Arnsberg. Im Pfarrarchiv der Arnsberger Propsteigemeinde, dem ehemaligen Kloster Wedinghausen, wurde vor einigen Jahren im Innenband eines alten Buches ein illuminiertes, d.h. mit Buchmalerei verziertes Notenblatt aus Pergament gefunden. Es gilt als eines der ältesten Überreste von Wedinghauser Handschriften, das eher zufällig erhalten ist, weil dieses Pergamentblatt später als Umschlag genutzt und dabei verschmiert und verdorben wurde. Darum blieb ihm Untergang oder Verschleppung erspart, es wurde eben als Bucheinband „recycled“ und nach Jahrhunderten dort von dem aufmerksamen Küster Winfried Orthmann im Pfarrarchiv wiederentdeckt.
Die Arnsberger Kalligrafin Susanne Ulmke hat sich einer ersten „Faksimilierung“ dieses Notenblattes angenommen. Es ist der Versuch, eine ähnliche Illumination auf echtem Pergament zu schaffen und so die ursprüngliche Schönheit des Originals wieder anschaulich zu machen.
Manche Ranke ist mit Phantasie gewachsen, weil das Original verwischt war. Aber man kann so zumindest die meisterhafte Auslegung der Initiale des Buchstabens „R“ nachvollziehen. Wer der Urheber dieser Handschrift war, ist unklar. Das Notenblatt ist ein weiteres Indiz dafür, dass im Arnsberger Kloster Wedinghausen schon seit seiner Gründung im 12. Jahrhundert ein außerordentlich fähiges Scriptorium tätig war. Leider wurden dessen Schätze im turbulenten Lauf der Geschichte mehrheitlich zerstreut oder vernichtet. In den Wirren der Napoleonischen Kriege und der Säkularisation gingen überhaupt viele Zeugnisse der Arnsberger Geschichte verloren.
Das Pergament ist ein Geschenk der Schreiberin zum 775jährigen Jubiläum an ihre Heimatstadt. Es wurde kürzlich dem Arnsberger Stadtarchiv übergeben, das nun über eine pergamentene Nachschrift des Originaldokuments verfügt. Hier kann es den Archivbesuchern eine blasse Ahnung von den leuchtenden Buchstaben (Illuminierungen) und der Pracht mittelalterlicher Handschriften vermitteln.