- Blickpunkt Arnsberg-Sundern-Meschede - https://www.blickpunkt-arnsberg-sundern-meschede.de -

Konjunkturklima nahe am Allzeithoch

Ergebnis der IHK-Konjunkturumfrage zu Jahresbeginn 2014. (Grafik IHK Arnsberg)
Ergeb­nis der IHK-Kon­junk­tur­um­fra­ge zu Jah­res­be­ginn 2014. (Gra­fik IHK Arnsberg)

Arnsberg/Körbecke. Strah­lend lag die Win­ter­son­ne über dem Möh­ne­see, als die IHK Arns­berg am See­ufer in Körb­ecke ihre aktu­el­le IHK-Kon­junk­tur­um­fra­ge vor­stell­te. „Genau­so freund­lich wie das Wet­ter sind auch die Kon­juk­tur­aus­sich­ten am Hell­weg und im Sau­er­land“, sag­te IHK-Prä­si­dent Ralf Kers­t­ing, der die Umfra­ge­er­geb­nis­se zusam­men mit Unter­neh­mer­kol­le­gen und der IHK-Geschäfts­füh­rung vor­stell­te. Sowohl die Ein­schät­zung der aktu­el­len Wirt­schafts­la­ge als auch die Erwar­tun­gen hät­ten sich bei den hei­mi­schen Unter­neh­mern nach einer klei­nen Del­le im zwei­ten Halb­jahr 2013 wei­ter auf­ge­hellt, sag­te Kers­t­ing. Aller­dings sehe die Wirt­schaft auch Risi­ko­fak­to­ren vor allem am poli­ti­schen Him­mel und die Ergeb­nis­se sei­en auch nach Bran­chen unterschiedlich.

Umfrage der IHK Arnsberg: „Ein Schnäpschen besser als bundesweit“

Präsentieren die IHK-Konjunkturumfrage: Hauptgeschäftsführerin Ilona Lange sowie von links Präsident Ralf Kersting, Vizepräsident Bernd Häger sowie Reinhold J. Lehde und Carlheinz Torley, beide Mitglieder der IHK-Vollversammlung. (Foto: oe)
Prä­sen­tie­ren die IHK-Kon­junk­tur­um­fra­ge: Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin Ilo­na Lan­ge sowie von links Prä­si­dent Ralf Kers­t­ing, Vize­prä­si­dent Bernd Häger, Rein­hold J. Leh­de und Carl­heinz Tor­ley, bei­de Mit­glie­der der IHK-Voll­ver­samm­lung. (Foto: oe)

Rund 92 Pro­zent der hei­mi­schen Betrie­be sehen ihre der­zei­ti­ge Lage als gut oder befrie­di­gend, rund 91 Pro­zent erwar­ten unver­än­der­te oder bes­se­re Geschäf­te im Jahr 2014, berich­te­te der stellv. IHK-Haupt­ge­schäfts­füh­rer Ralf A. Hueß. „Das ist sogar noch ein Schnäps­chen mehr als bun­des­weit.“ Die Gra­fik zum Kon­junk­tur­kli­ma­in­dex spre­che für sich selbst, so Hueß wei­ter, das All­zeit­hoch von vor drei Jah­ren sei fast wie­der erreicht. Hueß erläu­ter­te auch, dass die­se Kon­junk­tur­um­fra­ge für die Arbeits­plät­ze von gut zwei Drit­tel aller sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäf­tig­ten rele­vant sei, also für 126.000 Arbeits­plät­ze in den Krei­sen Hoch­sauer­land und Soest.

Mausetote Märkte gewinnen neues Vertrauen

Kon­ti­nu­ier­li­che Ver­bes­se­run­gen und wach­sen­de Zuver­sicht sieht die Umfra­ge auch bei den Export­erwar­tun­gen der Unter­neh­mer. Über 87 Pro­zent der Befrag­ten erwar­ten hier unver­än­der­te oder bes­se­re Geschäf­te. Dazu bei­getra­gen habe, so Hueß, eine uner­war­tet deut­li­chen Erho­lung in den USA, auch wenn es noch wich­ti­ge Märk­te gebe, die Sor­gen machen, etwa die Tür­kei. In ande­re euro­päi­sche Märk­te wie Spa­ni­en und Ita­li­en, „die mau­se­tot waren“, wach­se das Ver­trau­en auch wie­der, so Ralf Kersting.

Industrie investiert – Einzelhandel hält sich zurück

In nicht ganz so hel­len Far­ben müs­se er die Inves­ti­ti­ons­ab­sich­ten der Unter­neh­mer dar­stel­len, sag­te Hueß. Unterm Strich wer­de 2014 mehr inves­tiert und die Indus­trie wer­de als wich­tigs­ter Inves­tor vor­weg­ge­hen, doch von einer Inves­ti­ti­ons­of­fen­si­ve kön­ne er nicht spre­chen. Vor allem im Ein­zel­han­del sind es unterm Strich über 40 Pro­zent der Betrie­be, die weni­ger inves­tie­ren wol­len. Im Lebens­mit­tel­ein­zel­han­del und bei den Bau­märk­ten sei eine Sät­ti­gung erreicht, erklär­te Carl­heinz Tor­ley, Mit­glied der IHK-Voll­ver­samm­lung und Bau­stoff­händ­ler aus Soest.

„Energiekosten sind das beherrschende Risiko“

IHK-Präsident Ralf Kersting. (Foto: IHK)
IHK-Prä­si­dent Ralf Kers­t­ing. (Foto: IHK)

In Sachen Inves­ti­tio­nen berich­te­te der IHK-Prä­si­dent, selbst Chef eines jahr­hun­der­te­al­ten Fami­li­en­be­triebs in Ols­berg, von den Pro­ble­men fami­li­en­ge­führ­ter Unter­neh­men, die stets schon für die nächs­te Gene­ra­ti­on mit­den­ken. Eine anste­hen­de Inves­ti­ti­on von 10 Mio. Euro für eine ener­gie­in­ten­si­ve Anla­ge berei­te ihm schlaf­lo­se Näch­te. Denn nie­mand wis­se, wo der Strom­preis in zehn Jah­ren lie­ge, Inves­ti­tio­nen sei­en aber auf 25 Jah­re ange­legt. So ste­hen denn die Ener­gie- und Roh­stoff­kos­ten bei den Risi­ken, die die hei­mi­schen Unter­neh­mer sehen, unan­ge­foch­ten an der Spit­ze. „Für drei von vier Unter­neh­men sind die Ener­gie­kos­ten das beherr­schen­de Risi­ko“, so Hueß. Finan­zie­run­gen oder das Wech­sel­kurs­ri­si­ko spiel­ten dage­gen nur noch eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le. Auch der Inlands­ab­satz mache weni­ger Sor­gen, sei bei anhal­tend guter Nach­fra­ge als Risi­ko­fak­tor von Platz 2 auf Platz 5 abge­sackt. Auch der Fach­kräf­te­man­gel spie­le, so Hueß, bei die­ser auf kurz­fris­ti­ge Erwar­tun­gen ange­leg­ten Umfra­ge kei­ne über­ra­gen­de Rol­le, das wäre bei einer Sicht auf 10 oder 20 Jah­re sicher anders. Auf Platz 2 der Risi­ko­fak­to­ren haben sich inzwi­schen die wirt­schafts­po­li­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen emporgearbeitet.

„Familienunternehmer braucht Planungssicherheit“

Hier beklagt Ralf Kers­t­ing ein Über­maß an Rege­lun­gen. Der neu­en Gro­ßen Koali­ti­on gesteht er eine gewis­se Zeit zu, sich die Hör­ner abzu­sto­ßen. Doch dann for­dert er Pla­nungs­si­cher­heit für Unter­neh­men, die Inves­ti­tio­nen in den Stand­ort Deutsch­land mög­lich machen. Dabei sprach er auch die Teil­be­frei­ung bei den Strom­kos­ten an, die im IHK-Gebiet nur sehr, sehr weni­ge Betrie­be betref­fe. Letzt­lich brin­ge hier eine Ent­schei­dung gegen die Teil­be­frei­ung auch Pla­nungs­si­cher­heit. Dann wür­den aber auch gewis­se Pro­duk­tio­nen in Deutsch­land nicht mehr statt­fin­den, weil die Strom­kos­ten die gerin­gen Umsatz­ren­di­ten auf­fres­sen würden.

„Mindestlohn in Baubranche hat die Hilfsjobs verschwinden lassen“

Das The­ma Min­dest­lohn spie­le für die Unter­neh­men bei der IHK Arns­berg kei­ne wesent­li­che Rol­le, so Kers­t­ing wei­ter. Er per­sön­lich sei aller­dings gespannt, wie sich der deut­sche Käu­fer ent­schei­de, wenn er im Mai fai­ren deut­schen Spar­gel zum Preis x und grie­chi­schen oder spa­ni­schen Spar­gel zum Preis y ange­bo­ten bekom­me. Rein­hold Lade, Bau­un­ter­neh­mer aus Soest und Mit­glied der IHK-Voll­ver­samm­lung, berich­te­te von den Erfah­run­gen mit 15 Jah­ren Min­dest­lohn in der Bau­bran­che. Dort sei­en die Arbeits­plät­ze für die „nicht so sehr qua­li­fi­zier­ba­ren Beschäf­tig­ten“ prak­tisch völ­lig ver­schwun­den und durch Inge­nieur­lö­sun­gen ersetzt wor­den. Der Auf­bau eines Gerüst, der frü­her eine Woche dau­er­te, sei heu­te in einem hal­ben Tag High-Tech-Arbeit erle­digt. Die Hilfs­jobs sei­en hier abge­schafft, das ver­ges­se die Poli­tik oft.

„Milliarden aus der Maut müssen im Straßenbau ankommen“

Zum The­ma Arbeits­plät­ze äußer­te sich auch IHK-Vize­prä­si­dent Bernd Häger, Spe­di­teur aus Best­wig. Denn sei­ne Bran­che, der Güter­trans­port, fällt bei den Beschäf­ti­gungs­ab­sich­ten aus dem Rah­men. Ins­ge­samt wol­len 89 Pro­zent der Betrie­be ihre Beschäf­tig­ten­zahl unver­än­dert hal­ten oder sogar zule­gen. Im Trans­port­ge­wer­be dage­gen zeigt der Bal­ken deut­lich nach unten. Das lie­ge am feh­len­den Nach­wuchs, so Häger. Jedes Jahr feh­len der Bran­che 10.000 neue Fah­rer, inzwi­schen sei­en 38 Pro­zent der Fah­rer älter als 50 Jah­re. Hier müs­se drin­gend etwas pas­sie­ren, um den Beruf attrak­ti­ver zu machen. Häger beklag­te auch, dass den zwangs­läu­fi­gen Inves­ti­tio­nen in neue Euro-6-Lkws noch kei­ne Ver­güns­ti­gun­gen bei der Lkw-Maut gegen­über­ste­hen. Grund­sätz­lich sei die Bran­che aber für die Maut. Die Mil­li­ar­den müss­ten nur wie­der im Stra­ßen­bau ankom­men. Auch Kol­le­ge Rein­hold Leh­de beklag­te, dass Stra­ßen nicht gebaut wer­den, weil die Pla­nun­gen nicht fer­tig sind. Dass es der Bau­bran­che der­zeit nicht schlecht gehe, kön­ne jeder sehen, der umher­fah­re, sag­te der Bau­un­ter­neh­mer. Nur im öffent­li­chen Sek­tor fin­de so gut wie nichts mehr statt.

„Wir werden die schlechteste Landstraße küren!“

2014.02.05.Logo.IHKDas The­ma Stra­ßen wird die IHK im Jahr 2014 wei­ter beschäf­ti­gen. IHK-Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin Ilo­na Lan­ge kün­dig­te eine groß­an­ge­leg­te Pro­test­ak­ti­on an: “ Wir wer­den die schlech­tes­te Land­stra­ße küren!“

Beitrag teilen