pe für die Unter­la­gen des Beam­ten, die auch bis heu­te noch von ihm benutzt wird.

Ich habe einen Traumjob gehabt

Die Zah­len, die die Arbeit von Wolf­gang Oster­haus beglei­ten, sind schon beacht­lich, der Stan­des­be­am­te hat zu sei­nem letz­ten Tag im März genau nach­ge­zählt: 3.763 Ehe­schlie­ßun­gen, wie es im Amts­deutsch so rich­tig heißt, sind in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten buch­stäb­lich über sei­nen Tisch gegan­gen. Von Kollegen*innen in Arns­berg und Drum­her­um ist er mit einem Augen­zwin­kern auch schon mal als der „Ehe­schlie­ßungs­papst des Sau­er­lan­des“ beti­telt wor­den. Ein Augen­zwin­kern, aber eigent­lich nichts für den beschei­de­nen Stan­des­be­am­ten, der nur sei­nen Job gemacht hat, wie er sagt. Und was für einen! „Nicht Beruf, son­dern Beru­fung“, bedient sich Oster­haus eines bekann­ten Spru­ches, „ich habe einen Traum­job gehabt!“. Wenn er heut noch von einst getrau­ten Men­schen ange­spro­chen wird, ist sei­ne ers­te Fra­ge „Und, hat die Ehe nach Bestand?“.

Im Jah­re 1979 ist Wolf­gang Oster­haus sel­ber in den Hafen der Ehe ein­ge­fah­ren, am 30. August 1991 hat er die ers­te Ehe als Stan­des­be­am­ter geschlos­sen. Und im letz­ten Jahr, 2020, die dar­aus ent­stan­de­ne ältes­te Toch­ter sei­nes ers­ten Braut­paa­res ver­hei­ra­tet. Ein beson­de­rer Wunsch, dem er ger­ne nach­ge­kom­men ist. Dass er immer wie­der in der Stadt ange­spro­chen wird, ist für ihn nor­mal, er hat vie­le Men­schen ken­nen gelernt. „Ich freue mich stets über das Feed­back, vor allem wenn ich spä­ter Bil­der von Paa­ren bekom­me habe, so Oster­haus. Aber, sei­ne Arbeit als Stan­des­be­am­ter war nicht immer nur schön und mit­un­ter lus­tig: Trau­rig, wenn er im Kran­ken­haus ein Paar ver­hei­ra­tet hat, bei dem ein Part­ner ster­bens­krank war.

Doch stär­ker haben die schö­nen Momen­te die Arbeit im Stan­des­amt geprägt, wie die Vor­nah­me von Ehe­schlie­ßun­gen und die Beur­kun­dung von Gebur­ten. Aber auch bei trau­ri­gen Momen­ten, wie die Beur­kun­dung von Ster­be­fäl­len, das Erleb­te im Büro zu las­sen und nicht mit nach Hau­se zu neh­men. „Und ich bin rich­tig froh, dass es jetzt noch nicht ganz für mich vor­bei ist“, so Oster­haus. Ursprüng­lich hat Wolf­gang Oster­haus wie er scherzt, „etwas Anstän­di­ges“ gelernt. Als Groß- und Außen­han­dels­kauf­mann ist er zunächst bei der Bun­des­wehr gelan­det und hat sich als Ober­feld­we­bel der Luft­waf­fe um das Per­so­nal­we­sen geküm­mert. Über eine Wei­ter­bil­dung nach dem Aus­schei­den als Zeit­sol­dat aus der Bun­des­wehr, ist er dann am 6.Mai 1991 ins Stan­des­amt der Stadt Arns­berg gekom­men, die jetzt einen lang­jäh­ri­gen Mit­ar­bei­ter im Ram­pen­licht der Öffent­lich­keit verabschiedet.

Bis zu vier Trauungen in der Woche

Wolf­gang Oster­haus geht mit der Erin­ne­rung an „Kun­den“ zwi­schen 17 und 80 Jah­ren vor sei­nem Trau­tisch. Und mit durch­schnitt­lich bis zu vier Trau­un­gen in der Woche, und so man-chem abge­sag­ten Ter­min, weil die Braut hoch­schwan­ger plötz­lich ins Kran­ken­haus muss­te und die Trau­ung dann kur­zer­hand dort statt­ge­fun­den hat. An die „freie Trau­ung“ eines befreun­de­ten Paa­res im Okto­ber 2018 auf der Rei­se­in­sel Mal­lor­ca kann sich Oster­haus auch noch erin­nern: 130 Gäs­te aus aller Welt und ein ganz beson­de­res Flair. Der schei­den­de Stan­des­be­am­te hat kei­ne Angst vor dem biss­chen Ruhe­stand. Als lei­den­schaft­li­cher Cam­per, der auch ein begeis­ter­ter Ang­ler und Modell­ei­sen­bah­ner ist, freut er sich als Opa über drei Enkel­kin­der. „Vater sein ist schon nicht schlecht, aber Opa ist noch ein­mal eine Stei­ge­rung!“, lacht Wolf­gang Osterhaus.

Nach über 3.700 Trau­un­gen weiß er nun nicht, wo die Zeit der letz­ten 30 Jah­re geblie­ben ist. Das Team hat ihm einen Abschied berei­tet, der ihm schon mal Vor­freu­de auf den Be-such sei­ner Lieb­lings­in­sel macht, wenn das wie­der beden­ken­los mög­lich ist – Mallorca.

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