Arnsberg/Meschede. Sechs Jahre nach der Fusion der drei Arnsberger Krankenhäuser steht die nächste Fusion ins Haus. Das Klinikum Arnsberg und das St. Walburga-Krankenhaus in der Kreisstadt Meschede wollen ihre bestehende Kooperation kurzfristig weiter intensivieren und streben die Fusion an. Erklärte Ziele sind bessere Versorgungsangebote mit mehr Spitzenmedizin in der Region und die Sicherung der Krankenhausstandorte. Meschede soll als vollwertiges Krankenhaus bestehen bleiben, auch die derzeit rund 2250 Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben. Beide Seiten haben ein Zentren- und Standortkonzept mit vier Standorten, zwölf Zentren und 927 Betten erarbeitet, das sich bereits im krankenhausrechtlichen Prüfprozess befindet. Sollte der bis Ende des Jahres finalisiert sein, könnte die Fusion sogar rückwirkend zum 1. Januar 2017 in Kraft treten.
„Mitarbeiter geben uns Rückenwind“
Werner Kemper, Sprecher der Geschäftsführung des Klinikums Arnsberg, und Hartmut Hagmann, Regionalgeschäftsführer der Alexianer Misericordia GmbH, der Trägerin von St. Walburga, informierten am Mittwoch nachmittag im Rahmen einer Pressekonferenz im Neheimer Kaiserhaus. Zuvor hatte es in Meschede und Arnsberg Mitarbeiterversammlungen gegeben. „Die erste Reaktionen waren Erleichterung, Zustimmung und Beifall. Die Mitarbeiter geben uns Rückenwind, wollen den Weg mitgehen, der ein Weg der Stärke und des Wachstums ist“, beschrieb Hagmann die Atmosphäre.
Aus Kooperation soll Fusion folgen
„Die bisherige Krankenhauskooperation hat gezeigt, dass die Herausforderungen infolge des neuen Krankenhausstrukturgesetzes nur bewältigt werden können, wenn wir in der Patientenversorgung und den Gesellschaften weiter zusammenrücken. Wir können Standorte nicht mehr sichern aus einer losen Kooperation heraus“, sagte Kemper. „Ohne gesellschaftsrechtliche Verflechtung ist das Zusammenbrechen einzelner Standorte nicht mehr abwendbar“, fügte Hagmann hinzu. „Wir müssen sehen, dass wir die Versorgung der Bevölkerung auf die Reihe kriegen. Das geht nur zusammen und nicht gegeneinander.“ Für die Alexianer als christlicher Orden mit 800-jähriger Tradition gehe es um Anspruch und Glaubwürdigkeit. Ein Verkauf sei da kein Thema gewesen, weil verantwortungslos, so Hagmann. Es habe auch Gespräche mit dem Briloner Krankenhaus gegeben, doch die seien ins Leere gelaufen. In Arnsberg sei man dagegen auf Offenheit und gute Ideen gestoßen.
Prüfverfahren zur Fusion läuft
Klinikum und Alexianer haben einen Konzeptvorschlag zur Fusion erarbeitet und die Aufnahme der neuen gemeinsamen Gesellschaft in den Krankenhausplan NRW beantragt. Damit ist das krankenhausrechtliche Genehmigungsverfahren eröffnet. „Ein ergebnisoffener komplexe Prüfprozess“, so Kemper. In diesen Verfahren können von über 40 Seiten Stellungnahmen eingebracht werden. Parallel laufen die krankenhausrechtliche, wettbewerbsrechtliche und kartellrechtliche Prüfung des angestrebten Vorhabens. Erst wenn dieser Prüfprozess durchlaufen und abgeschlossen ist, können die finalen Entscheidungen und Beschlüsse in den Gremien der Trägergesellschaften gefasst werden. „Wir arbeitet darauf hin, bis Anfang des 4. Quartals 2017 Ergebnisse auf dem Tisch zu haben“, so Kemper und Hagmann.
Neuer Name kommt – Klinikum HSK nur Arbeitstitel
Die neue Krankenhaus-Gesellschaft soll von drei Gesellschaftern getragen werden. Dies sind die Stiftung Carolinen-Hospital Hüsten, die St. Johannes- und Maria-Stiftung sowie die Alexianer Misericordia GmbH Krankenhausträgergesellschaft. Wie groß die jeweiligen Anteile sein werden, gehört zu den zahlreichen noch offenen Fragen. Das müsse erst noch ein Gutachter bewerten, sagte Kemper, alles, was er bisher dazu gehört habe, sei reine Spekulation. Auch der neue Name des Fusionskinds steht noch nicht fest. „Klinikum HSK“ sei ein reiner Arbeitstitel. Klar sei nur, dass die alten Namen nicht bleiben, weil man ja zeigen wolle, dass man etwas Neues mache. Auch über den Standort der Zentrale sei noch nicht gesprochen worden, ebensowenig über das Personal an der Spitze.
Fusion ist Chance auf weitere Spitzenmedizin
Das Klinikum Arnsberg und das St. Walburga-Krankenhaus wollen mit der Fusion Kräfte bündeln, die Versorgungsmöglichkeiten erweitern und die stationäre Gesundheitsversorgung in der Region zukunftsfähig ausrichten. Der an mehreren Standorten bereits eingeschlagene Weg der Entwicklung von Schwerpunktzentren soll durch die Fusion fortgesetzt werden. Dazu sollen zwölf Schwerpunkte, verteilt über die Standorte, etabliert werden. Insbesondere soll die Versorgung für Schwersterkrankte, für Notfall- und Unfallpatienten sowie für Krebskranke gestärkt werden. Der Krankenhausstandort Meschede soll stabilisiert und als vollwertiges Krankenhaus erhalten bleiben. „Eine Fortführung als Portalkrankenhaus haben wir nie diskutiert“, so Kemper. In Meschede soll es ein Onkologisches, ein Chirurgisches und ein Internistisches Zentrum geben sowie Intensiv- und HNO-Betten.
Ein Qualitätssprung
„Für die Patienten wird es ein Qualitätssprung. Es gibt keinen Alleskönner mehr, der vom Nacken bis zum Hacken alles macht. Ein Team von Spezialisten blickt künftig auf den Patienten, der meist ja auch drei, vier verschiedene Erkrankungen hat“, sagt Hagmann. Und Dr. Dirk Böse, stellv. Ärztlicher Direktor des Klinikums, ist überzeugt, dass der Arbeitsplatz Sauerland für Ärzte wie für Pflegeperonal deutlich attraktiver wird, wenn das medizinische Angebot ausgeweitet wird. „Wir wollen die Abwanderungsquote aus der Region von weiter absenken. Dazu brauchen wir Fachkräfte“, so Kemper. Er will die Abwanderungsqoute von derzeit 24 Prozent auf 15 Prozent drücken. In den 1990-er Jahren ließen sich noch 40 Prozent der Hochsauerländer außerhalb der Kreisgrenzen behandeln, kurz vor Gründung des Klinikums im Jahr 2010 waren es 32 Prozent.
Zusätzliche Arbeitsplätze
Der Personalbestand von derzeit rund 2250 Mitarbeitern soll nach der Fusion noch anwachsen. Auch nach der letzten Fusion sei nicht abgebaut, sondern neu eingestellt worden. „Sobald die krankenhausrechtliche Machbarkeit geprüft und erforderliche Grundsatzentscheidungen der Gremien gefallen sind, liegt den Gesellschaftern am Herzen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Prozess einzubeziehen und ihr Wissen und ihre Erfahrungen in die Ausgestaltung der künftigen Versorgungsstrukturen einzubinden“, so Kemper. Mit dem Zusammenschluss entstünde ein Klinikum mit 927 Planbetten (226 St. Walburga und 701 Klinikum), rund 2250 Beschäftigten (ca. 1750 Klinikum und ca. 500 St. Walburga), vier Standorten und jährlich ca. 41.000 stationär versorgten Patienten (ca. 30.000 Klinikum und ca. 11.000 St. Walburga).
Verteilung in Arnsberg noch offen
Noch offen ist die künftige Verteilung der Zentren auf die drei Krankenhausstandorte im Arnsberger Stadtgebiet. Aber auch hier erwartet das Klinikum noch im Laufe des Herbstes Klarheit aus der Landeshauptstadt. Bis dann der letzte grüne Stempel für das Bauprojekt am Neheimer Johannes-Hospital da sei, werde noch einige Zeit vergehen, sagte Geschäftsführer Volker Koch. Aber auch in der Zwischenzeit werde man sicherlich immer über einem Gebäude des Klinikums einen Baukran sehen. Denn gebaut werde auch zwischendurch.