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Knorpeltransplantation kann künstliches Kniegelenk verhindern

Exper­te zum The­ma: Pro­fes­sor Dr. med. Sebas­ti­an Seitz, Chef­arzt der Kli­nik für Ortho­pä­die am Kli­ni­kum Hoch­sauer­land, Stand­ort Mari­en­hos­pi­tal, Tel. 02932 870–242801. (Foto: Kli­ni­kum Hochsauerland)

Arns­berg. Schmer­zen­de Knie­ge­len­ke sind kein Pro­blem, dass nur älte­re Men­schen betrifft. „Bei Spie­ge­lun­gen des Knie­ge­lenks fin­den wir oft Knor­pel­schä­den. Die­se kön­nen durch Ver­schleiß, Unfäl­le oder extre­me Belas­tun­gen, bei­spiels­wei­se im Frei­zeit­sport oder durch Über­ge­wicht, ent­ste­hen. Dies ist auch bei jün­ge­ren Men­schen nicht sel­ten“, sagt Pro­fes­sor Dr. med. Sebas­ti­an Seitz, Chef­arzt der Kli­nik für Ortho­pä­die am Kli­ni­kum Hoch­sauer­land, Stand­ort Marienhospital.

Ein­mal zer­stör­ter Knor­pel kann sich bei Erwach­se­nen von allein aber nur sehr begrenzt rege­ne­rie­ren. Nicht sel­ten bemer­ken die Betrof­fe­nen anfangs noch nicht, dass ihr Knor­pel geschä­digt ist. Dabei kön­nen bereits begrenz­te anfäng­li­che Knor­pel­schä­den eine Ket­te von Reak­tio­nen aus­lö­sen, die einen wei­te­ren Abbau des Knor­pel­ge­we­bes nach sich zie­hen und im schlimms­ten Fall den Ein­satz eines künst­li­chen Knie­ge­lenks erfor­der­lich machen. Ziel muss es daher sein, Knor­pel­de­fek­te, die bei­spiels­wei­se durch sport­li­che Ver­let­zun­gen auf­tre­ten kön­nen, früh­zei­tig zu erken­nen und zu behan­deln, um wei­te­re Schä­den am Gelenk zu verhindern.

Körpereigener Knorpel als Ersatz

Bei klei­ne­ren umschrie­be­nen Knor­pel­de­fek­ten besteht die Mög­lich­keit neu­en Knor­pel im Gelenk wach­sen zu las­sen. „Bei der soge­nann­ten Mikro­frak­tu­rie­rung wer­den im Rah­men einer Gelenk­spie­ge­lung schad­haf­te Knor­pel­tei­le ent­fernt und in den dar­un­ter lie­gen­den Kno­chen klei­ne Löcher gebohrt. Zusätz­lich kann eine spe­zi­el­le Matrix aus Kol­la­gen­fa­sern auf den Defekt fixiert wer­den. Mit dem aus­tre­ten­den Blut sam­meln sich Stamm­zel­len in der Matrix, die dort ein knor­pel­ähn­li­ches Gewe­be bil­den. Eine ande­re Mög­lich­keit ist es, den Defekt durch Kno­chen-Knor­pel-Zylin­der, die aus einer unbe­las­te­ten Regi­on des Gelen­kes ent­nom­men wer­den, zu decken. Bei grö­ße­ren Defek­ten (>4 cm²) sto­ßen bei­de Ver­fah­ren aber an ihre Gren­zen“, infor­mier­te Pro­fes­sor Seitz.

ACT: Transplantation eigener Knorpelzellen

In der Kli­nik für Ortho­pä­die am Kli­ni­kum Hoch­sauer­land Stand­ort Mari­en­hos­pi­tal in Arns­berg hat man seit eini­ger Zeit gute Erfah­run­gen damit gemacht, etwas grö­ße­re Knor­pel­de­fek­te durch die Trans­plan­ta­ti­on von kör­per­ei­ge­nen Knor­pel­zel­len zu decken, die soge­nann­te auto­lo­ge Chon­dro­zy­ten Trans­plan­ta­ti­on (ACT). Bei die­ser Metho­de wer­den in einem ers­ten Ein­griff in Schlüs­sel­loch­tech­nik (Arthro­sko­pie) gesun­de Knor­pel­zel­len aus einer weni­ger belas­ten­den Gelenk­re­gi­on ent­nom­men. Anschlie­ßend wer­den in Spe­zi­al­la­bors die Knor­pel­zel­len aus der Knor­pel­sub­stanz her­aus­ge­löst und ver­mehrt. Eine aus­rei­chen­de Anzahl Zel­len wer­den dann auf eine Matrix gesät, auf der die Zel­len eine neue Knor­pel­sub­stanz bil­den, die dem ori­gi­nä­ren Knor­pel sehr nahe­kommt. In einem zwei­ten ope­ra­ti­ven Ein­griff wird das Pro­dukt über einen klei­nen Haut­schnitt in den Defekt trans­plan­tiert. „Da die Tei­lungs­fä­hig­keit der Knor­pel­zel­len mit zuneh­men­dem Lebens­al­ter abnimmt, ist das Ver­fah­ren ins­be­son­de­re für jün­ge­re Men­schen inter­es­sant. Der gro­ße Vor­teil der ACT ist, dass die Eigen­schaf­ten des neu­ge­bil­de­ten Knor­pels den ande­ren bis­he­ri­gen Ver­fah­ren über­le­gen ist, ins­be­son­de­re bei der Behand­lung etwas grö­ße­rer Defek­te“, so Pro­fes­sor Seitz.

 

 

 

 

 

(Quel­le: Kli­ni­kum Hochsauerland)

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