Stockum. Die Grundsatzentscheidung ist gefallen. In Stockum kann an der Ecke Esperantostraße/Rönkhauser Straße ein Netto-Markt mit 800 Quadratmeter Verkaufsfläche und Backshop gebaut werden. Das beschloss der Fachausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Infrastruktur mit acht Stimmen von CDU und FDP gegen sechs Stimmen von SPD, WISU und Grünen bei einer Enthaltung. Damit wird der neue Markt die im aktualisierten Einzelhandelsgutachten als Obergrenze empfohlenen 550 Quadratmeter Verkaufsfläche für Nahrungs- und Genussmittel um 130 Quadratmeter überschreiten.
Jetzt kommen Bebauungsplan und Verkehrsplanung
Mit der Entscheidung steht bisher allerdings nur die Größe des Projekts fest, über Form und Lage des Gebäudes wie auch über Fragen des Schall- und Sichtschutzes für die Anwohner wird erst im jetzt folgenden Bebauungsplanverfahren entschieden. Auch die Erschließungsfrage ist noch nicht endgültig geklärt. Eine zusätzliche Linksabbiegespur auf der L 686 aus Richtung Sundern gehört zur Planung, Gespräche hat Straßen.NRW allerdings zurückgestellt, bis die Grundsatzentscheidung über die Größe des Objekts gefallen ist. Auf die Frage der Grünen, ob denn beim Straßenbau Kosten auf die Stadt Sundern zukommen könnten, antwortete der Beigeordnete Meinolf Kühn, er gehe davon aus, dass das kein Akt der Stadt Sundern sein werde, sondern der Betreiber und Initiatoren.
Jahrelange Bemühungen ohne Ergebnis
Kühn berichtete dem Ausschuss auch von jahrelangen intensiven Bemühungen um die Ansiedlung eines Geschäfts mit anderer Größenordnung. Als der erste Bauantrag von Netto kam, sah das Einzelhandelsgutachten in Stockum wie in den anderen kleinen Stadtteilen eine Maximalfläche von 400 Quadratmetern vor, eine Zahl, die durch das aktualisierte Einzelhandelsgutachten auf 550 korrigiert wurde. Auch in Gesprächen mit Netto selbst habe er „alles versucht zu ventilieren“, sagte Kühn. So habe er erfahren, das Netto auch kleinere Testmärkte betreibe, allerdings nur in Großstadtlagen. In Stockum sei 1000 Quadratmeter die Wunschgröße und 800 die Untergrenze. Kühn berichtete auch „von der ganz eigenen Logik“ der Marktbetreiber, die bei verkleinerte Fläche nicht etwa das Warenangebot verkleinern, sondern Regale höher bauen und enger stellen, um die gleiche Warenmenge unterzubringen.
CDU: Große Mehrheit der Stockumer will den Markt
Marius Ross, Ausschussmitglied der CDU und selbst Stockumer, sagte, dass ein funktionierender Einzelhandel wichtig für die sozialen Kontakte sei und dass im Ort die große Mehrheit der Bürger für den Markt sei. Dies werde auch von allen drei Stockumer Ratsvertretern, egal welcher Partei, unterstützt. Die Überschreitung von 130 Quadratmetern sehe er als minimal an und die Entscheidung für den Markt in Stockum sei auch eine Entscheidung für das ganze obere Sorpetal. Eine Sichtweise, die Hagens Ortsvorsteher Klaus Rainer Willeke ganz und gar nicht teilte. Ein solch großer Markt, noch dazu direkt an der Durchgangsstraße, sei mehr als ein Nahversorger. Er sei ein schwerer Schlag gegen den mühsam aufgebauten Dorfladen in Hagen. Willeke forderte zu mehr Miteinander und Zusammenarbeit unter den Dörfern auf.
SPD: Zu groß und falscher Standort
Hans Klein, Fraktionsvorsitzender der WISU und aus Amecke, sagte, er würde gerne in Stockum einkaufen und er sei für einen Markt in Stockum, allerdings nicht an dieser Stelle, weil er dort die schutzwürdigen Interessen der Anlieger verletze. Klar für den Markt sprach sich Hanns-Rüdiger Fehling (FDP) aus. Stockum brauche die Versorgung und alles andere sei versucht worden. SPD-Fraktionschef Michael Stechele nannte die Planung grenzwertig. Am Ende des Tages werde dieser Markt zu groß sein und am falschen Standort stehen. Auch Antonius Becker sprach sich dafür aus, einen Markt in dieser Größenordnung abzulehnen. Er sei sicher, dass sich aus der Notwendigkeit geboren auch mitten im Ort etwas entwickeln werde, wenn das bestehende Lebensmittelgeschäft schließe.
Ende eines vierjährigen Kampfes
Auch Jürgen ter Braak (SPD) formulierte seine „erheblichen Bauchschmerzen“, auch wenn er um die Bedeutung einer Versorgungsmöglichkeit für die Identität eines Dorfes wisse. Aber auch in Endorf, Westenfeld und Hellefeld, wo es keinen Laden mehr im Dorf gebe, sei seines Wissens noch niemand verhungert. Stockums Ortsvorsteher Reimund Klute forderte nach einem inzwischen über vierjährigen Kampf endlich eine Entscheidung. und die könne nur „Lieber 130 Quadratmeter zu viel als 650 zu wenig!“ heißen. Eine Entscheidung, die so getroffen und von den Zuschauern, die auch nach der Windkraft-Debatte noch geblieben waren, auch kräftig beklatscht wurde.