Sundern. In der Stadtgalerie Sundern fand jetzt die Vernissage der letzten Ausstellung „ongoing activity of problems“ in eben dieser statt, bevor die Räumlichkeiten den Kulturschaffenden ab 2019 nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Ausstellung bildet einen würdigen und sehr einzigartigen Abschluss einer Reihe vielfältiger Ausstellungen des Kunstvereins Sundern-Sauerland e.V., die in den letzten sechs Jahren in der Stadtgalerie gezeigt wurden, und war bereits bei der Eröffnung entsprechend gut besucht.
Nichts für müde Geister
Die Ausstellung, die von der Berliner Künstlerin Julia Oschatz eigenständig konzipiert und gefertigt wurde, thematisiert auf sehr kritischer Ebene das Wesen des Menschen und dessen Handeln. Trotz der Alltäglichkeit des Themas – schließlich erleben wir es Tag für Tag selbst – ist die Ausstellung dennoch nichts für müde Geister. Besonders treffend beschreibt dies Kai Richter, Initiator der Ausstellung: „Man ist nicht in der Lage die Ausstellung zu verstehen, wenn man nur am Detail festhält, man ist aber auch nicht in der Lage sie zu verstehen, wenn man nur das Große und Ganze sieht“. Besonders beeindruckt zeigt er sich von dem großzügigen Raumgriff, den die Ausstellung bietet und beschreibt diesen als einen „weiten Wurf“ in die Räume hinein. Um die kritischen Gedankengänge der Künstlerin nachvollziehen zu können, bedarf es Zeit und eine selbstreflektierende Grundhaltung.
Tiefgang und Komplexität
„Eine sehr einprägsame Ausstellung, welche den Besucher zu sich selbst finden und ihn schweigend rätseln lässt“, zeigt sich Jamie Green, jüngstes Mitglied im Vorstandes des Kunstvereins, fasziniert von der Einzigartigkeit der Ausstellung. Er führt weiter aus, dass „ongoing activity of problems“ eine der außergewöhnlichsten Ausstellungen sei, die der Kunstverein seit seiner Gründung veranstaltet hat. Auch die anderen Besucher der Vernissage wurden von dem Tiefgang und der Komplexität der Ausstellung gefesselt, wodurch Diskussionen über die Intention von Oschatz während der Vernissage keine Seltenheit waren. Julia Oschatz selbst stand für Erklärungen und genauere Ausführungen auf Nachfrage der Besucher bereit. Durch die Variation der Ausdrucksformen, von klassischen Gemälden bis hin zu kurzen Filmclips und bewegten Figuren bietet die Ausstellung für jeden Kunstinteressierten egal welcher Altersklasse, Herkunft oder sozialen Standes einen Zugang zur Kunst.
Minimalistische Präsentation im Projektraum
Parallel zu „ongoing activity of problems“ läuft im Projektraum im Erdgeschoss die Ausstellung „Mein Standort: 51°20´12,82“N, 08°07´08.79“E“ des Kölner Malers Matthias Surges. Im Mittelpunkt der minimalistischen Präsentation steht eine Serie von zweiteiligen Arbeiten bestehend aus je einer in einem Glaskasten konservierten Erdprobe und einem farblich genau abgestimmten monochromen Bild. Die Erdproben entnimmt der Künstler Erdprofilen, die er auch bei archäologischen Ausgrabungen angelegt hatte. Dabei stellt sich die Frage, was Landschaft in der heutigen Zeit bedeutet. Flankiert wird diese Serie von zwei ebenfalls monochromen Bildern, mit denen Surges die traditionsreiche Gattung der Landschaftsmalerei kommentiert und auf eine gänzliche neue Ebene transportiert. Hierbei handelt es sich um konzeptuelle Auseinandersetzungen mit der romantischen Vorstellung der Erhabenheit der Natur, die vor allem in den Bildern von Caspar David Friedrich. In den rätselhaften Werken von Matthias Surges werden somit romantische Sehnsüchte den Ansprüchen der globalisierten Gesellschaft gegenübergestellt.
Künstlergespräch am 2. Dezember
Beide Ausstellungen laufen noch bis zum 15. Dezember und können montags bis freitags von 16 bis 18.30 Uhr und am Wochenende von 12 bis 18 Uhr besucht werden. Am Sonntag, 2. Dezember um 14 Uhr findet ein Künstlergespräch zwischen Matthias Surges und dem Kurator Gérard Goodrow statt. Der Eintritt ist wie immer frei.