Arnsberg/Sundern/Hochsauerlandkreis. Zur Mitte des Sommers haben die Städte Arnsberg, Sundern, Meschede und Schmallenberg sowie die Polizei und der Hochsauerlandkreis eine erste Zwischenbilanz ihrer „Ordnungspartnerschaft Motorradlärm“ gezogen. Sie haben dabei erste positive Effekte in die angestrebte Richtung festgestellt, aber auch die Notwendigkeit, die kombinierten Geschwindigkeits- und Lärmkontrollen fortzusetzen und auszubauen.
Erste Zwischenbilanz der Ordnungspartnerschaft „Motorradlärm“
Anfang April haben der Hochsauerlandkreis, die Städte Arnsberg, Sundern, Schmallenberg und Meschede sowie die Polizei im Hochsauerlandkreis eine Ordnungspartnerschaft gegründet. Ziel der gemeinsamen Arbeit ist die Reduzierung von Belästigungen der Anwohner durch überlaute Abgasanlagen von Motorrädern, die Reduzierung von aggressiven Fahrweisen einiger Motorradfahrer und den damit einhergehenden Gefährdungen und Belästigungen anderer Verkehrsteilnehmer sowie die Verhinderung von Rennen „gegen die Uhr“ und das Befahren gesperrter Strecken.
„Ziel des Bündnisses war es nie und ist es auch weiterhin nicht, alle Motorradfahrer in Verruf zu bringen oder von Fahrten im Hochsauerlandkreis abzuhalten,“ so Polizeisprecher Ludger Rath. „Im Gegenteil. Biker, die sich an die Spielregeln halten und Rücksicht ihrer Umwelt gegenüber üben, sind jederzeit gern gesehene Besucher. Vielmehr war von Beginn an beabsichtigt, die Fahrer herauszufiltern, die glauben, ein Recht auf Rasen, ein Recht auf Lärm und ein Recht auf rücksichtsloses Verhalten zu haben. Dadurch soll die Lebensqualität der Anwohner und die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer erhöht werden.“
Konzentration auf die beliebtesten Strecken
Da es auf Grund der Größe des Hochsauerlandkreises und auch alleine der Fläche der vier beteiligten Städte nicht möglich ist, alle von Motorradfahrern genutzten Strecken durchgängig zu überwachen, erfolgte in den ersten Monaten der Ordnungspartnerschaftsarbeit eine Konzentration auf die „beliebtesten“ und am meisten frequentierten Routen. Dort sind bereits diverse Kontrollen erfolgt, bei denen die gefahrenen Geschwindigkeiten, aber auch der technische Zustand der Abgasanlagen und der damit verbundene Lärmpegel im Fokus standen. „Dabei zeigte sich ein interessanter Zusammenhang: In vielen Fällen waren es die Motorradfahrer, an deren Maschinen technische Mängel beziehungsweise Manipulationen festgestellt wurden, die auch in puncto Geschwindigkeit auffällig waren,“ so Ludger Rath. „Diese kombinierten Maßnahmen werden in den folgenden Wochen und Monaten unter Berücksichtigung der Wetterlage auch weiter fortgesetzt.“
Projekt auf Jahre angelegt
Bereits vor dem Start der Ordnungspartnerschaft war allen Beteiligten eines klar: Kurzfristige Erfolge würde es nicht geben. Rechtliche Probleme im Zusammenhang mit der Lautstärke einer Abgasanlage und der Umstand, dass die meistens „ertappten“ Motorradfahrer nicht aus dem Hochsauerlandkreis stammen, erschweren die Durchführung der Maßnahmen und erfordern einen „langen Atem“. Deshalb ist das Projekt auch nicht auf wenige Monate, sondern die kommenden Jahre ausgelegt. In denen wollen die Kreisverwaltung, die beteiligten Städte und die Polizei deutliche Fortschritte für die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner des Hochsauerlandkreises erzielen.
Verzahnung der Partner soll intensiver werden
Am 22. Juli 2014 fand in Meschede ein Treffen der Ordnungspartner statt. Dort wurde unter Teilnahme eines Vertreters der Interessengemeinschaft Motorradlärm und Raserei Sundern gemeinsam besprochen, welche der bisherigen Maßnahmen erfolgreich waren, welches Optimierungspotential vorhanden ist und welche Möglichkeiten sich den Beteiligten für das gemeinsame Ziel zukünftig noch bieten. Auch wurde festgestellt, dass die Verzahnung zwischen den Kommunen, der Kreisverwaltung und der Polizei noch weiter intensiviert werden kann.
Die Kommunen haben an den Schwerpunktstrecken, wie zum Beispiel der Hellefelder Höhe, Geschwindigkeitsmessgeräte aufgestellt. Diese registrieren die Fahrzeugart und die Geschwindigkeit. Teilweise wurden die gefahrenen Geschwindigkeiten den jeweiligen Fahrern angezeigt. Zusammen mit Bannern, die an den Strecken aufgehängt wurden, soll so eine Reduzierung des Geschwindigkeitsniveaus und eine damit einhergehende Senkung der Geräuschemissionen erzielt werden. Erste Ergebnisse zeigen, dass diese Maßnahmen durchaus einen positiven Effekt in der gewünschten Richtung erzielen können. Für die Zukunft ist darüber hinaus geplant, die Motorradfahrer indirekt über die Tourismusbranche anzusprechen und die Problematik auf diesem Wege zu verdeutlichen.
Schon 26 Fahrverbote
Seit dem Start der Ordnungspartnerschaft wurden an 32 Tagen an den Wochenenden und an Wochenfeiertagen kombinierte Geschwindigkeits- und Lautstärkekontrollen durchgeführt, vier geplante Kontrollen mussten auf Grund schlechter Witterung abgesagt werden. Bei den Kontrollen wurden über 600 Motorräder angehalten und überprüft. Das Ergebnis: Bei über 37 Prozent dieser Kontrollen musste die Polizei Maßnahmen gegen die Fahrerinnen und Fahrer treffen. Es wurden alleine 126 Kradfahrer festgestellt, die zu schnell unterwegs waren. Davon müssen 26 mit einem mehrwöchigem Fahrverbot rechnen, da sie die zulässige Höchstgeschwindigkeit um mehr als 40 km/h überschritten hatten. Bei 35 durchgeführten Schallpegelmessungen kam es zu 27 Beanstandungen, die entsprechend geahndet wurden. Außerdem zeigten sich noch in 33 Fällen andere Mängel an den Motorrädern.
Auch Unfallstatistik zeigt Notwendigkeit der Kontrollen
Für die beteiligten Ordnungspartner steht fest: Die Aktionen werden weiter fortgesetzt, in erfolgversprechende Richtung ausgeweitet und stetig neu an dem angestrebten Ziel ausgerichtet. Dabei geht es nicht nur um technisch bedingte Lärmbelästigungen, sondern auch um den Krach, der durch hohe Geschwindigkeit und hohe Drehzahlen entsteht. Und auch zukünftig wird die Überwachung des Geschwindigkeitsniveaus zur Erhöhung der Verkehrssicherheit ein Baustein der Maßnahmen bleiben. Diese Notwendigkeit zeigt sich auch schon alleine in der Verkehrsunfallstatistik, in der Motorradfahrer, die im Hochsauerlandkreis unterwegs sind, regelmäßig einen großen Anteil an Getöteten und Verletzten einnehmen.