Arnsberg/Sundern. Zum Thema Röhrtalbahn erreichte uns folgender Leserbrief von Susanne Ulmke, Mitglied von Bündnis ’90/ Die Grünen:
Man kann der Sunderner CDU ja vieles vorwerfen, Belehrbarkeit gehört sicher nicht dazu. Alle guten Argumente zum Erhalt der Röhrtalbahn fallen hier auf unfruchtbaren Boden. Alle Fakten, die ihre politischen Forderungen eigentlich ad absurdum führen, werden ignoriert.
Sie leugnen die Wirtschaftlichkeit einer Reaktivierung: das ist schon die erste Frechheit. Schieneninfrastruktur wird nun einmal anders bewertet als ein Nürburgring, hier geht es um Daseinsvorsorge und nicht um die Erwirtschaftung von Kapital. Nach volkswirtschaftlichem Nutzen ist die Röhrtalbahn wirtschaftlich, Punkt. Wenn die CDU belegen könnte, was ihnen am Gutachten nicht seriös erscheint, könnte man das ja diskutieren, aber Fehlanzeige.
Ebenso unsinnig ist die gebetsmühlenhafte Radweg-Forderung. Sie könnten auch den Himmel grün fordern. Die Strecke würde in jedem Fall erst einmal ausgeschrieben zur weiteren Nutzung als Schiene, und der freie Markt würde sich eine rentable Bahnstrecke vielleicht nicht entgehen lassen. Dann hätte man zwar auch die Bahn erhalten, aber es wären nicht mehr die Kommunen, die sie betreiben, und die damit auch die Einnahmen hätten. Auch das kann mich aufregen: die schädigen ein kommunales Unternehmen! Die RLG würde ja die Reaktivierung gar nicht selber bezahlen, dafür gibt es Bundesmittel. Und heule jetzt nicht wieder einer wegen Steuermitteln, sie würden sowieso zum Zwecke der Reaktivierung ausgegeben, nur eben woanders, wo man fähigere Politiker hat. Von den Bundesmitteln, die durch die Nutzung der Trasse auf ewig für die Region generiert werden reden wir ja noch gar nicht!
Dass die Sunderner Jungpolitiker offenbar keine Bahnfreunde sind, ist jetzt klar. Wieso sie ihrer Stadt eine Infrastruktur kaputt machen wollen, die Sundern ans nationale Bahnnetz anschließt, ist mir trotzdem völlig unverständlich. Und auch wenn man nur hoffen kann, dass in den Gremien der Zweckverbände noch Menschen mit mehr Sachverstand sitzen, ist der Flurschaden durch diesen unsinnigen Vorstoß wahrscheinlich nicht unerheblich. Es gibt noch andere Reaktivierungsprojekte, wo man mit den Hufen scharrt und die Landesgelder, die jetzt noch für die Röhrtalbahn reserviert sind, gern in Anspruch nimmt.
Noch ein letztes: Wenn die Industrie auch heute noch kein Interesse an Güterverkehr hat, kann sich das sehr schnell ändern. Die Maut wird steigen, der Verkehrsinfarkt findet heute schon täglich auf den Autobahnen statt, der Bund hat bereits die Trassengebühren der Eisenbahnen drastisch gesenkt, um Zeichen zu setzen. Lasst mal erst alle Autobahnbrücken sanierungsfällig sein, dann wird auch die Schiene wieder attraktiver. Haltet Sundern zukunftsfähig!
Mit freundlichen Grüßen
Susanne Ulmke
2 Antworten
Frau Ulmke,
ich wüsste nicht warum die Jungpolitiker keine Bahnfreunde seinen sollten? Wir wollen alles tun um die Reaktivierung schnellstmöglich voran zu treiben. Ich empfehle Ihnen folgenden Aktikel http://spdsundern.de/?p=1540
Beste Grüße
Woher die Aversion gegen die Reaktivierung der Röhrtalbahn kommt ist klar: Auto, Auto über alles. Ich bin zwar auch Autofahrerin und schätze die damit verbundenen Vorteile. Dennoch weiß ich, wissen es eigentlich viele: so geht es nicht mehr weiter. Seit vielen Jahren wird alles dem Auto untergeordet, mit negativen Folgen für Mensch und Umwelt. In der kommunalen Infrastruktur wird zuerst genügend Parkaum für Autos sowie Straßen gesorgt. Traditionell nachrangig sind gefahrlose Wege für RadfahrerInnen sowie öffentlicher Begegnungsraum für FußgängerInnen, von einem bedarfsgerechten, bezahlbaren ÖPNV gar nicht zu reden. Wie selbstverständlich nehmen AutofahrerInnen Lärm, verschmutzte Luft, Stau sowie hohe Kosten für den Erhalt und Bau von Straßen und Brücken in Kauf. Natürlich zu Lasten der Allgemeinheit, darunter eine erkleckliche Anzahl von Menschen, die kein Auto besitzen. Würden alle Kosten für die Reparatur von Mensch und Umwelt gegengerechnet und auf den einzelnen Autofahrer umgelegt – das Auto wäre für die meisten Menschen nicht mehr bezahlbar. Dann würde die Akzeptanz für den Autoverkehr geringer und letztlich würde die Finanzierung und Nutzung vom ÖPNV und SPNV steigen. Fazit: wer immer noch der Idee einer kostengünstigen Vorfahrt für AutofahrerInnen anhängt denkt rückwärtsgewandt. Klar, umdenken ist schwer. Gleichwohl, (ausgerechnet) Bayern macht es derzeit vor mit einer Reihe von Reaktivierungen von Regionalstrecken. Was Bayern kann kriegt NRW doch auch hin. Wenn sich die Gelegenheit für Sundern bietet geht kein Weg an der Reaktivierung der Röhrtalbahn vorbei!