Arnsberg/Sundern. Landrat Dr. Schneider und die Kreispolizeibehörde Hochsauerlandkreis haben am Mittwoch acht Bürgerinnen und Bürger ins Mescheder Kreishaus eingeladen, um sie zu ehren und ihnen Dank auszusprechen als Zeichen der Anerkennung für mutiges und selbstloses Handeln in einer besonderen Situation. Diesen acht Menschen ist gemeinsam, dass sie im letzten Jahr anderen Menschen Hilfe und Beistand geleistet haben, in einer Situation, in der sie sich teils sogar selbst einer Gefahr ausgesetzt haben, aber trotzdem ungeachtet dessen eingeschritten sind.
Ein Arnsberger und fünf Sunderner geehrt
Geladen waren Marco van der Kooi aus Arnsberg, Matthias Litzke und Nikolai Stolze aus Brilon, Yannick Fricke und Lukas Müller aus Sundern, Nicole Riedel, Arndt Wellbrock und Hubertus Keggenhoff aus Sundern. Matthias Litzke und Hubertus Keggenhoff waren an dem Tag leider verhindert. Die anderen sechs wurden von Landrat Dr. Schneider und Polizeidirektor Günter Droste im Kreishaus begrüßt. Dr. Schneider stellte anschließend die Geschehnisse dar, in denen sich die sechs besonders hervorgetan hatte und überreichte jedem von ihnen im Anschluss eine Urkunde und als kleines Präsent ein signiertes Buch des Zeichners Tomicek als Zeichen der Anerkennung.
Juwelendieb verfolgt und gestellt
Marco van der Kooi war im vergangenen Jahr einem Juwelier aus Hüsten zu Hilfe geeilt. Diesem hatte ein dreister Dieb zuvor Goldschmuck gestohlen und war damit aus dem Geschäft geflüchtet. Der Juwelier verfolgte den Täter. Als Marco van der Kooi das sah, kam er dem Juwelier ohne zu zögern zu Hilfe. Er rannte ebenfalls hinter dem Täter her, holte ihn ein, und hielt in trotz Gegenwehr bis zum Eintreffen der Polizei fest. Dank seines mutigem Einschreiten konnte die Polizei den Täter vorläufig festnehmen und dem Juwelier sein wertvoller Goldschmuck an Ort und Stelle wieder ausgehändigt werden.
Verdächtige Gestalten suchten Einbruchsobjekte
Matthias Litzke und Nikolai Stolze beobachteten im Juni 2013 zwei zwielichtige Gestalten, die durch ihr Wohngebiet in Brilon zogen, an Türen schellten und Gärten ausbaldowerten. Dieses kam ihnen sehr verdächtig vor und sie entschlossen sich, die beiden zu verfolgen und zu beobachten. Zudem verständigten sie einen benachbarten Polizisten, der zunächst Einsatzkräfte anforderte und dann die beiden Verdächtigen ansprach. Die verdächtigen Männer versuchten zunächst zu flüchten, konnten aber durch die Einsatzkräfte und einen Diensthund gestellt werden. Bei ihrer Festnahme leisteten die beiden Männer erheblichen Widerstand. Im Laufe des Einsatzes konnte auch noch ein weiterer Komplize festgenommen werden. Wie sich herausstellte, waren die Männer tatsächlich auf der Suche nach geeigneten Einbruchsobjekten. Das vorausschauende und umsichtige Verhalten der beiden jungen Männer hat dazu beigetragen, ihre Nachbarschaft sicherer zu machen. Die verdächtigen Gestalten zu verfolgen war nicht ungefährlich, trotzdem schauten sie nicht gleichgültig weg, sondern handelten.
Surfer retteten gekenterten Angler aus Sorpesee
Im Oktober 2013 kenterte auf dem Sorpesee in Sundern ein Anglerboot. Zwei Angler fielen ins Wasser. Während für den einen jede Hilfe zu spät kam, konnte der andere Mann gerettet werden. Sein Leben verdankt er dabei Yannick Fricke und Lukas Müller aus Sundern. Die beiden surften an dem Tag auf dem See, als ihnen Passanten zuriefen, dass ein Boot gekentert sei. Die beiden surften sofort zu der angegebenen Stelle und gemeinsam brachten sie den Mann an Land. Anschließend surften sie direkt zurück und suchten nach dem zweiten Angler. Der konnte allerdings erst Stunden später von Tauchern nur noch tot aus dem See geborgen werden. Ohne zu zögern und sich bei den riskanten Wetterbedingungen selbst in Gefahr bringend, schritten die beiden Sunderner ein. Für diese Rettungstat wurde ihnen an diesem Tag der aufrichtigste Dank ausgesprochen.
Handtaschenräuber überwältigt – alter Frau geholfen
An Heiligabend vergangenen Jahres raubte ein Mann einer 87-jährigen Frau in Sundern die Handtasche. Er riss sie ihr dabei so brutal vom Arm, dass die Frau auf die stark befahrene Hauptstraße stürzte und sich verletzte. Der Täter flüchtete. Arndt Wellbrock hatte die Tat aus seinem Auto heraus beobachtet, Hubertus Keggenhoff von der anderen Straßenseite aus. Auch sie handelten ohne zu zögern und verfolgten den Täter, bis sie ihn schließen stellen konnten. Der Mann wehrte sich massiv und drohte die beiden sogar umzubringen, doch unbeirrt dessen hielten sie den Räuber fest, bis die Polizei eintraf. Beide wurden bei der Verfolgung sogar verletzt. Arndt Wellbrock sogar so sehr, dass er acht Wochen krank geschrieben war. Nicole Riedel hatte die Tat ebenfalls beobachtet und eilte sofort der verletzten und geschockten Frau zu Hilfe, die noch immer auf der Straße lag. Sie half ihr hoch, beruhigte sie und leistete ihr Beistand, bis die Sanitäter sich um sie kümmern konnten. Der Frau saß der Schreck noch in den Gliedern. Ein solcher Schockzustand kann, gerade in diesem Alter, lebensbedrohlich sein. Für Nicole Riedel war es selbstverständlich, der Frau zu Hilfe zu eilen.
Helferin befremdet: „Viele sind einfach vorbeigefahren!“
Für viele andere war es das aber leider nicht. Im Anschluss an die offizielle Übergabe der Urkunde und Präsente fragten Dr. Schneider und Polizeidirektor Droste interessiert nach, was bei diesen Erlebnissen besonders hängen geblieben ist, was man in dem Moment, wo man zur Tat schreitet gedacht hat und ob man noch einmal so reagieren würde. Für Nicole Riedel war es sehr befremdlich, wie viele Menschen einfach an der alten Dame vorbeigefahren sind. „Die Frau lag da mitten auf der Straße und die Leute mussten anhalten und um sie herumfahren; manche hupten sogar und regten sich auf, aber keiner hielt an um zu helfen“. Arndt Wellbrock sagte, dass er in der Sekunde gar nicht nachgedacht, sondern einfach gehandelt hat. Er sah die Tat, sprang aus dem Auto und rannte hinterher. Auch für ihn war das selbstverständlich und selbst jetzt, als er sich dabei doch erheblich verletzt hatte, würde er es immer wieder tun. „Im ersten Moment habe ich die Schmerzen gar nicht bemerkt; ich war noch so voller Adrenalin und Aufregung, das kam erst viel später durch“. Marco van der Kooi sagte ähnliches. Für ihn war es ebenso selbstverständlich, dem Juwelier zu helfen, seinen Schmuck wieder zu bekommen. Daher rannte er sofort los und schnappte sich den Dieb. „Zwei ältere Brüder waren ein gutes Training für eine solche Situation,“ sagte er mit einem Augenzwinkern. Marco van der Kooi freute sich auch sehr über den Dank und die Anerkennung seitens des Landrates und der Polizei, war es doch das erste Dankeschön, dass er für seine selbstlose Tat erhalten hat. Auch für Yannick Fricke und Lukas Müller war es selbstverständlich zu helfen. Auch sie haben nicht eine Sekunde gezögert, sondern sind einfach losgeeilt. „Auch wenn man nicht immer alles nach Lehrbuch macht in einer solchen Situation“ so Lukas Müller, „so ist es doch wichtig, überhaupt etwas zu tun und zumindest weiß ich heute, dass ein Seil an einem Rettungsring durchaus Sinn macht,“ fügte er mit einem Schmunzeln hinzu.
„Zivilcourage ist eine wichtige Stütze unserer Gesellschaft“
Diese acht Menschen haben etwas getan, was nicht für jeden selbstverständlich ist. Sie haben hingeschaut statt weggesehen und dort ohne zu Zögern eingegriffen, wo Ihre Hilfe nötig war, selbst wenn Sie sich dadurch teils selbst in Gefahr gebracht haben und sogar selber verletzt wurden. Für diese nicht selbstverständliche Zivilcourage sprachen ihnen Landrat Dr. Schneider und Polizeidirektor Droste ihre aufrichtige Anerkennung und ihren Dank aus. Diese acht Menschen zeigten, dass wir nicht nur noch eine Kultur des Wegschauens praktizieren, sondern auch noch durchaus bereit sind, anderen Hilfe und Beistand zu leisten. Zivilcourage ist eine wichtige Stütze unserer Gesellschaft. Und alle waren sich einig, sie würden alle jederzeit wieder so handeln, denn für sie war es selbstverständlich zu helfen und wird es auch zukünftig weiter sein.