Neheim. „Das wird ein städtebauliches Kleinod, das für Jahrzehnte Zukunftsfähigkeit ins Wohngebiet Müggenberg bringen wird,“ sagte Johannes Rahmann und bekam dafür an alter Wirkungsstätte viel Beifall. Der pensionierte Stadtkämmerer war ins Rathaus gekommen, um als Aufsichtsratsvorsitzender der Arnsberger Wohnungsbaugenossenschaft im Bezirksausschuss von deren Bauvorhaben im Bereich Hardenbergstraße, Scharnhorststraße und Zum Müggenberg zu berichten.
Änderung des Bebauungsplans eingeleitet
Die Wohnungsbaugenossenschaft will hier ihre aus den 1950-er Jahren stammenden und – vor allem bei sanitären Standards und Brandschutz – nicht mehr zeitgemäßen Siedlungshäuser durch Neubauten ersetzen. Grundlage hierfür ist ein städtebauliches Konzept, das aus dem Landeswettbewerb „Generationengerechte Quartiersentwicklung – Wohnen und Leben Am Müggenberg“ hervorgegangen ist. Der Preisträger, ein Düsseldorfer Architekturbüro, war vor einer Woche im Arnsberger Bürgerbahnhof vom Staatssekretär geehrt worden. Der Bezirksausschuss Neheim sollte jetzt mit der Zustimmung zur Änderung des Bebauungsplanes NH 3 „Müggenberg“ die planungsrechtlichen Grundlagen für die Umsetzung dieses Konzeptes vorbereiten, die dann noch durch den Planungsausschuss und den Rat gehen müssen. Das taten die Neheimer Politiker einstimmig, sehr zur Freude von Johannes Rahmann, der nun mit einem Planverfahren ohne Verzögerung und einem Satzungsbeschluss im Herbst 2014 rechnet.
Anstelle der „bestehenden, mittlerweile abgängigen 50-er-Jahre-Siedlung“, wie es in der Fachsprache der Planer und Architekten heißt, soll innerhalb des natur- und innenstadtnahen gewachsenen Wohnumfeldes ein modernes und demographiefestes Wohnquartier entstehen. Durch die Schaffung eines Quartiersmittelpunktes mit Bewohnertreff, Sozialstation, Tagespflege, Mobilitäts – und Beratungsangeboten soll zudem ein generationengerechtes Quartier geschaffen werden, mit dem sich alle Bewohner identifizieren können. Ergänzend werden durch einen örtlichen Nahversorger und Gruppenwohnungen die Möglichkeit geschaffen, dass auch ältere Bewohner lange in „ihrem“ Quartier, in ihrem gewohnten sozialen Umfeld leben können.
2015 Abbruch der ersten sieben Häuser
Der Umbau der Siedlung, der auf acht bis zehn Jahre angelegt ist, soll Anfang 2015 mit dem Abbruch der ersten sieben Häuser an der Hardenbergstraße beginnen. Die Zahl von derzeit 220 Wohneinheiten soll wieder erreicht werden, wobei die Gesamtwohnfläche sogar größer wird. Auf die Frage aus dem Ausschuss, ob dass nicht etwas viel für den Wohnungsmarkt der Stadt sei, sagte Planer Thomas Vielhaber ein klares Nein, denn es handele sich um eine attraktive und ruhige, aber gleichwohl innenstadtnahe Lage, die auch die Vertreter des Ministeriums sehr beeindruckt habe. Die Leerstände von Wohnraum in der Stadt konzentrierten sich vor allem auf Altbauten, die an Hauptverkehrsstraßen liegen und stark belastet sind.
Keine Mondlandschaft während der Bauphase
Vielhaber lobte auch die hohe städtebauliche Qualität des Siegerentwurfs, der im Gegensatz zu vielen anderen der 40 Wettbewerbsteilnehmer auf Betonquader verzichte, eine kleinteilige Lösung rund um Höfe mit einem Baum in der Mitte vorsehe und auch – elegant die Topografie ausnutzend – die parkenden Autos unter der Erde verschwinden lasse. Auch die Überplanung des bisher in der Siedlungsmitte liegenden kleinen Wäldchens ist für Vielhaber mit Blick auf die Qualitäten des neuen Quartiers und die naturnahe Umgebung verschmerzbar. Auch Befürchtungen, die Anwohner könnten während der kommenden Jahre inmitten einer Mondlandschaft leben, wies er zurück. Da werde sensibel vorgegangen.
20 bis 25 Prozent der Wohnungen werden gefördert
Sehr interessiert waren die Ausschussmitglieder auch an den zu erwartenden Mietpreisen und am Anteil des sozialen Wohnungsbaus. Vielhaber berichtete, dass das Land gerade die Förderung neu geordnet habe und so 20 bis 25 Prozent der Wohnungen in der Siedlung öffentlich gefördert sein werden. Hier werde die Miete bei 4,69 Euro pro Quadratmeter liegen, bei Passivhausstandard, der auch dem Mieter Kosten erspare, 30 Cent höher. Für die restlichen Wohnungen nannte Vielhaber eine voraussichtliche Miete von 6,50 bis 7 Euro pro Quadratmeter. Auf weitere nachfrage versicherte er, dass es „keine Klumpenbildung“ geben werde, sondern eine kleinteilige Mischung. Und er berichtete auch, dass die Wohnungsbaugenossenschaft wegen der zu erwartenden attraktiven Wohnungen bereits neue Mitglieder bekommen habe, die sich bisher nicht für Genossenschaftswohnungen interessiert hätten.
Genossenschaft betreibt aktives Umzugsmanagement für ihre Mitglieder
Ratsmitglied Werner Frin, der nicht weit entfernt wohnt, fragte, ob den auch mit den Kunden, die noch da sind, behutsam umgegangen werde. Johannes Rahmann versicherte, die Genossenschaft sei sich der Verantwortung für ihre Mitglieder, die schließlich lebenslanges Wohnrecht hätten, sehr wohl bewusst. Und auch Vielhaber erklärte, dass es ein aus seiner Sicht transparentes und gutes Umzugsmanagement geben werde. Schließlich war es auch ein Ziel des Landeswettbewerbs, dass die Bewohner innerhalb des Quartiers umsiedeln können, ohne dass sie ihre vertraute Umgebung verlassen müssen.
Auch der Bezirksausschussvorsitzende Klaus Humpe schloss sich „angesichts der jüngsten sehr gelungenen Bauten der Wohnungsbaugenossenschaft in Hüsten“ den hohen Erwartungen von Johannes Rahmann an.