Arnsberg. „Telemedizin hilft Leben retten“, sagte Werner Kemper, Sprecher der Geschäftsführung des Klinikums Arnsberg, als er am Freitag gemeinsam mit dem Ärztlichen Direktor Dr. med. Martin Bredendiek und Bürgermeister Hans-Josef Vogel die Neuigkeit verkündete, dass das Klinikum Arnsberg sich als einziges Haus in ganz Süd- und Ostwestfalen am Pilotprojekt „TELnet@NRW“ beteiligt. „Ein Volltreffer für den Standort Arnsberg“, so der Bürgermeister.
Auswärtige Spezialisten am Patientenbett
Per Telemedizin soll es ab dem kommenden Jahr möglich sein, bei Operations- und Unfallpatienten auswärtige Spezialisten – insbesondere von der Uniklinik Münster – quasi ans Bett des Patienten zu holen. Vor allem in schwierigen und strittigen Fällen von Infektionen soll eine Verlegung vermieden und die Diagnose beschleunigt werden, von möglicherweise mehreren Tagen auf nur noch drei Stunden. Mit dem Arnsberger Marienhospital und dem Hüstener Karolinenhospital werden beide Häuser des Klinikums mit Operationsgeschehen und Intensivstation am Projekt teilnehmen.
Infektiologie und Intensivmedizin
„Ziel ist es, die Behandlungsqualität insbesondere im Bereich Infektiologie und Intensivmedizin weiter zu steigern. Dazu wollen wir ab Januar 2017 einen siebenstelligen Betrag in Technik und Personal investieren, um ein sektorenübergreifendes telemedizinischen Netzwerks auf- und auszubauen“, so Kemper weiter. „Insbesondere bei schwerkranken Patienten und hochkomplexen Krankheitsverläufen ist die fachübergreifende Zusammenarbeit von Spezialisten unterschiedlicher Fachdisziplinen entscheidend für die bestmögliche Versorgung“, so Dr. med. Martin Bredendiek. „Die verschiedenen Spezialisten können aber nicht alle in jedem Haus vorgehalten werden. Das Netzwerk soll uns helfen, zusätzliche ärztliche Expertise schnell und einfach einbinden zu können, beispielsweise durch gemeinsame telemedizinisch unterstützte Visiten oder Fallkonferenzen. Der verbesserte Informationsaustausch ermöglicht zudem schneller voneinander zu lernen und Behandlungsstrategien gemeinsam zu optimieren.“
Videokonferenzen und Real-Time-Datenaustausch
In der Praxis kann das dann so aussehen, dass mobile Einheiten aus Computern, Bildschirmen und HD-Kameras bis an das Krankenbett gefahren werden können. Über diese Einheiten können auch Röntgenbilder und andere Befunde und Informationen des Patienten ausgetauscht werden. Verbunden sein werden sie über schnelle und hoch gesicherte Datenleitungen. Die erforderliche Technik gibt es am Klinikum Arnsberg in vielen Bereichen bereits. Aufbauend auf diese vorhandenen Grundlagen gilt es nun ein Netzwerk zwischen den medizinischen Fachrichtungen der Projektpartner zu spannen und gemeinsame Behandlungspfade und Prozesse zu etablieren.
Vogel: Digitaler Standort profitiert
„Der Ausbau der Telematik stellt einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der medizinischen Versorgung in der Region dar und stärkt den digitalen Standort Arnsberg“, betont Bürgermeister Vogel. Auf den Datenschutz werde großer Wert gelegt, so Kemper. So würden die Patienten keineswegs dauerhaft kameraüberwacht und auch für eine sichere Datenübertragung werde gesorgt. Die Patienten würden im Rahmen der jetzt schon üblichen Datenschutzvereinbarung bei der Aufnahme informiert und müssten zustimmen.
Millionen vom Bund
Am Aufbau des neuen telemedizinischen Netzwerks „TELnet@NRW“ nehmen aktuell 19 Krankenhäuser teil, darunter die Universitätskliniken Aachen und Münster sowie das Klinikum Arnsberg. Das Projekt wird mit rund 20 Millionen Euro über drei Jahre gefördert. Das Geld kommt aus dem Innovationsfonds des Bundes, der zur Hälfte von den gesetzlichen Krankenkassen und zur Hälfte aus Mitteln des Gesundheitsfonds finanziert wird, wobei das Klinikum Arnsberg seinen Anteil mit Eigenmitteln aufstocken will. Insgesamt soll nach der dreijährigen Projektphase in den 19 Krankenhäusern die Behandlung von insgesamt rund 50.000 Patienten ausgewertet werden. Kemper und Bredendiek sind sicher: „Der Patient gewinnt, das System gewinnt, unser Haus gewinnt und auch die Uniklinik in Münster.“