Hochsauerlandkreis. Bei der Vorstellung der Kriminälitätsstatistik für den HSK ist Kriminaloberrat Hans-Jürgen Baum auch auf das Thema Kinderpornografie eingegangen. Bei einer insgesamt im Rahmen üblicher Schwankungen leicht angestiegenen Fallzahl von Sexualdelikten ist das Delikt Verbreitung von Kinderpornografie, derzeit in aller Munde, im Jahr 2013 kreisweit um 25 Prozent von zwölf auf neun Fälle gesunken. Dennoch sieht der Kripochef hier eine große Herausforderung für die Zukunft. Er berichtete von einem derzeit anhängigen Fall, bei dem zwei Kripobeamten, wenn sie sich jeweils acht Stunden täglich nur mit diesem Fall beschäftigen, voraussichtlich acht Monate brauchen werden, um alle Fotodateien zu sichten. Ein enormer Aufwand, der einen wünschenswerten schnellen Prozess innerhalb weniger Wochen oder Monate unmöglich mache. Und ein Aufwand, der auch nicht abgekürzt werden könne, so Baum. Es reiche nicht mehr, ein paar besonders spektakuläre Fälle für die Anklage herauszupicken. Denn die Verteidiger forderten inzwischen immer häufiger eine umfassende Aufklärung.
Plädoyer für Vorratsdatenspeicherung
Neben dieser Datenflut haben die Ermittler aber ebenso Probleme mit dem schnellen Löschen von Daten. Die Verbreitung von Kinderpornografie geschehe vorwiegend über Chat-Räume und per Email, so Baum. Diese Daten würden derzeit von den Providern aber bereits nach einer Woche wieder gelöscht, oft viel zu früh für Ermittlungen. Der Kripochef setzt deshalb seine Hoffnungen auf neue europaweite Regelungen für die Vorratsdatenspeicherung.
Baum erläuterte auch, dass das reine Aufrufen von Internetseiten mit kinderpornografischen Inhalten nicht verfolgt werde, sondern nur die Verbreitung, die allerdings meist auch geschehe. Zudem, so Baum, sei bei Kinderpornografie immer von einem sexuellen Mißbrauch zu Lasten des abgebildeten Kindes auszugehen, was ebenfalls zu Ermittlungen führe.