Sundern. Bürgermeister Detlef Lins appelliert an alle Parteien im Rat der Stadt, in der Ratssitzung am Donnerstag einen genehmigungsfähigen Haushalt zu verabschieden und damit die Handlungsfähigkeit der Stadt zu erhalten. Dazu hat Kämmerin Ursula Schelle einen weiteren Haushaltsentwurf vorgelegt, „der Einschnitte enthält, aber genehmigungsfähig ist“. Im Vorfeld eines Treffens der Fraktionsvorsitzenden am Dienstag abend hat Lins einen Brief öffentlich gemacht, den er an die fünf Fraktionsvorsitzenden Antonius Becker (Grüne, Hans Kleine (WISU), Stefan Lange (CDU), Rüdiger Laufmöller (FDP) und Michael Stechele (SPD), an die beiden stellvertretenden Bürgermeister Georg Te Paas und Jürgen ter Braak und an das Einzel-Ratsmitglied Siegfried Huf (Linke) geschrieben hat:
„Sie haben eine Verantwortung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern!“
„Wie ich der Presse heute entnehmen kann, hat sich die Fraktion WISU bereits festgelegt, dem Haushalt nicht zuzustimmen. Von meiner Seite nur einige Hinweise dazu:
Die Verwaltung hat den Haushalt Mitte September eingebracht. Es gab seitdem zahlreiche Informationsveranstaltungen gerade für die neuen Ratsmitglieder, aber auch inhaltliche Diskussionen in den Ausschüssen, zuletzt über alle Fachbereiche im Hauptausschuss.
Mit diesem letzten Stand hat Frau Schnelle dann nochmals das Gespräch mit der Kommunalaufsicht geführt. Hier war deutlich zu erkennen, dass mit einer Unterdeckung von über 900.000,- Euro im laufenden sowie ca. 1,1 Mio. € im Jahr 2022 eine Genehmigung nicht zu erreichen ist.
Daraufhin hat die Verwaltung nochmals die besprochenen Maßnahmen, die ab 2016 greifen sollen monetär bewertet und die geplanten Effekte in die Folgejahre übernommen. Außerdem wurden Sparpotentiale für das laufende Jahr nochmals vorgeschlagen. Sie haben nun vorliegen den Planentwurf, der sich aus Ihren Beschlüssen ergibt – der nun aber einmal nicht genehmigungsfähig ist – sowie zusätzlich einen weiteren Entwurf, der Einschnitte beinhaltet, aber auch genehmigungsfähig ist.
In den vergangenen Jahren war es für die Opposition jeweils einfach zu sagen, dass man den Haushalt nicht mittragen würde – die Mehrheit der CDU hat ihn ja ohnehin beschlossen. Es ist nun einfach, mit der Ablehnung fortzufahren. Die Verhältnisse haben sich aber nun einmal geändert und somit ist jede Fraktion in der Verpflichtung zu entscheiden, wie es in Sundern weitergehen soll. Eine Nichtverabschiedung am Donnerstag führt zu dauerhaftem und vollständigem Stillstand in der Stadt Sundern. Gemäß § 82 GO NRW dürfen wir in der vorläufigen Haushaltsführung nur Leistungen, zu denen die Stadt rechtlich verpflichtet ist, tätigen. Alle freiwilligen Leistungen, d.h. nicht nur Zuschüsse an Vereine etc., sondern auch alle freiwilligen zum Teil schon länger geplanten Projekte und auch von Förderungen abhängige Maßnahmen sind „auf Eis gelegt“, solange wir nicht in einer genehmigten Haushaltssicherung weiterarbeiten können.
Sie haben eine Verantwortung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern, eine handlungsfähige Stadt zu bewahren. Verweise auf vergangene Entscheidungen bringen uns definitiv nicht weiter!
Heute Abend treffen sich die Fraktionsvorsitzenden nochmals, um den Entwurf zu beraten. Ich darf Sie daher dringend bitten, zielgerichtet zu diskutieren. Sollte es im neuen Entwurf der Verwaltung Dinge geben, die Sie absolut nicht mittragen können, teilen Sie es Frau Schnelle, wie von dieser am Freitag noch angeboten, mit. Sie wird die Änderungswünsche noch einarbeiten und einen aktuellen Planentwurf für Donnerstag erarbeiten.
Es ist jedoch dringend erforderlich, dass der Kommunalaufsicht dokumentiert wird, dass der absolute Wille zur Haushaltskonsolidierung vorhanden ist! Andernfalls droht Stillstand. Es erscheint mir doch wesentlich sinnvoller, auf einige – sicherlich wünschenswerte Dinge – zu verzichten als alle Projekte und Maßnahmen auf unbestimmte Zeit verschieben zu müssen.
Insofern appelliere ich an Sie, die Gespräche konstruktiv fortzusetzen und am Donnerstag eine Mehrheit zu organisieren, damit eine Genehmigung der Aufsichtsbehörde für den dann verabschiedeten Haushalt ermöglicht und die Ausführung des Haushaltes danach auch angepackt werden kann.
Mit freundlichen Grüßen
D. Lins