Arnsberg. Normalerweise wäre an diesem Wochenende das Pfingstschwimmfest des SV Neptun Neheim-Hüsten im Freibad Neheim. Sportler aus verschiedenen Nationen würden seit dem frühen Morgen um Medaillen und Pokale schwimmen, sich treffen und u.a. den internationalen Frühschoppen feiern. Aber die Corona-Krise und die noch gültigen Bestimmungen machen sowohl den Wettkampf als auch die Nutzung des Freibades Neheim unmöglich. Nicht anders geht es dem „Storchennest“ in Arnsberg, dem Freibad des Kneippvereins. Das Hallenbad im NASS öffnet ab 5. Juni wieder eingeschränkt.
Freibad Neheim und Storchnest bleiben 2020 geschlossen
Hin und her haben die Entscheider und Beteiligten überlegt und beraten, in den letzten Tagen ist dann die Entscheidung gefallen: Die öffentlichen Freibäder in Arnsberg bleiben in diesem Jahr geschlossen. Für den Förderverein Freibad Neheim und den Kneippverein Arnsberg eine schwere, aber letztendlich unumgängliche Entscheidung. „Am 21. Mai wäre die Öffnung geplant gewesen“, sagt Axel Blanke, Vorsitzender des Fördervereins Freibad Neheim. Dann das Pfingstschwimmfest und ab dem Dienstag nach Pfingsten ungetrübtes Badevergnügen für Hunderte von Besuchern täglich – wenn das Wetter mitspielt. An guten Tagen verzeichnete das Bad regelmäßig bis zu 2.000 Besucher. „Freibad bei 30 Grad ist eine Großveranstaltung“, weiß Axel Blanke vom Förderverein aus Erfahrung.
Freibad Neheim mit bis zu 2.000 Besuchern
Doch für Blanke und sein Team sind viele Fragen offen geblieben: Lassen sich die angeordneten Regeln zum Abstand im Wasser und auf dem Gelände umsetzten? Wie wird der separate Ein- und Ausgang geregelt und kontrolliert? Welchen Aufwand muss der Verein in Zusammenarbeit mit der Stadt Arnsberg für die Desinfektion und sonstige Hygiene treiben? An den Ein- und Ausgängen hätte man wohlmöglich Security positionieren müssen, die bei Überfüllung des Bades dicht machen und das auch den ungeduldig wartenden Badegästen erklären. Sanitäranlagen, Duschen am Beckenrand, Handläufe und mehr hätten mehrfach täglich desinfiziert werden müssen. „Wir hatten schon Mehrkosten in einem vierstelligen Bereich kalkuliert“, sagt Blanke. Und das täglich!
10 Quadratmeter pro Gast nötig
Letztendlich wäre der Freibadbesuch nicht so gewesen, wie ihn sich die Gäste vorgestellt hätten. Schon gar nicht im üblichen Umfang. Bei einer Mindestfläche von 10 Quadratmetern pro Gast wäre im Becken nur Platz für 125 Schwimmerinnen und Schwimmer gleichzeitig gewesen. Und auf der Liegewiese wäre Corona-bedingt bei 300 Menschen Feierabend gewesen. Viel Aufwand und Kosten für nur wenige Gäste, die in den Genuss eines Besuchs gekommen wären. Bis zu diesem Wochenende hängt das Freibad Neheim auch hinter den sonst üblichen Vorbereitungen hinterher. War sonst das Pfingstschwimmfest ein Zeit-Zeichen, das Bad auch für den späteren Besuch danach „fertig“ zu haben, so hat diesmal die Corona-Krise mit ihren ganzen Ungewissheiten, sich manchmal täglichen ändernden Vorschriften und dem mitunter sorgenvollen Blick in die Zukunft dem Badevergnügen nun endgültig einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die bis zu 60 freiwilligen Helfer im Bad konnten noch nicht mal starten.
Gemeinsame Entscheidung in der Stadt
Mit der gemeinsamen Entscheidung, die Freibäder in Arnsberg geschlossen zu lassen, muss auch der Kneippverein Arnsberg leben. Schatzmeisterin Ursula Hansch kennt die Herausforderungen und auch die besonderen Schwierigkeiten, denen sich Bäder in großen Städten und im rein städtischen Betrieb nicht so stellen müssen. Auch der Kneippverein Arnsberg muss das „Storchennest“ in Arnsberg mit einem Zuschuss der Stadt Arnsberg betreiben. Die Anforderungen, das Bad in Zeiten von Corona zu öffnen, wären enorm gewesen und den Herausforderungen für das Freibad Neheim ähnlich.
Keine Möglichkeit zu Vorbereitungen
„Zur Vorbereitung dieser Saison ist noch nichts möglich gewesen“, sagt Hansch mit Blick auf die sonst üblichen Vorbereitungen. Die zu leisten zählt der Kneippverein auf die tatkräftige Mitarbeit vieler Freiwilliger, die den Betrieb dann überhaupt erst möglich machen. Die Schwimmbecken hätten ohnehin erst im Mai geöffnet, aber seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist auch die Sauna des Storchennestes geschlossen. „Wir haben sogar noch das alte Wasser aus dem letzten Jahr im Becken“, gibt die Schatzmeisterin zu bedenken. Normalerweise hätten bis zu 600 Besucher im Bad ihren Platz im Wasser und auf den Liegewiesen gefunden, in Zeiten von Corona natürlich deutlich weniger. Da tun sich auch beim Kneippverein als Betreiber Zweifel an einen auch nur halbwegs wirtschaftliche Betrieb des eigenen Bades auf. Leider, sagt Ursula Hansch, sei doch am großen Kinderbecken eine neue Rutsche für diese Saison installiert worden.
Zweifel an nur halbwegs wirtschaftlichem Betrieb
Jetzt ist die Entscheidung mit der Stadt gefallen: Die Freibäder werden in diesem Jahr nicht öffnen! „Dieser Schritt fällt uns nicht leicht. Wir hätten uns sehr gewünscht, den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt in diesem Sommer die Erholung in unseren Freibädern ermöglichen zu können, sind aber zu dem Entschluss gekommen, dass eine Öffnung der Bäder unter den geltenden Hygieneauflagen kaum machbar ist“, erklärt der Arnsberger Bürgermeister Ralf Paul Bittner. Aber allein die Begrenzung der Besucher auf fast nur noch ein Zehntel der sonst möglichen Besucher sei ein Grund für die Entscheidung gewesen, heißt es in einer Mitteilung der Stadt Arnsberg.
In den Bädern wird an die Zukunft gedacht
In beiden Bädern denkt man jetzt aber an die Zukunft: So soll im Freibad Neheim vor allem das inzwischen schon 85 Jahre alte Hauptschwimmbecken saniert und mit vereinten Kräften – wenn dies wieder zugelassen ist – auf Vordermann gebracht werden. Auch im Storchennest Arnsberg sollen Sanierungsarbeiten erfolgen. Denn für die beiden Vereine, die jeweils ihre Bad in Arnsberg betreiben ist klar: Die nächste Schwimmsaison kommt ganz bestimmt! Bis dahin dürfen sich Schwimmfreunde über die Öffnung des NASS in Hüsten ab dem 5. Juni freuen. Für einen Besuch sind aber bestimmte Hygienevorschriften zu beachten.
(Text: Frank Albrecht)