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Landrat ehrt couragierte Zeugen

Die couragierten Zeugen 2013  v. l. Yannick Fricke, Arndt Wellbrock, Landrat Dr. Schneider, Lukas Müller, Polizeidirektor Günter Droste, Marco van der Kooi, Nikolai Stolze, Nicole Riedel (Foto: Polizei)
Die cou­ra­gier­ten Zeu­gen 2013 v. l. Yan­nick Fri­cke, Arndt Well­b­rock, Land­rat Dr. Schnei­der, Lukas Mül­ler, Poli­zei­di­rek­tor Gün­ter Dros­te, Mar­co van der Kooi, Niko­lai Stol­ze, Nico­le Rie­del (Foto: Polizei)

Arnsberg/Sundern. Land­rat Dr. Schnei­der und die Kreis­po­li­zei­be­hör­de Hoch­sauer­land­kreis haben am Mitt­woch acht Bür­ge­rin­nen und Bür­ger ins Mesche­der Kreis­haus ein­ge­la­den, um sie zu ehren und ihnen Dank aus­zu­spre­chen als Zei­chen der Aner­ken­nung für muti­ges und selbst­lo­ses Han­deln in einer beson­de­ren Situa­ti­on. Die­sen acht Men­schen ist gemein­sam, dass sie im letz­ten Jahr ande­ren Men­schen Hil­fe und Bei­stand geleis­tet haben, in einer Situa­ti­on, in der sie sich teils sogar selbst einer Gefahr aus­ge­setzt haben, aber trotz­dem unge­ach­tet des­sen ein­ge­schrit­ten sind.

Ein Arnsberger und fünf Sunderner geehrt

2014.02.06.Logo.PolizeiGela­den waren Mar­co van der Kooi aus Arns­berg, Mat­thi­as Litz­ke und Niko­lai Stol­ze aus Bri­lon, Yan­nick Fri­cke und Lukas Mül­ler aus Sun­dern, Nico­le Rie­del, Arndt Well­b­rock und Huber­tus Keg­gen­hoff aus Sun­dern. Mat­thi­as Litz­ke und Huber­tus Keg­gen­hoff waren an dem Tag lei­der ver­hin­dert. Die ande­ren sechs wur­den von Land­rat Dr. Schnei­der und Poli­zei­di­rek­tor Gün­ter Dros­te im Kreis­haus begrüßt.  Dr. Schnei­der stell­te anschlie­ßend die Gescheh­nis­se dar, in denen sich die sechs beson­ders her­vor­ge­tan hat­te und über­reich­te jedem von ihnen im Anschluss eine Urkun­de und als klei­nes Prä­sent ein signier­tes Buch des Zeich­ners Tomic­ek als Zei­chen der Anerkennung.

Juwelendieb verfolgt und gestellt

Mar­co van der Kooi war im ver­gan­ge­nen Jahr einem Juwe­lier aus Hüs­ten zu Hil­fe geeilt. Die­sem hat­te ein dreis­ter Dieb zuvor Gold­schmuck gestoh­len und war damit aus dem Geschäft geflüch­tet. Der Juwe­lier ver­folg­te den Täter. Als Mar­co van der Kooi das sah, kam er dem Juwe­lier ohne zu zögern zu Hil­fe. Er rann­te eben­falls hin­ter dem Täter her, hol­te ihn ein, und hielt in trotz Gegen­wehr bis zum Ein­tref­fen der Poli­zei fest. Dank sei­nes muti­gem Ein­schrei­ten konn­te die Poli­zei den Täter vor­läu­fig fest­neh­men und dem Juwe­lier sein wert­vol­ler Gold­schmuck an Ort und Stel­le wie­der aus­ge­hän­digt werden.

Verdächtige Gestalten suchten Einbruchsobjekte

Mat­thi­as Litz­ke und Niko­lai Stol­ze beob­ach­te­ten im Juni 2013 zwei zwie­lich­ti­ge Gestal­ten, die durch ihr Wohn­ge­biet in Bri­lon zogen, an Türen schell­ten und Gär­ten aus­bal­do­wer­ten. Die­ses kam ihnen sehr ver­däch­tig vor und sie ent­schlos­sen sich, die bei­den zu ver­fol­gen und zu beob­ach­ten. Zudem ver­stän­dig­ten sie einen benach­bar­ten Poli­zis­ten, der zunächst Ein­satz­kräf­te anfor­der­te und dann die bei­den Ver­däch­ti­gen ansprach. Die ver­däch­ti­gen Män­ner ver­such­ten zunächst zu flüch­ten, konn­ten aber durch die Ein­satz­kräf­te und einen Dienst­hund gestellt wer­den. Bei ihrer Fest­nah­me leis­te­ten die bei­den Män­ner erheb­li­chen Wider­stand. Im Lau­fe des Ein­sat­zes konn­te auch noch ein wei­te­rer Kom­pli­ze fest­ge­nom­men wer­den. Wie sich her­aus­stell­te, waren die Män­ner tat­säch­lich auf der Suche nach geeig­ne­ten Ein­bruchs­ob­jek­ten. Das vor­aus­schau­en­de und umsich­ti­ge Ver­hal­ten der bei­den jun­gen Män­ner hat dazu bei­getra­gen, ihre Nach­bar­schaft siche­rer zu machen. Die ver­däch­ti­gen Gestal­ten zu ver­fol­gen war nicht unge­fähr­lich, trotz­dem schau­ten sie nicht gleich­gül­tig weg, son­dern handelten.

Surfer retteten gekenterten Angler aus Sorpesee

Im Okto­ber 2013 ken­ter­te auf dem Sor­pe­see in Sun­dern ein Ang­ler­boot. Zwei Ang­ler fie­len ins Was­ser. Wäh­rend für den einen jede Hil­fe zu spät kam, konn­te der ande­re Mann geret­tet wer­den. Sein Leben ver­dankt er dabei Yan­nick Fri­cke und Lukas Mül­ler aus Sun­dern. Die bei­den surf­ten an dem Tag auf dem See, als ihnen Pas­san­ten zurie­fen, dass ein Boot geken­tert sei. Die bei­den surf­ten sofort zu der ange­ge­be­nen Stel­le und gemein­sam brach­ten sie den Mann an Land. Anschlie­ßend surf­ten sie direkt zurück und such­ten nach dem zwei­ten Ang­ler. Der konn­te aller­dings erst Stun­den spä­ter von Tau­chern nur noch tot aus dem See gebor­gen wer­den. Ohne zu zögern und sich bei den ris­kan­ten Wet­ter­be­din­gun­gen selbst in Gefahr brin­gend, schrit­ten die bei­den Sun­derner ein. Für die­se Ret­tungs­tat wur­de ihnen an die­sem Tag der auf­rich­tigs­te Dank ausgesprochen.

Handtaschenräuber überwältigt – alter Frau geholfen

An Hei­lig­abend ver­gan­ge­nen Jah­res raub­te ein Mann einer 87-jäh­ri­gen Frau in Sun­dern die Hand­ta­sche. Er riss sie ihr dabei so bru­tal vom Arm, dass die Frau auf die stark befah­re­ne Haupt­stra­ße stürz­te und sich ver­letz­te. Der Täter flüch­te­te. Arndt Well­b­rock hat­te die Tat aus sei­nem Auto her­aus beob­ach­tet, Huber­tus Keg­gen­hoff von der ande­ren Stra­ßen­sei­te aus. Auch sie han­del­ten ohne zu zögern und ver­folg­ten den Täter, bis sie ihn schlie­ßen stel­len konn­ten. Der Mann wehr­te sich mas­siv und droh­te die bei­den sogar umzu­brin­gen, doch unbe­irrt des­sen hiel­ten sie den Räu­ber fest, bis die Poli­zei ein­traf. Bei­de wur­den bei der Ver­fol­gung sogar ver­letzt. Arndt Well­b­rock sogar so sehr, dass er acht Wochen krank geschrie­ben war. Nico­le Rie­del hat­te die Tat eben­falls beob­ach­tet und eil­te sofort der ver­letz­ten und geschock­ten Frau zu Hil­fe, die noch immer auf der Stra­ße lag. Sie half ihr hoch, beru­hig­te sie und leis­te­te ihr Bei­stand, bis die Sani­tä­ter sich um sie küm­mern konn­ten. Der Frau saß der Schreck noch in den Glie­dern. Ein sol­cher Schock­zu­stand kann, gera­de in die­sem Alter, lebens­be­droh­lich sein. Für Nico­le Rie­del war es selbst­ver­ständ­lich, der Frau zu Hil­fe zu eilen.

Helferin befremdet: „Viele sind einfach vorbeigefahren!“

Für vie­le ande­re war es das aber lei­der nicht. Im Anschluss an die offi­zi­el­le Über­ga­be der Urkun­de und Prä­sen­te frag­ten Dr. Schnei­der und Poli­zei­di­rek­tor Dros­te inter­es­siert nach, was bei die­sen Erleb­nis­sen beson­ders hän­gen geblie­ben ist, was man in dem Moment, wo man zur Tat schrei­tet gedacht hat und ob man noch ein­mal so reagie­ren wür­de.  Für Nico­le Rie­del war es sehr befremd­lich, wie vie­le Men­schen ein­fach an der alten Dame vor­bei­ge­fah­ren sind. „Die Frau lag da mit­ten auf der Stra­ße und die Leu­te muss­ten anhal­ten und um sie her­um­fah­ren; man­che hup­ten sogar und reg­ten sich auf, aber kei­ner hielt an um zu hel­fen“. Arndt Well­b­rock sag­te, dass er in der Sekun­de gar nicht nach­ge­dacht, son­dern ein­fach gehan­delt hat. Er sah die Tat, sprang aus dem Auto und rann­te hin­ter­her. Auch für ihn war das selbst­ver­ständ­lich und selbst jetzt, als er sich dabei doch erheb­lich ver­letzt hat­te, wür­de er es immer wie­der tun. „Im ers­ten Moment habe ich die Schmer­zen gar nicht bemerkt; ich war noch so vol­ler Adre­na­lin und Auf­re­gung, das kam erst viel spä­ter durch“. Mar­co van der Kooi sag­te ähn­li­ches. Für ihn war es eben­so selbst­ver­ständ­lich, dem Juwe­lier zu hel­fen, sei­nen Schmuck wie­der zu bekom­men. Daher rann­te er sofort los und schnapp­te sich den Dieb. „Zwei älte­re Brü­der waren ein gutes Trai­ning für eine sol­che Situa­ti­on,“ sag­te er mit einem Augen­zwin­kern. Mar­co van der Kooi freu­te sich auch sehr über den Dank und die Aner­ken­nung sei­tens des Land­ra­tes und der Poli­zei, war es doch das ers­te Dan­ke­schön, dass er für sei­ne selbst­lo­se Tat erhal­ten hat. Auch für Yan­nick Fri­cke und Lukas Mül­ler war es selbst­ver­ständ­lich zu hel­fen. Auch sie haben nicht eine Sekun­de gezö­gert, son­dern sind ein­fach los­ge­eilt. „Auch wenn man nicht immer alles nach Lehr­buch macht in einer sol­chen Situa­ti­on“ so Lukas Mül­ler, „so ist es doch wich­tig, über­haupt etwas zu tun und zumin­dest weiß ich heu­te, dass ein Seil an einem Ret­tungs­ring durch­aus Sinn macht,“ füg­te er mit einem Schmun­zeln hinzu.

 „Zivilcourage ist eine wichtige Stütze unserer Gesellschaft“

Die­se acht Men­schen haben etwas getan, was nicht für jeden selbst­ver­ständ­lich ist. Sie haben hin­ge­schaut statt weg­ge­se­hen und dort ohne zu Zögern ein­ge­grif­fen, wo Ihre Hil­fe nötig war, selbst wenn Sie sich dadurch teils selbst in Gefahr gebracht haben und sogar sel­ber ver­letzt wur­den. Für die­se nicht selbst­ver­ständ­li­che Zivil­cou­ra­ge spra­chen ihnen Land­rat Dr. Schnei­der und Poli­zei­di­rek­tor Dros­te ihre auf­rich­ti­ge Aner­ken­nung und ihren Dank aus. Die­se acht Men­schen zeig­ten, dass wir nicht nur noch eine Kul­tur des Weg­schau­ens prak­ti­zie­ren, son­dern auch noch durch­aus bereit sind, ande­ren Hil­fe und Bei­stand zu leis­ten. Zivil­cou­ra­ge ist eine wich­ti­ge Stüt­ze unse­rer Gesell­schaft. Und alle waren sich einig, sie wür­den alle jeder­zeit wie­der so han­deln, denn für sie war es selbst­ver­ständ­lich zu hel­fen und wird es auch zukünf­tig wei­ter sein.

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