Arnsberg. Die Podiumsdiskussion zum Thema Familie und Beruf, zu der die Frauen Union der CDU Arnsberg eingeladen hatte, brachte sehr unterschiedliche Bedürfnisse und Perspektiven zu Tage.
Nicola Berkhoff, die den Verband der Alleinerziehenden vertrat, machte deutlich, dass viele Mütter und Väter darauf angewiesen seien, ihre Kinder rund um die Uhr betreuen lassen zu können. „Eine alleinerziehende Mutter, die eine niedrig qualifizierte Arbeit verrichtet, kann aus finanziellen Gründen gar nicht anders, als ganztags zu arbeiten. Oftmals haben diese Personen zudem einen Job, der im Schichtbetrieb läuft.“
Dem hielt Johannes Huxol, Vorstandsmitglied bei Trilux, entgegen, dass in seiner Firma Rücksicht auf junge Eltern genommen werde. „Wir unterstützen ausdrücklich junge Familien, indem wir flexible Arbeitszeiten und Homeoffice anbieten. Bei uns herrscht die Auffassung, dass eine Aufgabe erledigt werden muss und nicht, dass der Arbeitnehmer acht Stunden im Büro sitzt. Wichtig ist das Resultat, nicht der Zeitaufwand. Der Architekt Sascha Walenta unterstrich, dass Unternehmer in der heutigen Zeit sehr flexibel auf die Wünsche der Arbeitnehmer reagieren müssten, damit sie qualifizierte Facharbeiter halten könnten. Er und seine Mitarbeiter wären ständig auf der Suche nach Lösungen, die es jungen Eltern ermöglichten, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen.
Eine andere Meinung vertrat Anette Bunse. Das ehemalige Mitglied des Düsseldorfer Landtages betonte, dass sehr viele Frauen viel lieber zu Hause bei den Kindern bleiben möchten, statt dem Job nachzugehen. „Deshalb muss sich Politik etwas einfallen lassen, damit diese Eltern unterstützt werden. Es kann und darf nicht sein, dass Millionen in den Ausbau von Kindertagesstätten fließen und die Familien, die die Erziehungsarbeit zu Hause leisten wollen, leer ausgehen.“ Auf die Frage, wie man ein solches Modell finanzieren könne, meinte sie: „Wenn sich mehr Eltern dazu entschließen würden, ihr Kind zu Hause zu betreuen, ließe sich viel Geld bei den Kindertagesstätten sparen.“ Diese Haltung erhielt später im Gespräch mit den knapp 50 Zuhörern Zustimmung. „Die Familienarbeit muss wertgeschätzt werden“, meinte eine Mutter. „Heute muss man sich doch dafür schon rechtfertigen, wenn man nach der Geburt des Kindes länger als ein Jahr zu Hause bleibt“, ergänzte eine andere. Aber auch in diesem Punkt zeigte sich die Zwiespältigkeit des Themas. „Vor allem in ländlichen Gebieten wirst du schief angeguckt, wenn du nach einem Jahr schon wieder arbeitest“, erwiderte eine Zuhörerin.
Anne Deimel, Vorstandsmitglied im Verband Bildung und Erziehung in NRW, brachte einen zusätzlichen Aspekt ins Spiel. Ihr Fokus lag auf den Grundschulkindern, die aus mehreren Gründen heutzutage viel mehr gefördert werden müssten. „Gerade, wenn Eltern, aus welchen Motiven auch immer, zu Hause nicht mehr die Zeit haben, sich intensiv um das Kind zu kümmern, ist es umso wichtiger, dass die Beziehungsebene im außerfamiliären Bereich funktioniert. Und deshalb ist es von zentraler Bedeutung, Grundschulen und somit Grundschüler zu stärken. Das kann nur klappen, wenn genügend Lehrer eingesetzt werden, die die vielfältigen Charaktere erkennen, darauf eingehen und somit fördern.“
„Die Podiumsdiskussion zeigte, dass in Bezug auf das Leben und die Gestaltung der Familie sehr unterschiedliche Vorstellungen herrschen, die gleichberechtigt nebeneinander stehen wollen“, so Gisela Wilms, die Vorsitzende der Frauen-Union Arnsberg. „Hier ist sowohl die Politik als auch die Wirtschaft und insgesamt die Gesellschaft gefragt, die verschiedenen Modelle zu ermöglichen, da sich eine Wertung verbietet. Alle Lebensformen haben eine Daseinsberechtigung.“
Die Moderatorin Elke Drepper-Cramer stellte am Schluss die Frage, wo die Teilnehmer die Familie in der Zukunft sehen. Die Antworten lauteten: Die Familie soll individueller und flexibler gestaltet werden können. Sie soll selbstbewusster sein, weiterhin als Basis der Gesellschaft dienen und kein Armutsrisiko darstellen.