Arnsberg. „Wenn die Information fehlt, dann kommt der Shit-Storm, doch sobald man anfängt zu erklären, nimmt der Widerstand ab“, berichtet Peter Blume, stellvertretender Bürgermeister und Kulturausschussvorsitzender, von seinen Erfahrungen, seit über das für den zentralen Kreisverkehr der Neustadt ausgewählte Kunstwerk „Map“ in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Um noch einmal Erklärungen zu liefern, hatte das Kulturbüro am Freitag zusammen mit dem Künstler Aram Bartholl zu einer Pressekonferenz am Brückenplatz eingeladen.
Künstler stellt Grundfrage unseres Lebens
Der 46-jährige gebürtige Bremer und studierte Architekt ist ein weltweit renommierter Konzeptkünstler mit dem Schwerpunkt öffentlicher Raum. Seine Werke waren in Berlin, London und New York, aber auch schon 2016 beim Kunstverein Arnsberg zu sehen. Als Gastprofessor lehrte er in Kassel und Los Angeles. Seine Installation „Map“ hat er bereits 2006 begonnen und temporär an vielen Orten von Taipeh bis Tallinn gezeigt. Derzeit steht eine neun Meter hohe Version in San Francisco. Für Arnsberg wird eine an die Maße des Kreisverkehrs angepasste Skulptur von sechs Metern Höhe gefertigt und voraussichtlich zum Kunstsommer im August dauerhaft aufgestellt. „In der Skulptur steckt die Diskussion über die starken Auswirkungen der Digitalisierung, über Abhängigkeiten, über unterschiedliche Wahrheiten und Realitäten“, sagt Aram Bartholl und fügt hinzu: „Was passiert da eigentlich in unserem Leben und wie können wir damit umgehen? Diese Grundfrage soll die Skulptur haptisch erfahrbar machen.“ Dass das „A“ auch für Arnsberg stehen könne, passe gut, sei aber Zufall und nicht gezielt, so der Künstler, dem es auch nicht speziell um Google geht, auch wenn er ein – bereits historisches – Google-Symbol künstlerisch adaptiert habe.
Teiser: „Auswahlverfahren völlig transparent“
Dr. Johannes Teiser, Gründungsmitglied des Arnsberger Kunstvereins, begründete, warum der Kunstverein dieses Werk vorgeschlagen hat: „Wenn Arnsberg den Anspruch hat, Kulturstadt zu sein, dann muss auch wahrnehmbar Kultur stattfinden.“ Die Skulptur stehe für Modernität, Ästhetik und internationale Verortung. Und nach seiner persönlichen Ansicht auch für das Arnsberger Selbstbewusstsein nach dem Motto: „Sie sind hier!“ Teiser betonte zudem, dass das Auswahlverfahren „völlig transparent“ gewesen sei. Sabine Vogel, Mitglied der Jury, berichtete, dass es nur zehn Vorschläge gegeben habe. Die Entscheidung sei für die Jury nach dem Ausschlussverfahren relativ leicht gewesen und einstimmig erfolgt.
Drei Monate auf Bürgervorschläge gewartet
Kirsten Minkel, Leiterin des Kulturbüros, wundert sich, dass jetzt im Nachhinein in den Leserbriefspalten so viele Vorschläge kommen und dabei auch Namen von Künstlern ins Spiel gebracht werden, die bislang niemand gefragt habe. Dabei habe die Stadt erstmals ein Kunstwerk für den öffentlichen Raum unter aktiver Beteiligung der Bürgerschaft ausgesucht. Jeder habe Vorschläge machen können, was auch über die Medien bekannt gemacht worden sei. Aber möglicherweise sei ja die Frist von drei Monaten, in denen die Ausschreibung auf der Startseite der städtischen Homepage stand, zu kurz gewesen. Minkel sagte aber auch, dass es einige Bedingungen gegeben habe. So die technische Machbarkeit und eine relativ kurzfristige Umsetzbarkeit, die Einhaltung des Kostenrahmens von 30.000 Euro und möglichst geringe Folgekosten. Auch sei laut Beschluss des Kulturausschuss ausdrücklich kein Werk mit historischen Bezügen zu Arnsberg gewünscht gewesen, sondern eine moderne Skulptur, die ein weiterer Baustein der mit Flyer und App beworbenen Arnsberger Kunsttour sein solle. „Das ist Aram Bartholl hervorragend gelungen“, bescheinigte Peter Blume als Kulturausschussvorsitzender die gewünschte hohe Qualität.
Folgekosten gering
Der bereits im Kreisverkehr gegossene Betonsockel für die vier Tonnen schwere Skulptur muss jetzt noch weiter aushärten. Die statischen Berechnungen sind abgeschlossen, so dass in Kürze die Produktion in den Niederlanden beginnen kann. Aufgestellt werden soll das Werk in der ersten Augusthälfte. Es soll diagonal zu den beiden Verkehrsachsen stehen, so dass es aus allen vier Richtungen erkennbar ist. Der Kreisverkehr soll mit Mutterboden zu einem Hügel aufgefüllt und mit bienenfreundlichen Blühstauden bepflanzt werden. Zudem soll „Map“ von unten beleuchtet werden. „Mit etwas LED-Strom, Grünpflege und einer gelegentlichen Säuberung des Objekts sind die Folgekosten sehr gering“, so Minkel. Vor Vandalismus werde man hier, ebenso wie bei der geliebten Europablume, allerdings nicht gefeit sein.