Hachen. Zum Thema Umbenennung Nelliusstraße in Hachen erreichte uns folgender Leserbrief:
Wir Anwohner der Nelliusstraße fragen uns seit geraumer Zeit, warum die Politik in Sundern sich mit 70 Jahre alten Geschichten beschäftigt und dabei die in jüngster Zeit schief gelaufenen Projekte wie Amecke, Gastwelten und GmbHs vergisst? Wir sind enttäuscht von den Politikern, die sich nicht um die echten Probleme in Sundern kümmern, sondern lieber Wahlkampf betreiben, in dem sie sich hinter einem „Netzwerk“ verstecken. Dieses Netzwerk will auf Ihrer Internetseite scheinbar den Eindruck erwecken, Sie sprächen für alle Sunderner Bürgerinnen und Bürger. Dem ist nicht so, sonst gäbe es uns nicht. Und für diese Beeinflussung à la „alle machen mit, du auch?“ geben unsere Politiker ihren „guten Namen“ her. Das übliche Vorgehen, um Menschenmassen zu beeinflussen: Man macht aus einem kleinen Problem (Nelliusstraße) ein Großes, um von noch größeren Problemen (Gastwelten, Amecke, etc.) abzulenken. Das Netzwerk wirbt für mehr Toleranz und Respekt in Sundern! Warum ist dieses dann nicht dazu fähig, uns Anwohnern die gleiche Toleranz bezüglich unserer Meinung entgegenzubringen?
Wie lange vermutet, weitet sich der Umbenennungswahn weiter aus. In Finnentrop wurden Anwohner und Bürgermeister so radikal und massiv unter Druck gesetzt, dass sie sich widerwillig gebeugt haben. Aber wir sind nicht bereit uns von der Politik oder Gutmenschen unter Druck setzen zu lassen. In Schmallenberg ist jüngst Christine Koch in den Fokus gerückt, da sie sich, wie viele andere in jener Zeit auch, dem Mitläufertum schuldig gemacht haben soll. Interessanterweise springen für Frau Koch diverse Herren in die Bresche! In deren Augen ist eine Frau Koch nur Mitläuferin, aber warum wird hier mit zweierlei Maß gemessen? Sollte man dann nicht wenigstens konsequent sein? Wieder wird das Urteil, welches ein Herr Peter Bürger aus Düsseldorf (verantwortlich für das Christine Koch Mundartarchiv) fällt, über alles gestellt! Andere Historiker ziehen interessanterweise ganz andere Schlüsse! Es sollte jedoch auch allen Bürgern Sunderns klar sein, dass, wenn die Nelliusstraße umbenannt wird, es noch vielen anderen Straßen im Stadtgebiet Sundern an den Kragen gehen könnte.
Deshalb unterstützen Sie uns mit Ihrer Ja-Stimme für den Erhalt der Nelliusstraße. Für den Stopp weiterer Umbenennungen. Für einen Denkzettel an unsere Politiker. Setzen Sie mit Ihrem „Ja“ ein Zeichen, dass wir Bürger Sunderns nicht an politischer Demenz leiden (an alte Dinge erinnern – aktuelle Themen vergessen) oder uns durch Ablenkungsmanöver täuschen lassen!Bürgerinitiative Nelliusstraße
Ullrich Lübke, Monika Müller, Horst Kohlmann, Nelliusstraße 5 – 18 – 17, Sundern
Hinweis der Redaktion: Leserbriefe müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen, die sich das Recht auf Kürzung vorbehält.
8 Antworten
Aus der Geschichte lernen ist häufig doch ein schwierig Unterfangen. Das betrifft offenbar in ganz besonderem Maße manche Anwohner der Nelliustraße. Es ist inzwischen rein sachlich wohl müßig darüber zu diskutieren, ob Nellius Mitläufer oder aktiver und überzeugter Mitverursacher war. Wer die jüngsten Dokumentationen über ihn gelesen hat, kann ja eindeutig nur zu dem Schluss kommen, dass er eben nicht nur Mitläufer war. Wer anderer Meinung ist, kann das für sich vertreten und dies mit sich und seinem Gewissen ausmachen.
Die Verfasser des obigen Leserbriefes ergehen sich angesichts der erdrückenden Beweislast gegen Nellius nun in Selbstmitleid. Die öffentliche Meinung, die Inititaive „Nein zu Nellius“ und nicht zuletzt die bösen Politiker lassen den bedauerlichen Anwohnern nicht mal ihre Meinungsfreiheit und beeinflussen in wohl übler Manier die öffentliche Meinung, wozu sie auch ihren, aus Sicht der Briefschreiber wohl nicht mehr ganz so „guten“ Namen hergeben und um zu allem Übel damit auch noch von anderen Problemen abzulenken.! So kann man Tatsachen verdrehen! Hier muss man mal die Politiker einhellig in Schutz nehmen. In seltener Einmütigkeit und Deutlichkeit haben sich fast alle Ratsmitglieder für die Umbenennung ausgesprochen. Da hat sich niemand versteckt, da hat fast jeder seinen Namen aus Überzeugung „hergegeben“ und sich eindeutig positioniert. Und dass das Bürgerbegehren zeitlich mit anderen Problemen in der Stadt zusammenfällt, ist das aus Sicht der Bürgerinitiative wohl absichtlich so terminiert.
Werte Briefschreiber, niemand will Ihnen Ihre Meinungsfreiheit beschneiden oder Ihnen vorschreiben, wie Sie zu denken haben. Aber gestehen Sie das bitte auch anderen zu. Sie machen von Ihren Bürgerechten Gebrauch und ich mache (und mit mir hoffentlich noch viele andere) ebenfalls von meinem Bürgerecht Gebrauch, anderer Meinung zu sein als Sie und für die Umbenennung Ihrer Straße zu stimmen.
Sie vergessen, dass die CDU ‑Fraktion zunächst für geheime Abstimmung plädierte, sich dann aber zu dem anderen Extrem- namentliche Abstimmung- von den anderen Fraktionen überreden ließ. Übrigens war die Einladung zu einem kontroversen Vortrag zu Nellius ohnehin eine Farce, da das Abstimmungsergebnis bis auf 2 löbliche Ausnahmen
ja ohnehin im Vorfeld festgelegt wurde, wie die anschließende Aussprache zeigte.
Auf ein solches Demokratieverständnis unserer Lokalpolitik kann ich – mit Verlaub gesagt- nur pfeifen und ich hoffe, dass daraus bei der Kommunalwahl ein Pfeifkonzert wird.
Volkswagen!!! Was ist eigentlich mit dem Namen „Volkswagen“ ??? Oh mein Gott! Und Porsche, Ferdinand Porsche! Der unterstützte den Diktatur bei seinem Wunsch, einen Volkswagen zu bauen. Was tun? Auch umbenennen ? Einschrotten ? Den Porsche.….??? tzzzz!
Bravo!!
Den Leserbrief von Vertretern der Bürgerini Nelliusstraße vom 08.04.14 empfinde ich als Frechheit. Die Leserbriefschreiber beklagen „politische Demenz“, sind aber bereit, alles zu vergessen und zu verdrängen, was der so heiß verehrte Georg Nellius in und mit seinem Leben angerichtet hat.
Dass man sich in Sundern darum heute überhaupt nach so langer Zeit noch kümmern müssen haben wir doch eben dieser Initiative zu verdanken, die halsstarrig und komplett beratungs-resistent darauf beharrt, dass Sundern einen überzeugten Antisemiten mit einem Straßennamen ehrt.
Sehr geehrter Herr Willecke,
ich vermute, auch Sie berufen sich nur auf eine Quelle.
Nellius war Künstler wie andere Schauspieler, Sänger, Komponisten etc. und er war bis zuletzt ein
Freund von Christine Koch, die ja von besagter Quelle immer wieder zitiert wird und heute anscheinend auch dem Lebensunterhalt dient.
:Welche Möglichkeiten hatten Künstler sich der allgegenwärtigen Kontrolle durch das Regime zu entziehen?
Ich gebe Ihnen gerne Literaturtipps zu diesem Thema- vielleicht erkennen Sie dann die Verläumdungsstrategie eines Peter Bürgers.:
Zitat:
„Nellius war Künstler wie andere Schauspieler, Sänger, Komponisten etc. und er war bis zuletzt ein
Freund von Christine Koch, die ja von besagter Quelle immer wieder zitiert wird und heute anscheinend auch dem Lebensunterhalt dient.“
Völlig falsch! Es ist ein gravierender Unerschied, ob ein Künstler sich dem System notgedrungen anpaßt oder ob schon seit den 20er Jahren in heftigster Form gegen das Judentum agitiert wird. Niemand hat Nellius dazu genötigt. Im Gegenteil werden wohl manche Menschen vor Nellius Angst gehabt haben als einem schneidigen Anführer des Nazitums im Sauerland.
Mit Ihrem letzten Halbsatz kann ich gar nichts anfangen. Wie schäbig ist das denn gemeint?
Der Vorwurf der „Schäbigkeit“ zeigt Ihre Sachlichkeit. Bitte nennen Sie mir antijüdische oder braune Kompositionen der 20. er Jahre, ich bin gerne bereit Irrtümer einzugestehen.
Sein größtes Werk- die plattdeutsche Messe- führte noch in der Weimarer Republik
zum Staatspreis. Ich konnte darin keinen braunen Faden erkennen.
Übrigens hätten alle von Nellius geschädigten und verängstigten Bürger 1975 in Hachen oder auch in den anderen Gemeinden Widerspruch einlegen können.Dies blieb aber aus.
Mein von Ihnen so schäbig empfundener Satz war nur ein Verweis darauf, dass es neben einem Herrn Bürger noch andere Literatur zu diesem Thema gibt.