Sundern. Ralph Brodel trat eine schwere Aufgabe an, als er 2015 Bürgermeister wurde. Die meisten Baustellen, die die Stadt bis heute beschäftigen, hat er von seinen CDU-Vorgängern Wolf und Lins geerbt, die über Sundern und seine Ortsteile einen dichten Filz gebreitet haben. Bis heute hat er jedoch keines dieser Probleme gelöst, nichts aufgeräumt, keine Transparenz und Bürgerbeteiligung geschaffen, wie er es versprochen hatte. Im Gegenteil: Er hat es noch schlimmer gemacht. Ein Kommentar von Ludwig Greven.
Seit 15 Jahren Widerstand und Vorbehalte
Vorläufiger Höhe- und Endpunkt ist der Ferienpark Amecke. Seit den ersten Planungen vor mehr als 15 Jahren gab und gibt es Widerstand und Vorbehalte nicht nur von Anwohnern, sondern in der ganzen Stadt gegen dieses völlig überdimensionierte Projekt, dessen Sinn für Sundern äußerst zweifelhaft ist. Im vergangenen September ergab sich die einmalige Chance für die Stadt, das Gelände für einen sehr geringen Preis aufzukaufen und es in Eigenregie in wesentlich kleinerem Umfang für nachhaltigen Tourismus oder andere Zwecke zu nutzen. Hätte Brodel diese Gelegenheit entschlossen ergriffen, stünde er jetzt als Held da, nicht als Depp.
Es mag sein, dass Brodel und seine Verwaltung von den undurchsichtigen Verkäufern tatsächlich hinters Licht geführt wurden. Vieles spricht allerdings dagegen. Spätestens jedoch, als die niederländischen und belgischen Bodenspekulanten Anfang Januar bei der Stadt wegen deren möglichen Vorkaufsrechs anfragten, hätten bei ihm die Alarmglocken schrillen müssen, und hätte er den Rat und die Öffentlichkeit umgehend unterrichten müssen. Und auch nach dem Verkauf an die Helma AG hätte die Stadt noch zwei Monate Zeit gehabt, über das Vorkaufsrecht zumindest zu versuchen Einfluss auf den Deal und die Gestaltung der Feriensiedlung zu nehmen.
Stattdessen hat der Bürgermeister wie üblich die Dinge treiben lassen. Die Offerte der unter sich zerstrittenen Niederländer und Belgier wurde geprüft und geprüft, bis es zu spät war und die Spekulanten an ein Bauunternehmen verkauften, das wahrscheinlich wesentlich mehr bot. Nun liegt das Kind im Brunnen.
Von Anfang an keine Ahnung
Es rächt sich ein weiteres Mal, dass Brodel von Anfang an keine Ahnung hatte, weder von Verwaltung, Politik, Baurecht, Kulturförderung noch von irgendetwas außer Eigen-PR, und keine Vorstellungen für die Entwicklung der Innenstadt, der dortigen Geschäfte, des Tourismus, der lokalen Unternehmen und der Umwelt entwickelte. Und dass er bis heute offenkundig nichts dazugelernt und sich die falschen Leute geholt hat.
Er ist jedoch nicht allein verantwortlich: SPD, FDP, Grüne, Linke und die Bürger für Sundern haben ihn 2015 ausgesucht, wissend von seiner fehlenden Erfahrung, und ihm ins Amt verholfen. Sie und die CDU haben seitdem viel zu wenig unternommen, ihm zur Seite zu stehen oder – da er dazu nicht bereit war – selbst das Heft in die Hand zu nehmen und politisch zu gestalten. Stattdessen haben auch sie tätig oder untätig an einem Debakel nach dem anderen mitgewirkt.
Nun sind und werden Fakten geschaffen: Am Tiggesplatz wird ein stumpfer riesiger Drogerieladen mit Altenwohnungen gebaut; von einem Kultur- und Musikzentrum rund um die alte Johannes-Schule ist keine Rede mehr. In Amecke sollen nicht 250, sondern jetzt sogar 350 Ferienwohnungen drrichtet werden, ohne jede touristische Infrastruktur. In Langscheid will ein Investor die Klinik erweitern und andere Investoren am ehemaligen Seehof teure Eigentumswohnungen in bester Seelage bauen. Undundund. Traurige Bilanz eines verpassten Neuanfangs.
Bürgerinitiative gegen die Ferien-Rolladensiedlung lebt wieder auf
Im September werden ein neuer Rat und ein neuer Bürgermeister gewählt. Der Wahlkampf wäre eine gute Gelegenheit, über all das öffentlich zu diskutieren und die möglichen Nachfolger Te Pass von der CDU und Willecke von den Grünen zu fragen, was sie denn anders machen und wie sie die Fehler von Brodel und seiner Vorgänger reparieren wollen. Die Bürger und Bürgerinnen haben es in der Hand. Wenn der Bürgermeister, die Verwaltung und der Rat schon pennen, müssen sie selbst Druck machen. In Amecke lebt die Bürgerinitiative gegen die Ferien-Rolladensiedlung wieder auf. Die daraus entstandene WiSu mit ihrem rührigen Vorsitzenden Hans Klein fordert eine Sondersitzung des Rats, um den Bebauungsplan für den Ferienpark aufzuheben. Die anderen Fraktionen müssen nun zeigen, ob sie nur mosern oder ob sie endlich aktiv werden.
Tröstlich immerhin: Die neue Eigentümerin des Ferienparkgeländes ist – anders als die bisherigen Besitzer – ein seriöses Bauunternehmen. Ihr Geschäftsführer zeigt sich gesprächsbereit. Auch diese Chance sollten die Stadt und ihre Bürger ergreifen.
2 Antworten
Der Sunderaner
Auf den Punkt gebracht.
Danke für die Darstellung Herr Greve.