Arnsberg. Der Kunstsommer 2014 wird auf die Baustellenflut im Stadtteil Arnsberg eingehen und sich auch ein bisschen darüber lustig machen. „wir werden ein ziemliches Ausrufezeichen setzen!“ kündigt Andreas Witte vom Kulturbüro den Auftritt des niederländischen Theaters Gajes am Mittwoch, 11. August um 20.30 Uhr in der Promenade an. Mit ihrem Stück „Agora Phobia“ („Platzangst“) starten die Niederländer einen Stadtumbau Kunst. „Modern, mehrgeschossig, natürlich mit Parkdeck – und das mitten vor der Festhalle.“ Mit den spektakulären Mitteln des Straßentheaters und auch interaktiver Beteiligung des Publikums werde man „Druck aus dem Kessel lassen“. Die beliebte Veranstaltung „Promenadenmischung“ werde so in eine ganz neue Dimension geführt, sagt Witte.
Modefotos von Helmut Newton und seiner Lehrmeisterin
2014 ist aber nicht nur das Jahr der Baustellen in Arnsberg, sondern auch das Jahr der schauerlichen Erinnerungen, wie es Peter Kleine, Chef des Kulturbüros, nennt. 100 Jahre 1. Weltkrieg, 75 Jahre 2. Weltkrieg. So soll die Ausstellung „40x Yva / 40x Newton“ nicht nur Modefotografien von 1927 bis 1969 zeigen, sondern auch an alle Arten der Verfolgung erinnern. Denn Else Neuländer-Simon, als „Yva“ eine der berühmtesten Fotografinnen der Weimarer Republik, bei der der junge Helmut Newton in die Lehre ging, starb als Jüdin in einem Vernichtungslager. „Der Kunstsommer soll Spaß und Freude bringen, kann aber an solchen Dingen nicht vorbeigehen,“ sagt Peter Kleine, freut sich aber umso mehr, dass es gelungen ist, wirklich herausragende Modefotograifen aus zwei spannenden Epochen nach Arnsberg zu bekommen, die auch bestens in das diesjährige Kunstsommermotto „betörend“ passen.
Mit der Eröffnung dieser Ausstellung am Freitag, 8. August um 18 Uhr im Kloster Wedinghausen wird der nunmehr 18. Kunstsommer auch offiziell eröffnet. Betörend im Sinne von verführerisch geht es auch weiter, mit einer neuen Choreografie von Manuel Quero und ab 19 Uhr mit einem zweistündigen Konzert für alle Sinne im Klosterhof. Das Konzert von Christina Rommel heißt nicht nur Schokolade, während ihres Konzerts entsteht auch Schokolade und wird den Besuchern zum probieren gereicht.
Jeden Tag mindestens eine Ausstellungseröffnung
Der Kunstsommer reicht mit einigen seiner Ausstellungen nicht nur weit über die zehn Tage mit Workshops und Festival hinaus, er beginnt auch schon schrittweise im Vorfeld. So ist in der Woche vom 4. bis 8. August jeden Abend mindestens eine Ausstellungseröffnung angesetzt. Los geht es am Montag abend in der Sparkasse an der Clemens-August-Straße, wo die Sieger des Mediapreises des Kunstwerks in Neheim gezeigt werden. „Denn der Kunstsommer ist eine wichtige Veranstaltung für alle Arnsberger Stadtteile“, sagt Sparkassenvorstand Ernst-Michael Sittig. Weil die Stadt den Kunstsommer brauche, werde die Sparkasse ihn auch weiter als Sponsor unterstützen. Weitere Ausstellungseröffnungen folgen in der Handwerkskammer, in der Auferstehungskirche, im Sauerlandtheater, im Alten Rathaus und vor der Propsteikirche.
„Betören“ soll auch das Volksbank-Altstadtdinner, das am Samstag, 9. August sechs Stunden lang an einer langen Tafel vom Neumarkt bis zum Maximilianbrunnen zu kulinarischen Köstlichkeiten und kulturellen Genüssen einlädt. Was letztere angeht, war das gedruckte Programm des Festivals der Künste bei seiner Auslieferung bereits überholt, denn die dort angekündigte Gruppe „Wildes Holz“ kann nicht kommen. „Das haben wir aber mehr als gut kompensiert!“ sagt Andreas Witte. Auf der Bühne an der Krim steht stattdessen „CaboCubaJazz“, eine Gruppe, bei der musikalische Einflüsse aus Westafrika und der Karibik zu jazziger Weltmusik verschmelzen. Den zweiten Teil des Abends bestreitet „Vladiwoodstock“, eine Gruppe, die eine Verschmelzung von Tarantino-Soundtrack und Musik der „Leningrad Cowboys“ verspricht. Mit nachlassender Lautstärke wird anschließend ein DJ im Museumshof auflegen.
Die Bühne bleibt auch am Sonntag geöffnet und dort wie auf den Straßen während des verkaufsoffenen Sonntags wird es ein buntes Programm geben. Tanzvorführungen – unter anderem auch mit Ali Chopan und seinem fernsehbekannten „Danceroom“ -, Straßentheater und Walking Acts gehören dazu. „Jochen der Elephant“ ist eine Überraschung, die auch nicht durch ein Vorab-Foto verdorben werden soll, die „lebende Couch“ wird, so Andreas Witte „unfassbar charming“, Giovanni Gassenhauer sorgt für die italienischen Momente und auch die Kantenköppe der KLAKAG sind wieder unterwegs.
Wagners Tannhäuser und drei rothaarige Damen
Bis zum Abschluss des Kunstsommers mit dem 2. Holzmarkt am Sonntag drauf gibt es noch manche Highlights, etwa die Direktübertragung von Wagners „Tannhäuser“ aus Bayreuth ins Arnsberger Residenzkino, das damit erstmals beim Kunstsommer mitmacht. „Ein weiteres schönes Signal,“ findet Peter Kleine, der verspricht: „Da gibt es was auf die Ohren. Wagner ist in Arnsberg am livesten, wenn man nicht in Bayreuth ist.“ Partner des Kunstsommers ist auch die Literarische Gesellschaft Arnsberg, die am Donnerstag zu einer kleinen, aber feinen Veranstaltung in den Blauen Saal des Sauerlandmuseums einlädt. Drei Damen, alle intelligent, gebildet und rothaarig, werden mit Texten und Gedichten an den Arnsberger Hexenrichter erinnern.
Das gesamte Programm des Festivals der Künste im Arnsberger Kunstsommer findet sich im 48-seitigen Programmheft, das an vielen Stellen ausliegt, sowie im Internet unter www.kunstsommer-arnsberg.de