Arnsberg. Das Grafenbegängnis hat jedes Jahr im Oktober einen festen Platz im Arnsberger Terminkalender. In diesem Jahr jährt sich allerdings zum 650. Mal das bedeutsame Datum, als der kinderlose Graf Gottfried die Grafschaft Arnsberg als Erbe an das große Erzbistum Köln gab, und deshalb darf es etwas besonderes sein. Dieses für die Stadtgeschichte so bedeutende Datum wird deshalb am bevorstehenden Sonntag mit einer Ausstellungseröffnung im Kloster Wedinghausen und der Freischaltung einer neuen App gefeiert. So soll allen Generationen mit modernen und experimentellen Mitteln Stadtgeschichte näher gebracht werden.
Arnsberg wäre womöglich ein Dörflein geblieben
„Ohne dieses Ereignis im Jahr 1368 wäre Arnsberg niemals Regierungsstadt geworden und womöglich ein unbedeutendes Dörflein geblieben. Und auch das Sauerland hätte nicht seine kurkölnisch-katholische Prägung bekommen“, sagt Fachbereichsleiter Peter Kleine von der Stadt Arnsberg. „Und auch der Kölner Dom sähe anders aus, denn Graf Gottfried ist bis heute der einzige Laie, der dort bestattet ist“, fügt Propst Hubertus Böttcher hinzu, dessen Propsteigemeinde gemeinsam mit dem städtischen Kulturbüro auf neuen Wegen an Graf Gottfried und seine Zeit erinnern will. Die Arnsberger sollen ebenso angesprochen werden wie Touristen und ein besonderer Augenmerk liegt auf den rund 2500 Schülern im nahen Umfeld. „Die Besucher sollen frische Erfahrungen machen, keine Konserve vorgesetzt bekommen“, so Böttcher.
Geschichte auf 60 Metern Plakatwand
Das Problem bei der Zusammenstellung der Ausstellung war, dass abgesehen vom Grafengrab im Kölner Dom so gut wie nichts aus jener Zeit erhalten ist. Eine Urkunde gibt es noch, mehr ist beim Einsturz des Kölner Stadtarchivs 2009 im Schlamm versunken. Stadtarchivar Michael Gosmann wollte aber mehr liefern als „nur eine spröde Urkunde“. Um die Geschichte zu erzählen, hat er mit dem Dortmunder Szenografen Thimo Kortmann und für die Technik mit dem Neheimer Unternehmen Fre.j.man zusammengearbeitet. Thimo Kortmann ist in Arnsberg kein Unbekannter, er war im letzten Jahr Kurator des DARK-Festivals in der Arnsberger Altstadt. Er hat die Graf Gottfried-Ausstellung als medialen Weg ins Mittelalter gestaltet. Entstanden ist eine bunte Bilderwelt, plakativ und einprägsam. Die Stuttgarter Zeichnerin Lisa Bartels hat eine moderne Graphic Novel geschaffen, also eine Art Comic, der auf über 80 Bildern den Lebensweg von Graf Gottfried darstellt. Für den Druck auf rund 60 Meter Plakatwand hat ein Müscheder Unternehmer gesorgt.
Erlebnis virtueller Realitäten
Das 14. Jahrhundert wird auch als Zeit des technischen Fortschritts gezeigt, der auch in der Gegenwart genutzt wird. Ausgewählte Facetten aus der Zeit Graf Gottfrieds werden mit modernen Techniken der Virtual Reality und Augmented Reality dargestellt. Die Besucher können sich das Erlebnis auf ihr Smartphone oder besser noch Tablet holen und so durch den Wald des 14. Jahrhunderts wandern oder sich die Entwicklung der Grafschaft vor Augen führen. Gezeigt werden auch andere bedeutende Orte der damaligen Zeit wie Eversberg oder Hirschberg und auch ein virtueller Rundgang durch das Grafengrab im Kölner Dom.
App und Buch
Mit der App, die am Sonntag freigeschaltet wird, können künftig alle mit dem Smartphone durch die Region touren und an insgesamt 20 Orten Geschichte direkt vor Ort erleben. Eine Nutzung der App von zuhause auf dem Sofa ist aber auch möglich.
Das Ausstellungsprojekt wird von einer Publikation begleitet, für die neben der Stadt auch die Heimatbünde aus Arnsberg und Neheim-Hüsten verantwortlich zeichnen. Enthalten sind vielfältige Beiträge zum Thema, neue Editionen der Urkunden und – wenn man das Buch umdreht – auch die komplette Graphic Novel. Diese wird in schwarz-weiß auch als Malbuch für Kinder herausgegeben.
Bis 18 freier Eintritt
Die Ausstellung „Graf Gottfrieds Vermächtnis“ wird am Sonntag, 28. Oktober nach einem Gottesdienst um 9.30 Uhr in der Propsteikirche um 10.30 Uhr im Gebäude des Stadtarchivs, Klosterstraße 11 eröffnet. Anschließend lädt die Garage comshalom an der Norbertusstraße um traditionellen Frühstück des Grafenbegängnisses. Ab 30. Oktober ist die Ausstellung bis zum 31. Januar 2019 jeweils dienstags bis donnerstags sowie samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Für Besucher bis 18 jahre ist der Eintritt frei, andere zahlen 3 Euro. Gruppen können sich mit Terminwünschen unter i.münstermann@arnsberg.de anmelden.