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Kräftige Signale für die Innenstadt und Amecke

Franz-Josef-Tigges-Platz und Alte Johannesschule: Sunderns Politiker haben signalisiert, dass sie sich hier eine Einzelhandelsentwicklung vorstellen können. Aber nur, wenn sie das Konzept überzeugt und auch die Bürger Ja sagen. (Foto: oe)
Franz-Josef-Tig­ges-Platz und Alte Johan­nes­schu­le: Sun­derns Poli­ti­ker haben signa­li­siert, dass sie sich hier eine Ein­zel­han­dels­ent­wick­lung vor­stel­len kön­nen. Aber nur, wenn sie das Kon­zept über­zeugt und auch die Bür­ger Ja sagen. (Foto: oe)

Sun­dern. Bei sei­ner ers­ten Sit­zung nach der Wahl kam der Haupt- und Finanz­aus­schuss des Sun­derner Rats gleich bei zwei für die Stadt­ent­wick­lung bedeut­sa­men The­men zu ein­stim­mi­gen Ent­schei­dun­gen – und das, obwohl nun sechs statt zuvor vier Par­tei­en mit­re­den. Nur Gas­tro­no­mie und kein Hotel auf der Gas­tro­no­mie­flä­che des Regio­nal­e­pro­jekts am Ame­cker Sor­pe­see­ufer war das eine Signal, das die Poli­ti­ker gaben, die Ent­wick­lung neu­er attrak­ti­ver Ein­zel­han­dels­flä­chen im Bereich Franz-Josef-Tig­ges-Platz und Alte Johan­nes­schu­le das andere.

Detlef Lins: „Wir wollen keine Klötze!“

Nicht mehr, aber auch nicht weni­ger als Signa­le waren die ein­stim­mi­gen Beschlüs­se, die sich Bür­ger­meis­ter Det­lef Lins und sein 1. Bei­geord­ne­ter Mein­olf Kühn gewünscht hat­te, damit die Stadt­pla­ner wei­ter­ar­bei­ten kön­nen und die Inves­to­ren wis­sen, wo es lang gehen soll. Defi­ni­ti­ve Ent­schei­dun­gen wird es erst geben, wenn den Poli­ti­kern die kon­kre­ten Plä­ne vor­lie­gen und wenn beim Tig­ges-Platz auch die Bür­ger­be­tei­li­gung posi­tiv war. „Wir wol­len kei­ne Klöt­ze und der Bür­ger muss ‚Jau!‘ sagen,“ fass­te es Bür­ger­meis­ter Lins zusammen.

Gutachter spricht sich klar für Gastronomie ohne Hotel aus

Der Plan des Regionale-Projekts in Amecke.
Direkt an der neu­en Ufer­pro­me­na­de des Regio­na­le-Pro­jekts in Ame­cke liegt die Gas­tro­no­mie­flä­che, die die Stadt an einen Inves­tor ver­kau­fen kann.

Rela­tiv zügig hat­ten die Poli­ti­ker den Kom­plex Ame­cke abge­han­delt. Stadt­pla­ner Lars Ohlig stell­te das Ergeb­nis eines Gut­ach­tens vor, das ein­deu­tig fest­stell­te, dass sich ein rei­nes Gas­tro­no­mie­pro­jekt an die­ser Stel­le rech­ne, wenn denn der Betrei­ber genug Erfah­rung und Manage­ment­fä­hig­keit mit­brin­ge. „Mir fällt ein Stein vom Her­zen,“ sag­te Anto­ni­us Becker (Grü­ne),  denn einen drei- oder vier­stö­cki­gen Hotel­klotz habe er sich hier über­haupt nicht vor­stel­len kön­nen. Auch Ohlig mach­te deut­lich, dass eine Hotel­nut­zung nicht so gut in die städ­te­bau­li­chen Vor­stel­lun­gen gepasst hät­te, zumal das Ver­fah­ren durch eine not­wen­di­ge Ände­rung des Bebau­ungs­plans, der bis­her nur zwei­stö­cki­ge Bebau­ung zulässt, um min­des­tens sechs bis neun Mona­te ver­zö­gert wür­de. Bür­ger­meis­ter Det­lef Lins ver­wies auf einen inter­es­san­ten finan­zi­el­len Aspekt des Gut­ach­tens. Die Hotel­nut­zung, die der Gut­ach­ter auch für mach­bar hält, bräch­te der Stadt beim Ver­kaufs­er­lös allen­falls ein Plus im fünf­stel­li­gen Bereich. Das sei es nicht wert, an die­se Stel­le einen Kubus zu plat­zie­ren, sag­te Lins. Über den Preis, der nach Mei­nung des Gut­ach­ters für das rund 2500 Qua­drat­me­ter gro­ße Grund­stück in bes­ter See­la­ge („Son­ne bis abends um 9“) vor­aus­sicht­lich zu erzie­len ist, wur­de in nicht­öf­fent­li­cher Sit­zung infor­miert. Das Geld soll das Mil­lio­nen­loch im Stadt­sä­ckel, das nach der Insol­venz der Stadt­mar­ke­ting-Toch­ter durch not­wen­di­ge Grund­stücks­käu­fe ent­stand, zumin­dest teil­wei­se wie­der stopfen.

Schon 2015 könnte Objekt realisiert werden

Die Ver­wal­tung wird nun über die Som­mer­fe­ri­en ein Expo­sé fer­tig­stel­len, das Ende August von der Poli­tik abge­seg­net und dann mög­li­chen Inves­to­ren, die Refe­ren­zen vor­le­gen müs­sen, zur Ver­fü­gung gestellt wer­den soll. Etwa drei Mona­te spä­ter sol­len die Plä­ne einer Jury vor­ge­legt wer­den, bevor der Rat ent­schei­det, an wen ver­kauft und wie gebaut wird. Im Jahr 2015 könn­te das Objekt dann rea­li­siert wer­den, das sich wohl nicht weni­ge der Poli­ti­ker wie das erfolg­rei­che R‑Café am Ruhr­tal­Rad­weg in Neheim vorstellen.

Meinolf Kühn: „Später als fünf vor zwölf!“

Etwas schwe­rer taten sich die Poli­ti­ker beim The­ma Innen­stadt­ent­wick­lung, vor allem, weil der Franz-Josef-Tig­ges-Platz und die Alte Johan­nes­schu­le ein emo­tio­nal stark besetz­tes The­ma sind. Ein Signal, dass man sich die Ent­wick­lung eines Ein­kaufs­zen­trums unter Ein­be­zie­hung die­ser und ande­rer städ­ti­scher Flä­chen vor­stel­len könn­te, hat­te bereits im Febru­ar der Pla­nungs­aus­schuss bei nur einer Ent­hal­tung gege­ben. Doch Bür­ger­meis­ter und 1. Bei­geord­ne­ter woll­ten unbe­dingt ein Signal auch von den neu gewähl­ten Poli­ti­kern. Mein­olf Kühn mach­te es dra­ma­tisch. „Es ist spä­ter als fünf vor zwölf!“ sag­te er und ver­wies dar­auf, das Bür­ger­meis­ter und 1. Bei­geord­ne­ter die Vor­la­ge zusam­men unter­schrie­ben haben: „Das ist kei­ne Sach­be­ar­bei­ter­no­te, das ist ein appel­la­ti­ver Vor­gang.“ Det­lef Lins schlug in die­sel­be Ker­be. Nicht nur Inves­to­ren war­te­ten auf ein Signal, son­dern auch Filia­lis­ten auf der Fuß­gän­ger­zo­ne, die sonst auf dem Absprung sei­en. Und auch die pri­va­ten Eigen­tü­mer und deren Sin­nes­wan­del führ­te er ins Feld. Obwohl anfangs dage­gen, sei­en sie – abge­se­hen von einem – inzwi­schen so weit, dass es ihnen nicht schnell genug los­ge­hen könnte.

Gemeinsame Bauchschmerzen bei SPD und CDU

Doch die Poli­ti­ker zeig­ten sich skep­tisch, arg­wöhn­ten, dass sie nicht nur den Febru­ar-Beschluss bestä­ti­gen, son­dern einen Schritt wei­ter gehen soll­ten, fürch­te­ten, dass die Ent­wick­lung nicht mehr rück­hol­bar sein könn­te, auch wenn Mein­olf Kühn dies vehe­ment beteu­er­te. Er sei sich mit sei­nem Gegen­über fast schon erschre­ckend einig, sag­te CDU-Frak­ti­ons­chef Ste­fan Lan­ge in Rich­tung SPD-Frak­ti­ons­chef Micha­el Ste­che­le und teil­te des­sen „Bauch­schmer­zen“, über ein so  zen­tra­les Gebäu­de zu befin­den, ohne ein Kon­zept zu sehen. Andre­as Bah­de (WiSu) hielt es gar für den grund­sätz­lich fal­schen Weg, abzu­stim­men, bevor die Bür­ger gefragt wor­den sei­en. Die Bür­ger­be­tei­li­gung ist, wie Lins bekannt gab, für den 26. August um 19 Uhr vor­aus­sicht­lich im „Tag­werk“ in Form eines Werk­statt­ge­sprächs geplant. Anto­ni­us Becker (Grü­ne) sag­te, dass er sich bereits im Febru­ar ent­hal­ten habe und seit­dem Tag für Tag weni­ger vor­stel­len kön­ne, auf Tig­ges­platz und Johan­nes­schu­le zu ver­zich­ten. Hanns-Rüdi­ger Feh­ling dage­gen fand die neue Dis­kus­si­on recht über­flüs­sig: „Wir waren doch schon dafür.“ Am Ende waren sich dann alle einig. Der Bür­ger­meis­ter füg­te in den Beschluss­vor­schlag einen Neben­satz ein, dass die vor­ge­leg­ten Pla­nun­gen über­zeu­gen und die Bür­ger­be­tei­li­gung posi­tiv sein müs­se. Und Ste­fan Lan­ge ver­si­cher­te unwi­der­spro­chen: „Die­ses Gre­mi­um wird sich kei­nen ver­nünf­ti­gen Kon­zep­ten verschließen.“

Rüdiger Laufmöller stellv. Ausschussvorsitzender

Einen drit­ten ein­stim­mi­gen Beschluss hat­te es gleich zu Beginn der Sit­zung gege­ben. Auf Vor­schlag der CDU wur­de der frü­he­re stellv. Bür­ger­meis­ter Rüdi­ger Laufmöl­ler ein­stim­mig zum stell­ver­tre­ten­den Vor­sit­zen­den des Haupt- und Finanz­aus­schus­ses gewählt. Bür­ger­meis­ter Det­lef Lins mach­te ihm aller­dings wenig Hoff­nung auf Ein­fluss­nah­me. In den letz­ten fünf Jah­ren sei sein Ver­tre­ter allen­falls mal bei einer Toi­let­ten­pau­se zum Zuge gekommen.

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